Arminia-Stürmer Fabian Klos: "Wir haben uns nicht immer die Wahrheit gesagt"

Fabian, wie lange haben Sie gebraucht, um den Abstieg zu verdauen? Es war nicht nur der Abstieg, gerade in den beiden Relegationsspielen ist drumherum sehr viel passiert. Ich habe ein paar Tage gebraucht, um das zu verarbeiten. Sich im Urlaub mit Stefan Ortega Moreno über Fußball auszutauschen und alles durchzusprechen, hat dabei geholfen, einen Haken daran machen zu können. Spätestens nach den Gesprächen mit dem Sportdirektor und dem Trainer hatte ich wieder Lust. Haben Sie sich als Kapitän gefragt, was Sie hätten anders machen können? Ja. Aber nicht, weil ich Kapitän war, sondern weil ich das als Mensch immer so mache. Wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie es sollte, dann hinterfrage ich mich. Bei einem Abstieg kann sich niemand komplett von Schuld frei machen. Das habe ich für mich selbst auch nicht getan. Zu einem gewissen Zeitpunkt der Saison hatte ich das Gefühl, dass Dinge in die falsche Richtung laufen und ich habe es nicht geschafft, es in die richtige Richtung zu drehen. Das sind kleine Fehler, aus denen versuche ich zu lernen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hartmut Ostrowski hat ein düsteres Bild von der Stimmung im sportlichen Bereich des Vereins gezeichnet. Hat er recht? Ich habe die Aussagen gelesen. Die waren nicht zwingend überraschend für mich. Ich finde es gut, dass das deutlich formuliert wurde und dass Dinge angesprochen wurden, die auch ich teilweise so wahrgenommen habe. Er hat das Recht, solche Aussagen in der Öffentlichkeit zu tätigen. Damit hat es sich für mich erledigt. Wie ist der Zustand des Klubs jetzt? Der Verein ist auf dem Weg der Besserung. Momentan kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass keine vergiftete Stimmung herrscht. Ganz im Gegenteil. Welchen Eindruck haben Sie von der sportlichen Führung um Sportchef Michael Mutzel und Trainer Mitch Kniat? Ich würde da auch Christoph Wortmann als Geschäftsführer reinnehmen. Er hat lange genug vieles alleine machen müssen. Es tat ihm dann gut, dass mit Michael Mutzel ein sehr guter Mann an seine Seite gekommen ist. Es ging in der Sommerpause sicher vielen Arminia-Fans wie mir auch. Ich habe tagtäglich geguckt, ob wir Spieler verpflichtet haben. Michael hat super Arbeit geleistet. Da waren keine Schnellschüsse dabei, es war alles sehr gut durchdacht. Jetzt sind Leute da, die charakterlich zu diesem Klub passen und harmonieren. Das war in der jüngeren Vergangenheit nicht immer der Fall. Wir befinden uns auf einem richtig guten Weg. Wie ist Ihr Verhältnis zum Trainer? Es ist ein gutes Trainer-Führungsspieler-Verhältnis. Seine Ansprache ist sehr ehrlich und direkt. Damit komme ich sehr, sehr gut klar. Es ist das, was uns lange abgegangen ist. Wir haben uns im Verein nicht immer alle die Wahrheit gesagt. Der Trainer trägt sein Herz auf der Zunge und so bin ich auch. Das gilt aber für das gesamte Trainerteam. Man merkt, dass sie auch auf einer Wellenlänge sind. Sie haben einen klaren Plan, mit dem ich mich sehr gut identifizieren kann. Wurden Sie im Sommer um Rat gefragt? Nein. Ich bin immer noch Spieler dieses Vereins. Das habe ich weder erwartet noch würde ich es mir anmaßen. Ich habe mit Michael und Mitch nach ihren Vorstellungen kurz telefoniert. Dass wir uns zügig ausgetauscht haben, war ein schönes Zeichen. Und Ihr Eindruck von der Mannschaft? Positiv. Ich habe zum Ende der letzten Saison gefordert, dass wir wieder Spieler brauchen, die Bock auf Arminia haben. Das ist genau mein Eindruck. In welcher Rolle sehen Sie sich in diesem Team? In der, die ich immer innehatte: Führungsspieler. Das hat sich noch mal auf eine andere Ebene bewegt, weil der Altersunterschied etwas größer ist als in der Vergangenheit. Das empfinde ich aber nicht als Problem. Die anderen Jungs nehmen mich nicht als alten Sack wahr. Ich fühle mich wohl in ihrer Mitte. Wie war es für Sie, am ersten Tag wieder zum Training zu kommen? Wir haben uns wie bei einer Auswahlmannschaft gefühlt. Keiner kannte keinen. Es war an den ersten Tagen auf jeden Fall komisch. Das Schöne ist, dass es dann relativ schnell normal wird. Spätestens mit dem Trainingslager wachsen wir als Team zusammen. Wann haben Sie entschieden, den Vertrag zu verlängern? Schon vor den Relegationsspielen – unabhängig vom Ausgang. Warum hängen Sie noch ein Jahr dran? Ich liebe diesen Verein. Er ist meine sportliche Heimat. Wird es Ihre letzte Saison? Ich gehe mit dem gleichen Gefühl in die Spielzeit wie in den vergangenen Jahren. Ich habe gemerkt, dass es wenig sinnvoll ist, weit vorauszuplanen. Stattdessen lasse ich alles auf mich zukommen, bin total entspannt, weiß gleichzeitig aber auch, dass ich keine drei oder vier Jahre mehr im Fußball habe. Wie ist Ihre körperliche Verfassung nach den Verletzungsproblemen der vergangenen Saison? Ich stehe voll im Saft. So wie sich Trainer über Spieler schlaumachen, läuft das auch andersherum. Nach der Verpflichtung von Mitch hatte ich meine Quellen und wusste relativ schnell, was bei ihm gefordert ist. Dank meiner Erfahrung wusste ich, wie mein Fitnesszustand sein muss, um mithalten zu können. Hat sich an Ihrem Anspruch, Stammspieler zu sein, irgendetwas geändert? Nein. Das sollte der Anspruch jedes Spielers sein. Ähnliches sagte auch Ihr neuer Sturmkonkurrent Manuel Wintzheimer. Welchen Eindruck haben Sie von ihm? Wir kennen uns natürlich noch nicht lange, aber haben überhaupt keine Probleme. Ich weiß, dass es von außen wirkt wie ein Konkurrenzkampf. Es ist aber überhaupt nichts Negatives daran, wenn man zwei Mittelstürmer hat, die wissen, wo das Tor steht. Ich bin mir sicher, dass es genug Momente gibt, wo wir gemeinsam auf dem Platz stehen werden. Was kommt auf die Arminia in der 3. Liga zu? Bei 95 Prozent der Auswärtsspiele werden wir der große Name sein, gegen den jeder Bock hat, zu zocken. Es wird für uns nicht ein einziges leichtes Spiel geben. 8.000 verkaufte Dauerkarten. Auf die Unterstützung der Fans ist weiter Verlass. Es ist Wahnsinn und ich kann nur 'Danke' sagen. Es zeigt das, was ich versuche, zu leben. Wenn man lange genug an diesem Verein hängt, kommt man von ihm nicht weg. Dann ist die Liga auch egal. Die Fans mussten viel ertragen, aber ich bin mir sehr sicher, dass es jetzt wieder positiver wird. Wir haben die Möglichkeit, in dieser Saison etwas zurückzugeben. Machen Sie das an Leistungen oder Ergebnissen fest? In erster Linie an Leistungen. Klar, habe ich keinen Bock mehr zu verlieren. Aber die Leute werden uns viel verzeihen, wenn die Leistung stimmt. Was trauen Sie der Mannschaft zu? Dass wir genug Punkte holen, um mindestens im gesicherten Mittelfeld zu stehen. Ich werde aber nicht irgendwelche Ziele ausrufen. Dafür ist es zu früh, weil wir auch noch nicht komplett sind.

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