Arminia Bielefeld

1:3 gegen Ingolstadt: Neuhaus moniert "richtig schlechtes" Abwehrverhalten

Der FC Ingolstadt gewinnt vor allem dank Bielefelder Fehler 3:1

Schwer enttäuscht: Während Arminias Manuel Prietl (vorn) ein weiteres Gegentor zu verarbeiten versucht, ballt Ingolstadts Sonny Kittel im Hintergrund jubelnd die Faust. | © Wolfgang Rudolf

Philipp Kreutzer
21.04.2019 | 21.04.2019, 20:34

Bielefeld. Den Ostersonntag hatten sich die Fans von Arminia Bielefeld ganz anders vorgestellt. Doch während zumindest der eine oder andere Anhänger trotz der 1:3-Heimniederlage gegen den FC Ingolstadt hinterher noch den herrlichen Sonnenschein zu genießen versuchte, war das Fest für Uwe Neuhaus gelaufen. "Ich bin nicht nur enttäuscht, ich bin schon auch richtig sauer, dass wir zum zweiten Mal hintereinander eine fantastische erste Halbzeit spielen und nicht gewinnen können", sagte Arminias Trainer.

Neuhaus' Verärgerung hatte auch damit zu tun, dass es eine unnötige Niederlage war. Das verriet auch die Statistik: Arminia entschied 59 Prozent der Zweikämpfe für sich, hatte 65 Prozent Ballbesitz, spielte mehr als 600 Pässe und Ingolstadt nicht mal 230. Doch das alles hilft einer Mannschaft bekanntlich nichts, wenn sie in entscheidenden Szenen in den Strafräumen Fehler begeht. Genau das war am Sonntag Arminias Problem: Die Mannschaft machte dem Gegner zu viele Geschenke.

Normalerweise müsste es 2:0 stehen

Wie eine Woche zuvor beim 1:1 beim FC St. Pauli startete Arminia sehr gut. Gegen den wie St. Pauli hoch pressenden FCI befreite sich der DSC immer wieder spielerisch und streute gelegentlich gefährliche lange Bälle in die Spitze ein. Doch wie in Hamburg vergaben die Bielefelder erneut zu viele Gelegenheiten. "Wir müssen 2:0 führen", haderte Neuhaus mit der Chancenverwertung. Fabian Klos in der elften Minute nach langem Ball von Behrendt und Kopfballablage von Voglsammer sowie Clauss, der nach eigener Balleroberung frei vor Ingolstadts Keeper Tschauner verzog, statt auf Klos abzulegen (18.), ließen sehr gute Möglichkeiten zur Führung aus. Bei Voglsammers Schuss aus rund 16 Metern parierte Tschauner sehr gut (22.).

Wie sehr Arminia den Gegner dominierte, verriet die Statistik nach einer halben Stunde Spielzeit. 63 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 77 Prozent Ballbesitz, 6:1 Torschüsse und 5:1 Ecken pro DSC sprechen eine klare Sprache. Umso überraschender die Führung für die Gäste in der 31. Minute, die diese einem Bielefelder "Tiefschlaf" (Neuhaus) nach einer Ecke von Kittel verdankten. Arminias Torhüter Ortega flog im Fünfmeterraum unter dem Ball hindurch, der freistehende Gaus schob ein. Es sollte das erste von mehreren Geschenken für die Gäste sein.

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Arminia Bielefeld verliert gegen Ingolstadt mit 1:3

"Gegentore machen die Mannschaft noch zu vorsichtig"

Die abstiegsbedrohten Ingolstädter, die bis dahin nur hinterhergelaufen waren, legten mit der Führung spürbar an Selbstbewusstsein zu. Ortega musste unmittelbar vor dem Pausenpfiff bei einer Doppelchance durch Kittel und den Ex-Arminen Kerschbaumer eingreifen - das tat er mit Erfolg. Bei den Bielefeldern dagegen klappte nicht mehr viel, bis auf einen knapp verzogenen Distanzschuss von Yabo (42.) ging vor der Pause offensiv nichts mehr. "Es kann sein, dass Gegentore unsere Mannschaft noch ein kleines bisschen vorsichtig machen", sagte Neuhaus hinterher, "wir werden weiter daran arbeiten, dass wir konstanter sind, dass wir Zutrauen in unser Spiel bekommen. Egal, wie der Gegner sich formiert."

In der Pause, berichtete der Trainer, habe man sich darauf verständigt, das Spiel der ersten 30 Minuten weiterzuführen und den Druck nach und nach zu erhöhen. Zugleich sei klar gewesen, dass seine Mannschaft aufgrund der individuellen Qualität der Ingolstädter "defensiv gut stehen, gut und konsequent verteidigen müsse". Das aber, musste der Coach verärgert einräumen, "haben wir nicht getan". Stattdessen sei die Abwehrarbeit in einigen Szenen "richtig schlecht" gewesen.

Bielefeld verteilt Geschenke

Neuhaus dachte dabei genauso an das frühe 0:2 durch einen Kopfball von Kutschke (48.) wie an das 0:3 durch den eingewechselten Pledl (63.) nach einem Konter. Beim zweiten Gegentor ließ sich Rechtsverteidiger Brunner von Flankengeber Kittel austanzen, zudem stand Hartherz zu weit von Kutschke entfernt. Beim 0:3 folgten einer unglücklichen Kopfballabwehr von Hartherz Stellungsfehler der aufgerückten Defensive, so dass Pledl den Ball nach feinem Zuspiel von Lezcano an Ortega vorbei über die Linie spitzeln konnte. "Wenn man solche Geschenke verteilt, muss man sich nicht wundern, dass man 0:3 zurückliegt", sagte Kapitän und Innenverteidiger Julian Börner. Brunner pflichtete ihm bei: "Wir schenken dem Gegner drei Tore, das war viel zu einfach."

Trotz der 3:0-Führung für seine Mannschaft "war mir noch nicht so wohl", sagte FCI-Trainer Tomas Oral, "weil ich wusste, dass es noch richtig eng werden kann". Doch Arminia tat sich gegen längst tief stehende und lauernde Ingolstädter sehr schwer, Chancen herauszuspielen. Klos verpasste eine Flanke von Weihrauch knapp, immerhin gelang Voglsammer mit einem sehenswerten Freistoßtor das 1:3. Das fiel aber erst in der 89. Minute und damit zu spät.

Fokus liegt auf der Defensive

Von der hinterher geäußerten Vermutung, die Spieler seien aufgrund des komfortablen Tabellenstandes nach dem Rückstand nicht mehr mit solchem unbedingten Willen zur Sache gegangen wie die ums sportliche Überleben kämpfenden Ingolstädter, wollte Neuhaus aber nichts wissen. "Es war nicht so, dass wir nicht wollten, weil wir gerettet sind. Die Mannschaft hat sich immer wieder motiviert. Kämpferisch und läuferisch kann ich ihr keinen Vorwurf machen", sagte er.

Der Fokus des Trainers wird vielmehr auf dem Defensivverhalten liegen. Genauso und trotz der Tatsache, dass Arminia unter Neuhaus' Regie bislang in jedem Pflichtspiel mindestens ein Tor erzielt hat, auch auf der erneut nicht zufriedenstellenden Chancenverwertung. "Das ist für uns ein Arbeitsauftrag für das Training", sagte der Trainer noch. Dann zog er sich zurück. Uwe Neuhaus wollte schnell nach Hause.