
Bielefeld. Der direkte Abstieg am kommenden Sonntag ist für Arminia Bielefeld nach logischen Grundsätzen kein Thema mehr. Doch nach einem Erfolg fühlte sich der Samstagnachmittag nicht an. In einem Spiel, in dem vor allem Bryan Lasme über ein Feuerwerk an vergebenen Chancen grübeln musste, trennte sich der DSC 2:2 (2:1) vom OWL-Rivalen SC Paderborn. Es wäre viel mehr drin gewesen.
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Ein bisschen hatte DSC-Trainer Uwe Koschinat vorab geblufft, auf der Pressekonferenz mit einer Startelfveränderung geliebäugelt. Doch er schickte die gleiche Elf auf den Platz, die beim 2:1-Sieg in Kaiserslautern eine starke erste Halbzeit geboten hatte. "Nur taktisch haben wir kleine Sachen angepasst", sagte Koschinat vor Anpfiff. Der Respekt vor dem SCP war spürbar, auch bei den fast 24.000 DSC-Fans unter 26.515 Zuschauern. Von denen ein Drittel auf der Südtribüne mit Spielbeginn große schwarz-weiß-blaue Transparente enthüllte, während der Paderborner Anhang sich einnebelte, gar einige Raketen in Richtung Spielfeld schoss. Unnötige Begleiterscheinungen in den Sekunden vor dem Anpfiff.
Mit Beginn ging es rund: Der SCP ließ den Ball zwar gepflegt laufen, doch Arminia hatte Chancen. Lukas Klünters Schuss wurde abgeblockt (3.), Fabian Klos' verunglückter Versuch landete bei Frederik Jäkel, der zielte knapp links vorbei (4.). Doch der unbändige Wille zahlte sich umgehend aus: Klünter gewann den ersten Kopfball im Mittelfeld, Klos den zweiten. Robin Hacks Steilpass wurde abgefälscht, Lasme übernahm, drehte Marcel Hoffmeier ein und traf links unten zur 1:0-Führung (8.). Zum siebten Mal im zehnten Koschinat-Spiel gelang der Traumstart, und beinahe legte Lasme per Kopf nach (14.).
Paderborn gleicht aus dem Nichts aus
Paderborn war mit der Wucht früh attackierender Arminen überfordert, und als sich die Gäste die ersten Ansätze erspielten, flog ihnen der DSC-Gegenstoß prompt fast um die Ohren - Jannik Huth parierte stark gegen Klos (20.). Doch im Anschluss an die erste gegnerische Ecke folgte Ungemach: Maximilian Rohr schickte Jannis Heuer, dessen Querpass fand am langen Pfosten Marvin Pieringer. Weil Klünter schlief, glich der SCP wie aus dem Nichts aus (25.).
Doch die Hausherren schockte das kaum. Lasme verpasste es nach tollem Hack-Zuspiel noch, frei vor Huth auf 2:1 zu stellen (32.). Dann kam Sebastian Vasiliadis, der gegen seinen Ex-Klub abermals besonders motiviert schien. Und einen von Hack weitergeleiteten Ball herrlich ins lange Eck schlenzte (36.). Das Stadion vibrierte ob des starken Auftritts, und erhob sich, als Jäkel einen Hochkaräter von Florent Muslija vor der Torlinie blockte (41.). Lasme ließ noch eine Megachance in der Nachspielzeit aus, es blieb beim 2:1 für Arminia - und das war für den gewaltig wackelnden SC Paderborn eine gute Nachricht.
Torwartfehler bringt Arminia um die Führung
Wie lange würde das so bleiben? Der zweite Abschnitt begann wie der erste: Lasme traf nach wenigen Momenten frei vorm Tor nur Keeper Huth (46.), zehn Minuten später köpfte er rechts vorbei (56.). Der Sportclub kam nur zu wenigen Momenten, profitierte dann aber von einem schweren Fehler Martin Fraisls: Der ließ einen Distanzschuss des just zuvor eingewechselten Niclas Nadj abprallen, Sirlord Conteh staubte ab (58.). Arminia wurde erneut bitter bestraft und musste anrennen, zumindest schien die Konkurrenz auf den anderen Plätzen mitzuspielen.
Jetzt aber war Paderborn drin, und Kraft und Konzentration schienen bei den Bielefeldern allmählich zu schwinden. Bei Julian Justvans Schlenzer, der knapp links vorbeistrich, atmete Arminia tief durch (70.). Das ganz große Risiko ging Koschinat nicht ein, er wusste ja: Ein Punkt würde zumindest die Gefahr eines direkten Abstiegs verbannen. So trieb das zuvor so intensive Spiel etwas beruhigt in die Endphase, letzte Wechsel wurden vorgenommen. Bei Paderborn stürmte plötzlich Fast-Fußballpensionär Uwe Hünemeier, bei Arminia Theo Corbeanu und Janni Serra.
Pfosten-Glück für den DSC - wichtiger Punkt im Ziel
Ganz spät lag dann nochmals ein Tor in der Luft, und wie: Dennis Srbeny knallte, sträflich frei in Arminias Strafraum, den Ball an den rechten Innenpfosten, Nadj verpasste den Nachschuss (90.). Jetzt wurde es vogelwild, hier stürmte der DSC in letzter Hoffnung, dort konterte Paderborn und spielte seine Angriffe doch nicht zu Ende. Beide wollten gewinnen, der SCP hatte jetzt die konstruktiveren Argumente, verdient wäre der Auswärtserfolg nicht gewesen. Um 14:54 Uhr beendete der starke Schiedsrichter Frank Willenborg ein fantastisches Fußballspiel.
Die Aufstiegshoffnungen der Gäste sind damit beerdigt, die Bielefelder hoffen und bangen. Doch der Punkt kann noch enorm wichtig werden: Ein Sieg in Magdeburg und etwas Schützenhilfe ist notwendig, dann kann der Sprung auf Platz 15 noch gelingen.
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