Mehr als nur Fußball-Reserveteams? Warum zweite Mannschaften für Ärger sorgen

Bielefeld. Auch das ist Drittliga-Alltag: Mit Freiburg II ist am Samstag (Anstoß 14 Uhr) nach längerer Zeit mal wieder die Zweitvertretung einer Bundesliga-Mannschaft in der Bielefelder Schüco-Arena zu Gast. Im Oktober folgt dann das Gastspiel von Borussia Dortmund II. Mit diesen beiden Mannschaften sind jetzt in der dritten Saison in Folge zwei U23-Teams in der dritten Liga vertreten. Ganz unumstritten ist das nicht. Denn viele Vereine nutzen so die Möglichkeit, ihrem Profikader Spielzeit zu verschaffen und schicken mitunter Champions-League-erfahrene Spieler in der dritten Liga auf den Platz. So hat Freiburg II in der aktuellen Saison mit Keeper Benjamin Uphoff und Stürmer Junior Adamu bereits zwei Spieler aus dem Profikader eingesetzt, Dortmund II mit Torhüter Marcel Lotka sowie den Mittelfeldspielern Abdoulaye Kamara und Ole Pohlmann gleich drei. Bei den Profis spielte jedoch keiner der genannten bisher eine große Rolle. Ob das sportlich ein Vor- oder Nachteil ist, lässt sich diskutieren: Einerseits stehen Drittliga-Spieler damit Profis aus der Bundesliga gegenüber, die ein ganz anderes Niveau auf den Platz bringen. Andererseits könnte genau das ein Schwachpunkt sein, weil die Integration ins Team hier deutlich schwerer fällt. Das räumte in der vergangenen Saison auch Freiburg-Trainer Thomas Stamm ein: "Es ist grundsätzlich immer schwierig. Sie machen alle Einheiten oben und sind dann im Abschlusstraining bei uns", sagte er bei "Magenta Sport". "Hauptaufgabe nicht, Spiele zu gewinnen" Die dritte Liga stellt für die Zweitvertretungen durchaus auch eine Herausforderung dar: "Es ist für eine zweite Mannschaft in dieser Vollprofi-Liga einfach schwer, mit gestandenen Traditionsvereinen standzuhalten", sagte Christian Preußer, Ex-Trainer von Borussia Dortmund II, vor dem Start der Saison 2022/23 im Interview bei "schwatzgelb", einem Online-Fan-Magazin über Borussia Dortmund. "Der Unterschied von der Regionalliga zur dritten Liga ist aus meiner Sicht sehr groß, die Jungs brauchen es, sich auf dem Level zu messen, damit der Abstand zu den Profis nicht zu groß wird." Denn das, brachte Preußer es im selben Interview auf den Punkt, sei das, worum es wirklich geht: "Meine Hauptaufgabe wird nicht sein, Spiele zu gewinnen, sondern dass ein Spieler im Laufe der Saison oben bei den Profis ankommt." Daraus resultiert der gerade bei Regionalligisten verbreitete Vorwurf, zweite Mannschaften würden die Liga nur als Spielwiese oder eine Art Steigbügelhalter der Bundesliga-Vereine für deren Nachwuchs nutzen. In den fünf deutschen Regionalligen sind in der aktuellen Saison immerhin 19 zweite Mannschaften von Bundesligisten vertreten. Ob eine davon das Potenzial hat, Meister zu werden oder theoretisch den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen, ist nach ein paar wenigen Spieltagen kaum vorherzusagen. "Wenn die U-Teams wirklich ernst machen, haben wir keine Chance mitzuhalten", sagte der ehemalige Geschäftsführer der Kickers Offenbach im "Kicker", als in der Saison 2020/21 nicht sein Verein, sondern Freiburg II als Aufsteiger hervorging. Im selben Jahr schaffte auch die Zweitvertretung von Borussia Dortmund den Sprung in die dritte Liga, was vor allem dem ehemaligen Arminia-Geschäftsführer Marcus Uhlig, jetzt Vorstandsboss bei Rot-Weiss Essen, sauer aufstoß: "Wir erleben in den Regionalligen eine Ungleichheit der Waffen", sagte er. Essen fehlten am Ende drei Punkte zum Aufstieg, Dortmund II stieg also trotzdem nicht unverdient auf. Warum Arminia nicht gegen Freiburg II Relegation spielte Höherklassiger werden Dortmund II und Freiburg II jedoch nicht spielen, denn die Spielordnung des DFB sagt klar: "Das Recht zum Aufstieg in die 2. Bundesliga entfällt für den Verein, der bereits mit einer Mannschaft am Spielbetrieb der Lizenzligen des kommenden Spieljahres teilnimmt" – zweite Mannschaften dürfen also nicht in die Zweite Liga aufsteigen. Deshalb musste Arminia Bielefeld in der vergangenen Saison auch in die Relegation gegen Wehen Wiesbaden und nicht gegen den VfL Osnabrück: Freiburg II musste als Zweiter der Abschlusstabelle den Platz freimachen und Osnabrück den Vortritt beim Aufstieg lassen. Vor allem finanziell haben die beiden Zweitvertretungen in der aktuellen dritten Liga dem Rest viel voraus: Der durchschnittliche Marktwert der Spieler ist deutlich höher als bei den anderen Vereinen, nur Dynamo Dresden kann mithalten. Doch nun winkt den Vereinen mehr Geld. Um mehr Interesse hinter den beiden höchsten Spielklassen zu erzielen, gab es zu Beginn der Saison einen neuen TV-Vertrag, der gleichzeitig auch mehr Geld für die Vereine bedeutete. Die Zweitvertretungen der Bundesliga-Klubs sind davon ausgenommen. In dem vierjährigen Zeitraum werden 104,8 Millionen Euro für die nationalen Medienrechte generiert. 90 Prozent werden an die Klubs ausgeschüttet, das sind 1,31 Millionen Euro pro Klub. Damit wurde nach DFB-Angaben eine Steigerung von fast 50 Prozent im Vergleich zum bisherigen Medienrechte-Zyklus erzielt. Übrigens: Arminia Bielefeld hat die eigene U23 im Jahr 2018 vom Spielbetrieb der Oberliga abgemeldet. Dies hatte zum einen sportliche, aber vor allem wirtschaftliche Gründe. So war die Abmeldung der U23 ein Beitrag des DSC zum Entschuldungskonzept des Vereins.

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