Saisondebüt in Hamburg: Weihrauch bringt sich in Erinnerung

Bielefeld. Jonathan Clauss oder Fabian Kunze, vielleicht Tom Schütz. Einer von ihnen, da waren sich die meisten Anhänger von Arminia Bielefeld sicher, würde den gesperrten Cédric Brunner im Spitzenspiel beim Hamburger SV als rechter Verteidiger vertreten. Es kam bekanntlich anders. Trainer Uwe Neuhaus überraschte mit dem Einsatz von Patrick Weihrauch, der sein letztes Pflichtspiel fast genau ein Jahr zuvor bestritten hatte. Die ansprechende Leistung des 26-Jährigen war ein Mosaikstein für den Punktgewinn beim HSV, und sie steht zugleich beispielhaft für die Tiefe im Kader, die für den Tabellenführer auch in den bevorstehenden Englischen Wochen von großem Wert sein könnte. Arminias Aufgebot ist kein so prominent und für Zweitliga-Verhältnisse luxuriös besetztes wie das der Hamburger oder des VfB Stuttgart. Trotzdem finden sich in der sogenannten zweiten Reihe immer wieder Spieler, die einspringen und ihre Aufgaben bravourös erledigen. Beispiele gefällig? "Jeder, der reinkommt, gibt Vollgas" Als Brian Behrendt eine schwere Knieverletzung erlitt, war Amos Pieper zur Stelle. In der Innenverteidigung macht er seitdem einen tadellosen Job. Als Stürmer Andreas Voglsammer wegen eines Mittelfußbruchs ausfiel, rückte Cebio Soukou in die Startelf - und erzielte prompt beim 6:0 gegen Regensburg den Führungstreffer. Als Manuel Prietl in Stuttgart wegen einer gebrochenen Hand fehlte, übernahm Fabian Kunze und füllte die Lücke im defensiven Mittelfeld souverän aus. Außerdem ist da noch Sven Schipplock, der nach langer Ausfallzeit wegen Verletzungen zu Joker-Einsätzen gegen Wiesbaden, Stuttgart und Hamburg kam und Arminias Möglichkeiten in der Schlussphase der Saison als Pressingstürmer erheblich erweitert. &bdquo;Jeder, der reinkommt, gibt Vollgas", sagte Pieper nach dem HSV-Spiel, &bdquo;das macht uns aus." Neuhaus weiß die personellen Möglichkeiten, die Arminia um Sportchef Samir Arabi ihm bietet, effektiv zu nutzen. Der Trainer kennt seine Optionen sehr gut, er sieht genau, wann er wen wie einsetzen kann. Eine wichtige Voraussetzung für eine gute Leistung aus dem Stand wie jetzt von Weihrauch: Der Spieler muss trotz kaum vorhandener Anteile immer Hoffnung haben. Diese zu erhalten, Zuspruch und Vertrauen zu geben, obwohl er ja seine Anfangsformation nur selten freiwillig ändert, ist eine besondere Fähigkeit von Neuhaus. Fachlich-analytisch und zugleich pragmatisch und empathisch: Das ist das Erfolgsrezept, mit dem der 60-Jährige seinem großen Ziel, dem Aufstieg in die Bundesliga, immer näherkommt. Was er von Weihrauch bekommt, wusste Neuhaus vor dem Spiel in Hamburg genau. Vielleicht nicht ganz die defensive Stabilität, wie sie Brunner bietet, dafür aber Ball- und Passsicherheit, die Fähigkeit zur Beschleunigung und damit zum schnellen Umschalten, das Auge für Mitspieler und Raum. So wie beim wunderbaren weiten Zuspiel in der ersten Halbzeit auf Soukou, dem eine Torchance für Fabian Klos folgte. Weihrauch ist nach Neuhaus Auffassung eigentlich für das Zentrum prädestiniert, dorthin hatte er den Spieler in der vergangenen Saison von der rechten Außenbahn gezogen. "Das war ein gutes Debüt" Mit der Ankunft Marcel Hartels in Bielefeld ist die Konkurrenz für ihn aber noch größer geworden, zudem hatte Weihrauch seit dem Sommer-Trainingslager mit muskulären Problemen zu kämpfen. Erst seit Jahresbeginn ist er beschwerdefrei. &bdquo;Er trainiert seit der Winterpause konstant auf der Position des rechten Verteidigers", verriet Neuhaus in Hamburg und sprach dem Saison-Debütanten ein Lob aus: &bdquo;Er hat seine Sache hervorragend gemacht, auch wenn er noch nicht die Körner hat, um 90 Minuten die Linie rauf und runter zu gehen. Aber das war ein gutes Debüt." Weihrauchs Vertrag bei Arminia läuft zum Saisonende aus, aber mit seiner Leistung am Sonntag hat er sich zumindest in Erinnerung gebracht. Nicht nur in Bielefeld, auch bei anderen Vereinen. Seine Vorstellung hat zudem denen zusätzlichen Mut gemacht, die dem DSC im Rennen um den Aufstieg die Daumen drücken. Denn Weihrauchs Beispiel hat den Eindruck bestätigt: Arminia hat einen Kader, der drohende Ausfälle - wie jetzt etwa von Klos, Yabo oder Prietl bei einer weiteren Gelben Karte - kompensieren kann.

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