
Bielefeld. Die Verantwortlichen von Arminia Bielefeld haben am Samstagvormittag erneut Trainer Rüdiger Rehm Rückendeckung gegeben. Bei einem Training bekräftigte Sportchef Samir Arabi, dass alle überzeugt seien, dass Trainer und Team miteinander weitermachen sollen. Die Jobgarantie der vergangenen Woche gelte weiterhin.
Es habe zwei Stunden lang Gespräche gegeben, zu deren Inhalten Arabi sich aber nicht äußern wolle. "Das bleibt absolut geheim." Die Führungsspieler sollen mehr Verantwortung bekommen. Zusätzlich soll weiterhin an einer Verbesserung der Leistung gearbeitet werden. Ein mögliches Kurztrainingslager sei jedoch nicht angedacht. Und personell nachrüsten? "Wir glauben an die Qualität des Kaders", sagte Arabi. Dieser solle nicht aufgebläht werden.

Auch im neunten Meisterschaftsspiel der 2. Bundesliga war den Arminen kein Sieg gelungen. 14.102 Zuschauer sahen vielmehr eine 0:1 (0:0)-Niederlage gegen die Würzburger Kickers, das durch ein Fehlpassfestival der Gastgeber gekennzeichnet war. Arminia spielte enttäuschend. Erschreckend fand auch Rehm die enormen Defizite im Passspiel. "So kann man nicht gewinnen", lautete seine Schlussfolgerung.
In den Abschlusstabellen der 2. und 3. Liga in der Spielzeit 2015/16 waren Arminia (18) und die Würzburger Kickers (16) die Remiskönige in ihren Klassen. Die Defensive war bei beiden Klubs das Trumpf-Ass. So waren denn auch die meisten der 14.102 Zuschauer in der Schüco-Arena nicht überrascht, dass beide Teams das Thema Achtsamkeit, bloß kein frühes Gegentor zu kassieren, in den Vordergrund stellten.

Mit seiner Sicherheitsaufstellung, die personell noch defensiver benannt wurde als beim letzten Auswärtsspiel in Kaiserslautern (0:0), bildete Rüdiger Rehm in seinem zehnten Pflichtspiel als DSC-Trainer ein Bollwerk in der eigenen Hälfte. Sebastian Schuppan kehrte nach seiner Sperre auf die Position des linken Verteidigers zurück, Während Florian Hartherz die linke offensive Außenbahn zu beackern hatte. Ein Sonderlob verdienten sich Arminias treueste Anhänger auf der Südtribüne. Vom Anpfiff an feuerten sie mit lauten Gesängen ihre Spieler an, die zumindest kämpferisch zu überzeugen wussten. Positiv bei den Arminen erwies sich das frühe Stören des Gegners beim Spielaufbau. Offensiv lief daher beim Aufsteiger nicht viel zusammen.
Partie riss niemanden vom Hocker
Im Vorfeld der Begegnung hatte Rüdiger Rehm ein genaues Passspiel von seinen Profis eingefordert, um für ein schnelles Aufbauspiel zu sorgen. Diesen Anforderungen wurden die Zweitligaprofis aber selten gerecht. Eklatante Fehlpässe waren stattdessen zu bestaunen.
Unter diesen Voraussetzungen konnte Arminias Offensivabteilung kaum zwingende Chancen erarbeiten. Zwei Schüsse von Stephan Salger (6.) und ein Distanzknaller von Tom Schütz (23.) sorgten für Aufmerksamkeit beim Publikum.
In der 29. Minute trat dann eine Aktion ein, vor der Rüdiger Rehm im Vorfeld eindringlich gewarnt hatte. Nach einer Unachtsamkeit von Julian Börner stand Felix Müller frei vor dem DSC-Tor. Mit einer Fußabwehr verhinderte Wolfgang Hesl die Führung für die Unterfranken.
Auch im zweiten Abschnitt blieben die Arminen ihrer Linie treu, obgleich die Fans auf der Südtribüne ihre Lautstärke noch erhöhten. Die Partie, die spielerisch niemanden vom Hocker riss, lebte von ihrer Spannung. Bei einem Distanzschuss von Florian Hartherz (56.) zeigte auch Würzburgs Keeper Robert Wulnikowski seine Klasse. Es blieb bei der optischen Bielefelder Überlegenheit. Zählbare Erfolge stellten sich nicht ein.
Die Einwechslungen der Offensivspieler Keanu Staude, Leandro Putaro und Andreas Voglsammer verfehlten ihre Wirkung. Stattdessen der eiskalte Konter in der 82. Minute. Daghfous beförderte den Ball in die Maschen. Die Stimmung auf der Südtribüne kippte. "Wir haben die Schnauze voll", sangen die frustrierten Fans. Verständlich und nachvollziehbar.
Klos wäscht Mitspielern den Kopf
„Wir müssen uns jetzt zusammensetzen und reden. Wir können nur gemeinsam dieses Problem lösen." Ob diese Methode der Krisenbewältigung, die Florian Hartherz nach der 0:1-Niederlage gegen die Würzburger Kickers beschrieb, Früchte tragen wird, ist völlig offen.
Geredet und gearbeitet wurde in der zweiwöchigen Länderpause laut Aussage von Rüdiger Rehm genug. Aber wie schon in vielen Spielen zuvor habe „die Effektivität im gegnerischen Strafraum gefehlt", lautete die Analyse des DSC-Coaches. Die Zahl der Stockfehler war erschreckend hoch. „Und dann sind wir noch brutal in einen Konter gelaufen", meinte Rehm. Hat der Trainer keinen Draht mehr zu seinen Schützlingen? Rehm widersprach entschieden. „Ich erreiche die Mannschaft. Wir werden den Turnaround noch schaffen", sagt der in die Kritik geratene Trainer.
Die Mannschaft steht voll hinter ihrem Übungsleiter. „Wir glauben an ihn", sagte Brian Behrendt, der sich vor dem Würzburger Tor bei einem Zweikampf eine blutige Nase zuzog. Völlig aufgebracht war Kapitän Fabian Kos. Er stauchte seine Mitspieler im Mittelkreis zusammen. Und schimpfte bei sky: „Ich habe vor zwei Wochen gesagt, dass wir uns an die eigene Nase fassen müssen. Wir dürfen uns nicht in die Tasche lügen, dass wir gleichwertig waren. Die haben uns heute gezeigt, wie eine abgezockte Zweitligamannschaft spielt. Wir führen einfach die Zweikämpfe nicht richtig. Das müssen wir jetzt eine Woche lang üben!"