Stuttgart. Frank Kramer ging in seiner Coachingzone ständig auf und ab, brüllte und korrigierte seine Mannschaft die gesamte Spieldauer über. Die Anstrengungen des Arminia-Trainers haben sich gelohnt: Seine Mannschaft zeigte beim schwach auftretenden VfB Stuttgart eine couragierte und disziplinierte Leistung, bei der Masaya Okugawa den goldenen Treffer zum 1:0 (1:0)-Erfolg erzielte. Es war der erste Saisonsieg der Ostwestfalen in der laufenden Bundesligasaison.
Im Vergleich zur 1:2-Pleite gegen Mainz 05 rotierte Frank Kramer, der unmittelbar vor dem Spiel von DSC-Geschäftsführer Markus Rejek eine Jobgarantie für die gesamte Saison ausgesprochen bekommen hatte, gewaltig durch. Gleich sechs Änderungen nahm Arminias Trainer vor. Joakim Nilsson, Masaya Okugawa, Florian Krüger, Patrick Wimmer, Cédric Brunner und Sebastian Vasiliadis durften von Beginn an ran.
Letztgenannter feierte somit sein Startelf-Debüt für den DSC, nachdem er gegen den FSV schon eingewechselt wurde. Robin Hack stand aufgrund einer Erkältung gar nicht erst im Kader. Doch nicht nur personell hatte sich Kramer Gedanken gemacht. Erstmals seit dem 0:4 gegen Bayer 04 Leverkusen stellte der 49-Jährige wieder eine Viererkette auf.
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Kurzes Tief nach gutem Start
Von einem großen Abtasten war zu Beginn keine Spur. Beide Teams suchten von Sekunde eins an den direkten Weg nach vorne, auch wenn sich noch etliche Abspielfehler einschlichen. Die Gäste waren um Ballbesitz bemüht und sich auch nicht zu schade, Keeper und Geburtstagkind Stefan Ortega Moreno öfters als sonst mit ins Spiel einzubinden. Die Platzherren dagegen versuchten über die schnellen Flügelspieler Borna Sosa und Niklas Nartey in die gefährlichen Zonen zu kommen.
Das erste lautere Raunen ging durch die Mercedes-Benz-Arena, als Sosa es aus 20 Metern mit einem Schlenzer versuchte, allerdings fehlte auch hier die Präzision (13.). Nur zwei Zeigerumdrehungen später standen Bielefelds zentrale Mittelfeldakteure zu weit vorne, sodass die Schwaben kontern konnten. Am Ende des Gegenzugs klärte Amos Pieper den Schuss von Ex-Armine Roberto Massimo im letzten Moment noch zur Ecke (15.). Von Minute zehn an bestimmte der Gastgeber das Geschehen auf dem Rasen komplett, der DSC igelte sich nach einer ordentlichen Anfangsphase zurück in sein Schneckenhaus ein.
Wimmers Außenrist, Okugawas Übersicht: 1:0
Aber aus diesem kamen die Gäste auch schneller wieder heraus: Die Stuttgarter standen nach einem eigenen Angriff sehr hoch, das nutzte Wimmer mit einem genialen Pass per Außenrist auf Okuwaga aus, der alleine auf Fabian Bredlow zulief und daraufhin seine Nerven im Griff hatte - 0:1 (19.). Von der zwischenzeitlichen zehnminütigen Lethargie war bei der Kramer-Truppe nichts mehr zu sehen: In bestimmten Sequenzen ging der DSC vorne früh drauf und verteidigte in der hintersten Reihe resolut sowie robust.
Es gelang bei weitem nicht alles, so wurde der eine oder andere Ball verstolpert oder auch leichtfertig ins Seitenaus geschlagen. Aber die entscheidenden Grundtugenden für den Abstiegskampf legten die Bielefelder an den Tag. Und dennoch war der VfB Stuttgart nah dran am Ausgleich. Nach einer flachen Hereingabe rettete Jacob Laursen noch gerade so bei Daniel Didavis Versuch aus kürzester Distanz (37.). Allerdings hätte der Treffer nicht gezählt, da der Offensivakteur eindeutig im Abseits stand. Und so schaukelte der DSC das 1:0 in die Pause.
Stuttgart nur selten gefährlich
Wie bereits im ersten Abschnitt verzeichnete Sosa den ersten Abschluss. Doch der Rechtsverteidiger lernte bei seiner Schusshaltung nicht dazu, sein Versuch flog weit über den Kasten (51.). Die Schwarz-Weißen-Blauen tauchten vor allem über den rechten Flügel vorne auf. Allerdings fehlte im Sechszehner die letzte entscheidende Idee, so brauchte beispielweise Vasiliadis bei einem einem aussichtsreichen Angriff zu lange, um die ideale Lösung zu finden (54.). Für den Neuzugang sowie Nilsson war die Partie dann nach einer Stunde beendet. Alessandro Schöpf und Andrés Andrade kamen aufs Feld.
Die Partie trudelte mehr oder weniger vor sich hin. Die Gäste ließen im letzten Drittel nur wenig anbrennen, so dass der VfB Stuttgart es nur aus der Distanz versuchen konnte. So es war kein Wunder, dass die Fans von der Cannstatter Kurve bei jedem Rückpass zu Torhüter Bredlow immer lauter wurden und damit ihre Unzufriedenheit gegenüber der eigenen Elf zeigten.
Doppelter Lattentreffer, doch es reicht für den Sieg
Die rund 500 mitgereisten Arminia-Fans durften fast zum zweiten Mal jubeln, als Andrade nach einem Schöpf-Freistoß das Spielgerät an den Außenpfosten köpfte (71.). Die Pfiffe im Stadion wurden immer schriller, weil die Hausherren zu ideenlos agierten. Ein Schreckmoment ging durch die Arena, als Wimmer und Nartey heftig mit den Köpfen zusammenprallten. Der Österreicher musste daraufhin ausgewechselt und in die Kabine gebracht werden (82.).
Deswegen hätte er beinahe das 0:2 verpasst: Zunächst knallte ein wuchtiger Schuss vom mit aufgerückten Pieper an die Latte (84.). Bei Schöpfs Versuch war Bredlow dann zur Stelle (85.). Nur Momente später wackelte der Querbalken erneut gewaltig. Nach cleverem Zuspiel von Klos kam Joker Janni Serra an den Ball, der nach einer Drehung das Leder ebenso wie Pieper nicht im Tor unterbringen konnte (86.). Zum Glück rächte sich die mangelnde Chancenverwertung in den letzten 15 Minuten nicht mehr, so dass Arminia Bielefeld anschließend ausgiebig den ersten Saisonsieg bejubeln durfte.
Das Spiel im Liveticker: