
Heidenheim. Der Start versprach einen feurigen Auftritt, in der zweiten Halbzeit verfiel Arminia Bielefeld beim Debüt von Daniel Scherning an der Seitenlinie zunehmends in alte Muster, schwächte sich per Platzverweis dazu noch selbst. Dem Chancenwucher des 1. FC Heidenheim sowie einer frechen Bogenlampe von Robin Hack war es zu verdanken, dass die Ostwestfalen das 1:1 (1:1)-Remis beim Gastspiel in Schwaben sicherten - und nach fünf Spieltagen in der 2. Bundesliga endlich nicht mehr punktlos dastehen.
Viel drang in den drei Trainingstagen, die Scherning mit dem DSC verbrachte, nicht nach außen. Intern war aber nicht erst am Spieltag klar: Kapitän Fabian Klos musste ersetzt werden, reiste aufgrund muskulärer Probleme nicht mit. Auch Marc Rzatkowski, den laut Auskunft des Klubs eine Magen-Darm-Grippe plagte, stand nicht zur Verfügung. Ihn ersetzte der kroatische Neuzugang Ivan Lepinjica, Bryan Lasme erhielt Klos' Startelfticket. Ansonsten verzichtete Scherning auf Veränderungen. Oliver Hüsing übernahm die Kapitänsbinde.
Mit einem 4:4:2 im eigenen, einem 4:2:3:1 im gegnerischen Ballbesitz ging Arminia die Mission Befreiungsschlag an. Und wie hätte diese beinahe begonnen! Genau 60 Sekunden brauchten die Gäste, um durch den am Außenpfosten scheiternden Lasme den ersten Hochkaräter zu erspielen. Der von Beginn an überzeugende Robin Hack hatte den Angriff eingeleitet und Bastian Oczipka per Flanke vorgelegt. Stattdessen die kalte Dusche: Heidenheims erster Angriff wurde mit dem Kopfball von Torjäger Tim Kleindienst eigentlich harmlos vollendet, doch Stefanos Kapino glitt der Ball durch die Hände. 0:1 - der fünfte Rückstand im fünften Saisonspiel (3.).
Hack versucht es einfach mal - und trifft traumhaft
Die Arminia aber reagierte auf diesen Nackenschlag widerwilliger als zuletzt, und das wurde nach zehn Minuten belohnt: Auf Masaya Okugawas Kopfballablage entschied sich Hack zur frechen Bogenlampe aus 30 Metern. 8.395 Zuschauer und FCH-Torhüter Kevin Müller schauten der Flugkurve verdutzt zu, der Ball schlug im linken Eck ein. Ein verdienter Ausgleich, auch wenn die Bielefelder kurz zuvor Glück hatten, dass Kapino einen schweren Fehler im Spielaufbau prompt mit einer Klassetat gegen Adrian Beck korrigierte (8.).
Bis zur Pause erarbeitete sich die Arminia das Ergebnis. Sie überließ den Heidenheimern zwar zumeist den Ballbesitz, zu sicher durfte sich der württembergische Gastgeber aber nie fühlen: Lasme zog nach gegnerischem Ballverlust das Tempo an, sein Abschluss wurde abgeblockt (33.). Heidenheim hatte durch Denis Thomalla (19.) und Marnon Busch (32.) seinerseits ordentliche Chancen, das 1:1 ging aber in Ordnung. Ergebnis als auch Auftritt waren bis dato ein Aufwärtstrend zur Zeit unter Schernings Vorgänger Uli Forte. Auffällig war die verbesserte Struktur im zentralen Mittelfeld, in dem Neuzugang Lepinjica angenehm unauffällig stabilisierte.
Heidenheim vergibt klarste Chancen im Minutentakt
Die Phase nach dem Seitenwechsel war zuletzt in der Regel die stärkste der Bielefelder, an diesem Sonntag nicht. Heidenheim kam mit Wucht aus der Kabine, und brachte die Arminia mehrfach in Verlegenheit: Jan-Niklas Beste verfehlte das lange Eck aus der Distanz knapp (48.), Nicolas Sessa traf nach einer starken Einzelaktion den linken Außenpfosten (56.), dann rettete Kapino gegen Beck (57.) und Jäkel fälschte gegen den frei abschließenden Sessa noch zur Ecke ab (58.).
Mit mehr Glück als Verstand rettete der DSC das Remis durch diese Phase, zumal auch Sessas dritter Versuch nur haarscharf vorbeistrich (67.). Dann der Jubel beim DSC - der aber nach wenigen Momenten verstummte: Okugawa war erst in den Sechzehner, dann bis zur Grundlinie vorgedrungen und hatte auch noch den mitgelaufenen Janni Serra gefunden, der zum vermeintlichen 2:1 einschob (68.). Die Heidenheimer Defensive reklamierte, und das zurecht: Bei der Hereingabe hatte der Ball die Torauslinie überquert, und so weh der annullierte Treffer den 400 Gästefans tat, die Entscheidung war die richtige.
Jäkel schwächt die Arminia, aber das Bollwerk hält
Heidenheim blieb die viel aktivere Mannschaft - und geriet in Überzahl, weil Frederik Jäkel im Mittelfeld gegen Sessa zum Schubser griff und eine vermeidbare Gelb-Rote Karte kassierte (75.), just nachdem Scherning mit zwei Defensivwechseln den Punkt sichern wollte. Ex-Armine Patrick Mainka (76.) versuchte es sogleich per Hacke, Kapino parierte, ebenso wie in der 82. Minute einen Distanzschuss von Beck.
Für Arminia Bielefeld ging es da nur noch darum, den ersten Saisonpunkt zu sichern. Bis in die 95. Minute hinein dauerte der Abnutzungskampf, dann war er gewonnen. Bielefeld bleibt auf Platz 17, der Weg hin ins Mittelfeld ist noch ein weiter - das zeigte die zweite Halbzeit. Doch der DSC hat zumindest etwas, auf das sich aufbauen lässt.
Der Liveticker zum Spiel zum Nachlesen:
Präsentiert von