Wenn die Blauen an der Tabellenspitze stehen, sieht der Arminia-Fan nur wenige Möglichkeiten, wie es in den Seelen der Spieler aussieht. Eine erste Variante ist, dass die Jungs mit breitester Brust und der inneren Überzeugung, erneut zu gewinnen, auf den Platz kommen und einen Gegner wie Sandhausen über den Teutoburger Wald zurückschleudern.
Anschließend ist nicht klar, wer den DSC Arminia Bielefeld in den nächsten Jahren überhaupt noch mal besiegen könnte. Eine weitere Variante ist vielen Ostwestfalen etwas näher, denn sie scheint irgendwie besser zu uns zu passen. Sie besagt, dass der Armine sich täglich die Tabelle anschaut und mit Näherrücken des Spieltages immer sicherer ist, dass es ein Debakel gibt und es nicht lange dauert, bis wir im freien Fall auf Platz 9 abrutschen oder noch tiefer.
Da springt Vielen die Angst vor Telgte West ins Hirn. Nun, wer am Samstag vielleicht ohne Internet im Ausland weilte, ahnt es schon, die zweite Variante sollte zunächst die Oberhand gewinnen. Sandhausen hat ungefähr so viele Einwohner wie unser nördliches Nachbarstädtchen Spenge. Das Klima dort begünstigt wohl sportliche Höchstleistungen, wenn es gegen Arminia geht, weswegen vor den Spielen gegen den SVS viele schwarz-weiß-blaue Anhänger vom Schlimmsten ausgehen.
Gegner war präsenter
So schien es denn auch zu kommen. Der Gegner war irgendwie präsenter, hatte gefühlt alle zwei Minuten eine Ecke, die gefährlich war und dann noch den Schiedsrichter auf seiner Seite. Wenn alle Aktionen, wie zwischen Fabian Klos und Aziz Bouhaddouz einen Strafstoß zur Folge haben, können wir uns an einem durchschnittlichen Spieltag wohl an zwanzig bis dreißig davon erfreuen.
Der beste Armine des Spiels, Stefan Ortega Moreno, konnte jedoch einen Führungstreffer verhindern, sonst wäre das Spiel wahrscheinlich 0:4 ausgegangen. Die immer noch gültige Tabellenführung schien wie ein mit Steinen gefüllter Rucksack, da seltsam viele Arminen seltsam viele Fehler begingen oder erst gar nicht am Spiel teilzunehmen schienen. Hartel hatte zwar gefühlt in der ersten Halbzeit schon fünfzehn Kilometer abgespult, aber ebenso viele Fehlpässe produziert.
Yabo... ja, der liebe Ray war auch anwesend. Hartherz spielte so, wie wir alle hofften, dass es nicht mehr vorkommt, Voglsammer und Klos kamen in den ersten 45 Minuten kaum mal in Ballnähe, außer im eigenen Strafraum. Neben Ortega gefielen mir nur noch Pieper und Clauss, der mit etwas Glück, aber großer Dynamik ein tolles Tor zur unverdienten Führung erzielte.
Last ließ nach
Nun dachten viele wohl, dass der Rucksack eine geplatzte Naht bekommen hätte und ohne die steinerne Last der nächste Sieg mit mindestens Dreitorevorsprung die Position Eins in der Tabelle festigen würde. Aber die Gäste spielten weiter nach vorne und unsere Nummer eins trug seine Spielnote auf dem Rücken. Beim Gegentor konnte er nichts machen.
Die sinnbildliche Szene überhaupt ereignete sich kurz vor der Pause. Yabo hatte den Ball auf Höhe der Mittellinie auf der rechten Seite und... ja, was eigentlich? Er lag jedenfalls auf dem Boden. Vielleicht war an der Stelle der Hybridrasen an diesem Tag besonders stumpf. Auf der Süd waren wir uns einig, es gibt einen Wechsel, aber es ging in Hälfte 2 erst einmal mit ihm und genauso weiter.
Ungefähr ab der 70. Minute hatten die blau Gekleideten auf dem Platz dann den Druck der Spitzenposition wohl vergessen, denn auf einmal kam Arminia zu immer besseren Tormöglichkeiten. Vielleicht haben die Jungs nicht mitbekommen, dass dem HSV reihenweise Tore per VAR wieder aberkannt wurden und sie sich somit auf Platz 2 wähnten.
Dass Jonathan Clauss ausgewechselt wurde, hat wohl mit einer körperlichen Problematik zu tun, aber zuerst war ich irritiert über Neuhaus' Wechsel. Soukou war aber sofort sehr präsent und schien seine Kollegen zu beflügeln. Warum Klos einen Kopfball daneben setzte und es später lieber selbst versuchte, statt auf die Strafraummitte zurückzupassen, sei ihm verziehen. Es blieb beim verdienten Remis. Wir sind nur (oder immerhin!) Zweiter und werden nächste Woche südlich von Frankfurt locker 3 Punkte holen. Gleichzeitig werden Osnabrück und der SVS gegen Hamburg und Stuttgart punkten. Das wird uns dann im nächsten Heimspiel wieder den Rucksack ordentlich befüllen.
Euer Armine von der Süd