Bielefeld

Arminia macht dank der Mitglieder den nächsten Schritt Richtung Sanierung

Arminia: Mitglieder votieren für Stadionverkauf und Kapitalerhöhung. Präsidium wird mit großer Mehrheit wiedergewählt. Klassenerhalt Voraussetzung für Sanierung

Peter Burkamp
29.01.2018 | 29.01.2018, 07:06
Neu dabei: Aufsichtsrat Mathias Gerner. - © Christian Weische
Neu dabei: Aufsichtsrat Mathias Gerner. | © Christian Weische

Bielefeld. Nach sechsstündiger Sitzung wirkte Hans-Jürgen Laufer mitgenommen, aber auch sichtlich erleichtert. Arminias Präsident war mit einigen Befürchtungen in die Jahreshauptversammlung gegangen. Doch sein Appell, "Mitglieder, Fans und das Bündnis OWL" mögen den eingeschlagenen Weg der Sanierung gemeinsam gehen, wurde gehört.

Es gab zwar einige kritische Nachfragen, letztlich stimmte jedoch eine große Mehrheit der anfangs 470 erschienen Mitglieder für die beantragte Kapitalerhöhung und den Verkauf des Stadions (mit Rückkaufabsicht und -recht). Nahezu einstimmig war das Votum für die Besetzung eines Aufsichtsratsposten durch Mathias Gerner (Dr. Oetker). Auch für die Wiederwahl des Präsidiums um Hans-Jürgen Laufer gaben die Mitglieder ihr Plazet.

Warb um Verständnis: Arminias Geschäftsführer Markus Rejek erläutert den Mitgliedern das Sanierungskonzept. | © Christian Weische
Warb um Verständnis: Arminias Geschäftsführer Markus Rejek erläutert den Mitgliedern das Sanierungskonzept. | © Christian Weische

Leuchtende Augen bei der Konkurrenz

Arminias Finanz-Geschäftsführer Markus Rejek, der für seine Ausführungen viel Applaus bekam, verdeutlichte noch einmal, die Notwendigkeit des Sanierungskonzepts, das intern "Hermann" genannt wird. "Der Weg ist alternativlos. Seit 2011 wandelt der Verein an seinem Limit, ein Schuldenschnitt war notwendig."

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Arminia: Präsidium wieder gewählt und Stadionverkauf zugestimmt

Der Verzicht privater und institutioneller Gläubiger wie Banken, Stadt und Land gepaart mit frischem Geld, um dem Klub eine Perspektive zu geben, habe bei einigen Mitkonkurrenten in der 2. Liga für leuchtende Augen gesorgt, erzählte Rejek. "Dass wir diesen Pakt mit großen Unternehmen in der Region realisieren konnten, ist wohl fast einmalig."

Der Klub hat es mit Hilfe des Bündnis OWL geschafft, das Nachlizenzierungsverfahren der DFL zu bestehen und überdies noch die Finanzierung der laufenden Saison zu sichern. Ziel der Verantwortlichen ist es nun, "so schnell wie möglich eine schwarze Null zu schreiben", wie Markus Rejek betonte.

"Ein Abstieg ist tödlich"

Die neu gewonnenen Möglichkeiten führen dazu, dass Arminia in Bezug auf die Planungen der kommenden Saison den Anschluss ans obere Drittel anpeilt. "Dabei wollen wir uns konservativ, nicht aggressiv positionieren", sagte Rejek. Aktuell beträgt der Lizenzspieletat rund 9,5 Millionen Euro. Er dürfte für die neue Spielzeit auf einen Bereich zwischen 12,5 bis 14 Millionen steigen. Es gehe allerdings nicht nur darum, zu investieren.

Auch die Schaffung von Rücklagen sei ein Ziel der Klubführung, so Rejek. "Wir dürfen nicht mehr Geld ausgeben als wir einnehmen", betonte er. Perspektivisch wolle man sich "ein Stück weit von der sportlichen Situation unabhängiger machen - soweit das möglich ist". So betonte Rejek, wie wichtig der Ligaerhalt für die Sanierung ist. "Ein Abstieg ist für jeden Zweitligisten tödlich, im Sanierungsfall sogar doppelt tödlich."

Bis auf die Unterstützer, die sich an der Arminia KgaA beteiligten, müsste sich der DSC neu positionieren und mit einigen Gläubigern verhandeln. Das Konzept ist nicht auf die 3. Liga ausgelegt.

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"Sechs Jahre lang nur Crash-Management betrieben"


Wie konnte es soweit kommen? Arminias Verantwortliche mussten sich während der JHV fragen lassen, warum die Situation plötzlich so prekär war und sie nicht eher Alarm geschlagen haben. „Wir haben jetzt seit sechs Jahren nur Crash-Management betrieben, es aber geschafft, den Verein am Leben zu halten." Das sei immer das oberste Ziel gewesen, denn Arminia sei mehr als nur die Profiabteilung, sagte Schatzmeister Hermann Richter, der auch im Aufsichtsrat sitzt. Bei der Finanzierung habe man Jahr für Jahr von der Hand in den Mund gelebt. Einen Schuldenschnitt habe man auch früher schon angestrebt, die Gläubiger hätten allerdings erst jetzt mitgemacht. Fußball sei durch Abstiege nicht planbar. So bekam der DSC zwar unter großen Mühen immer wieder die Lizenz, die Schulden waren dem Klub jetzt aber über den Kopf gewachsen.