
Herr Rejek, Sie sind am Montag als Finanz-Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten Arminia Bielefeld seit 100 Tagen im Amt. Wie oft haben Sie diesen Schritt schon verflucht?
MARKUS REJEK: Über mein Innenleben möchte ich nicht so viel preisgeben. Die Frage stelle ich mir auch gar nicht. Ich konzentriere mich immer auf die Aufgabe. Die ersten 100 Tage waren geprägt von einer sehr intensiven Arbeit. Es ist noch ein Stück intensiver geworden, als ich es mir vorgestellt habe. Ich konnte dabei sehr von meinen Erfahrungen in Dortmund und München profitieren.
Was haben Sie in diesen drei Monaten von Arminia Bielefeld, aber auch der ostwestfälischen Umgebung kennengelernt?
REJEK: Ich wohne in der Altstadt. Ansonsten hatte ich nur wenig Gelegenheiten, Bielefeld kennen zu lernen. Ich konnte aber schon viel am Charakter und an der Identität des Vereins verinnerlichen.
Beim TSV 1860 München haben Sie die Krisenkultur in höchster Vollendung erlebt. Wie würden Sie die aktuellen Schwierigkeiten bei Arminia Bielefeld einordnen?
REJEK: Anders. Wir sollten nicht zwischen Äpfeln und Birnen vergleichen. Hier in Bielefeld findet man einen fruchtbareren Boden, weil wir eine ganz andere öffentliche Situation haben. Arminia hat eine ganz andere DNA und Kultur als der TSV 1860. Die Löwen leben von einer Überemotionalität. Ostwestfalen prägt eine Bodenständigkeit und Zuverlässigkeit, die auch das ostwestfälische Unternehmertum auszeichnet.
Sind Sie im Rahmen Ihrer Vertragsgespräche eingeweiht worden, wie schwierig die finanzielle Lage bei Arminia ist?
REJEK: Ich glaube, ich habe mich bestmöglich informiert.
Wie lauten Ihre Lösungsansätze für bessere Zeiten?
REJEK: Wir müssen ein System verändern. Es hat sich ein Konstrukt herausgebildet, dass für die Gegenwart immer ein Stück Zukunft verkauft werden musste, um die Lizenz zu bekommen. Das führt irgendwann zum Kollaps. Meine Aufgabe ist es, dieses System zu verändern und eine neue Basis zu schaffen. Wir müssen nachhaltig und für die Zukunft arbeiten, statt nur sorgenvoll auf das Hier und Jetzt zu schauen.
Neue Amtsinhaber werden nach 100 Tagen an Ihren Erfolgen gemessen. Was weisen Sie vor?
REJEK: Ich glaube, es braucht an dieser Stelle keine Eitelkeit. Es geht überhaupt nicht um mich, sondern ausschließlich um Arminia Bielefeld. Meine Aufgabe lässt sich nicht wie ein Wettlauf nach 100 Tagen bemessen. Man kann mich gerne an meinen Leistungen messen, aber ich denke immer im „Wir". Im Team. Wir sind einen Pfad eingeschlagen, der neu für Arminia ist. Ich bin positiv gestimmt, dass der Weg stimmt. Wichtig für mich ist, dass wir am Ende ein gutes Ergebnis für Arminia Bielefeld erzielen.
Die Marke Arminia ist bundesweit geschätzt. Warum lässt sie sich nicht lukrativer vermarkten?
REJEK: Als ich meinen Job antrat, wurde ich gefragt, ob jetzt auch große nationale Partner zum DSC kommen. Der Glaube, dass national tätige Unternehmen ein Allheilmittel sein könnten, greift zu kurz. Wir sind ein Traditionsverein, der im Wettbewerb mit anderen Vereinen steht. Wir müssen nicht größenwahnsinnig sein. Wir sind weder Schalke noch Dortmund. Wir sind in Ostwestfalen ein besonderes Stück Fußballgeschichte. Die Zukunft von Arminia Bielefeld wird in Ostwestfalen liegen. Insbesondere, was die Einnahmen aus dem Sponsoring betrifft. Das heißt nicht, dass wir die Türen für nationale Unternehmen verschließen. Wir müssen unsere Identität in der Region positionieren und stärken. Damit haben wir genug zu tun. Das ist strategisch der richtige Weg für Arminia Bielefeld.
Sie sind vom Münchner Regen in die Bielefelder Traufe gekommen. Wie schalten Sie nach diesem Dauerstress ab?
REJEK: Durch Freunde und meine Familie. Darüber hinaus bin ich relativ stressresistent. Mein Vater war Unternehmer und ich bin in einer großen Familie aufgewachsen. Das prägt!
Blicken Sie dem 15. Januar, dem Abgabetermin der Unterlagen für das Lizenzierungsverfahren II an die Deutsche Fußballliga, mit Schweißperlen auf dem Gesicht entgegen?
REJEK: Wir sind in einem dauerhaften Austausch mit der DFL und haben verschiedene Maßnahmen ergriffen. Ich bin absolut zuversichtlich, dass wir auch dieses Jahr die Auflagen fristgerecht erfüllen werden.
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