Arminia-Boss Ostrowski leistet Abbitte - und greift Arabi scharf an

Bielefeld. Vor allem im sportlichen Bereich blieb bei Arminia Bielefeld nach dem Doppel-Abstieg in den vergangenen zwei Jahren kaum ein Stein auf dem anderen. Rund um die Führungsgremien herrschte erstaunliche Ruhe – sehr zum Unmut der Anhänger. Viele schreiben dem Aufsichtsratvorsitzenden Hartmut Ostrowski und Präsident Rainer Schütte einen nicht unerheblichen Anteil am Absturz zu, forderten eine Aufarbeitung der Ereignisse. Der öffentliche Druck auf die Gremiumsmitglieder erhöhte sich zuletzt spürbar. Am Freitag äußerte sich Ostrowski schließlich im Beisein von Schütte ausführlich zum tiefen Fall des DSC. Es wurde eine schonungslose Analyse der vergangenen beiden Jahre. "Wir übernehmen die Verantwortungen für den doppelten Abstieg", redete Ostrowski nicht lange um den heißen Brei. Der Aufsichtsrat, den er seit November 2013 anführt, habe die Zeit seit dem Sommer 2021 rigoros aufgearbeitet. Das Ergebnis könnte vernichtender kaum sein. Bereits das Konzept des Ausbildungsvereins, das von den Geschäftsführer Markus Rejek und Samir Arabi ausgerufen wurde, habe sich "auf ganzer Linie als Misserfolg entpuppt". Vor allem aber am Wirken von Arabi seit dem Sturz in die 2. Bundesliga ließ Ostrowski kaum ein gutes Haar. Die Spieler, die nach dem Abstieg verpflichtet wurden, seien "ausnahmslos Flops gewesen und haben nie das für die 2. Liga notwendige Niveau erreicht. In der Rückrunde haben wesentlich Leistungsträger versagt - die allesamt vom Abstieg profitieren", sagte Ostrowski. Auch hätten "ausgewählte Trainer" seit April 2022 nie einen Zugang zur Mannschaft gefunden, das Trainerteam zudem "ohne Koordination gearbeitet". Zu diesen zählten seiner Ansicht nach nicht nur Uli Forte und Daniel Scherning, sondern auch der erfahrene Torwarttrainer Marco Kostmann und Arminias letzter Cheftrainer Uwe Koschinat, den das Gremium nach dem Aus von Arabi selbst verpflichtet hatte. Schwere Vorwürfe gegen Arabi Zwar seien Aufsichtsrat, Präsidium und Wirtschaftsrat über sämtliche Schritte informiert gewesen und hätte alle Entscheidungen mitgetragen, doch &bdquo;es sind Details von der Geschäftsführung verschwiegen worden. Anweisungen zum Kaderumbau im Sommer 2022 und Winter 2023 wurden nicht umgesetzt.“ Ein schwerer Angriff, allen voran auf Arabi. Im &bdquo;Bereich Sport“, den der ehemalige Sportgeschäftsführer bei Arminia zwölf Jahre lang betreut hatte, habe nach dessen Abschied eine &bdquo;Atmosphäre von Missgunst, Misstrauen und massiven Organisationsmängeln“ geherrscht, sodass &bdquo;ein totaler Neuaufbau“ nötig gewesen sei. Es sind Vorwürfe, die schwer wiegen und die Frage aufwerfen, wieso die Zusammenarbeit mit Arabi nicht schon früher beendet wurde. "Der Geschäftsführung, insbesondere der Geschäftsführung Sport wurde zu lange vertraut", räumte Ostrowski unumwunden ein. Die durch den Wechsel von Markus Rejek zum 1. FC Köln entstandene Vakanz habe "ein notwendiges Handeln erschwert". Im schlechtesten Fall hätte der DSC im Herbst 2022 gänzlich ohne Geschäftsführer dagestanden, was die Verantwortlichen zögern ließ. Als Ausreden und Entschuldigungen will Ostrowski all das allerdings nicht verstanden wissen. Er betonte erneut: "Wir übernehmen die volle Verantwortung für den sportlichen Niedergang. Das Ganze ist eine persönliche Niederlage für mich." Ostrowski will nicht zurücktreten Für den Verein ist der Aufschlag in der 3. Liga hart. Ein Umsatzeinbruch von 75 Prozent über nicht einmal zwei Jahre hätte Kostenreduzierungen in allen Bereichen unumgänglich gemacht. Unter anderem wurden die Verträge von einem Drittel der Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle nicht verlängert, das verbleibende Personal soll auf Gehalt verzichten. Die Lizenz sei "ein Kraftakt" gewesen, den die Arminia alleine nicht stemmen konnte. "Wir haben die Lizenz für die 3. Liga bekommen, auch dank Unterstützer und privater Gönner. Das zu stopfende Loch betrug dabei weniger als die Hälfte der kolportierten Summe von sechs Millionen Euro. Die Unterstützer möchten nicht bekannt werden", sagte Ostrowski. Er bestätigte damit die Berichterstattung dieser Redaktion, nach der sich die Lücke auf rund 2,5 Millionen Euro belaufen haben soll. Trotz des verheerenden Zeugnisses, das der 65-Jährige den Gremien und auch sich selbst ausstellt, schließt er einen Rücktritt ebenso aus wie Schütte vor einigen Wochen. Beide wollen daran mitarbeiten, die Arminia wieder auf Kurs zu bringen. Ostrowski wird deshalb auch auf der Jahreshauptversammlung im November erneut für einen Platz im Wirtschaftsrat - mindestens zwei Posten werden neu besetzt - kandidieren und sich dem Votum der Mitglieder stellen. Für Schütte, der sich beim Gesprächstermin auffällig zurückhielt und Ostrowski bei den Erläuterungen fast durchgängig den Vortritt ließ, stehen als Präsident und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender in diesem Jahr keine Neuwahlen an. Um den Mangel an sportlicher Kompetenz im Aufsichtsrat zu korrigieren, soll das Gremium durch einen neuen Verantwortlichen für sportliche Kompetenz ergänzt werden. "Das ist idealerweise ein Ex-Armine", sagte Ostrowski, wollte sich zu Namen möglicher Kandidaten allerdings nicht äußern. "Pioniergeist" bei Kniat und Mutzel Während abseits des Platzes also noch Arbeit vor den Verantwortlichen liegt, ist der DSC auf dem Platz schon ein gutes Stück weiter. Der Kader nimmt zusehends Konturen an. Auch das sportlich verantwortliche Duo lässt Ostrowski zuversichtlich in die Zukunft blicken. "Mitch Kniat und Michael Mutzel versprühen unglaublichen Pioniergeist." Mit dem neuen Führungspersonal soll es für Arminia wieder bergauf gehen, daraus macht Ostrowski keinen Hehl: "Die grundsätzliche Aussage stimmt: Wir wollen zurück in die 2. Liga, ist richtig. Die Frage ist aber, ob wir das in einem Jahr schaffen können. Weil wir finanziell eben nicht so ausgestattet sind wie andere Vereine.“ Beispielhaft nannte er Klubs wie Sandhausen, Ingolstadt und Dresden – den Auftaktgegner der Arminia in der kommenden Saison. &bdquo;Aber wir agieren angstfrei.“

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