Führungsspieler patzen - Der Druck setzt Arminia zu

Bielefeld. Bei Arminia Bielefeld liegen ob der Negativserie der vergangenen Monate die Nerven blank - sowohl neben als auch auf dem Platz. Mit dem Druck hatten bei der 1:2-Niederlage gegen Mainz 05, dem elften sieglosen Pflichtspiel in Folge, augenscheinlich nicht nur die jungen Spieler zu kämpfen. Beide Gegentreffer gingen auf die Kappe erfahrener Arminia-Akteure. "Der Druck ist immer groß, wenn du um den Klassenerhalt spielst. Da hast du von Anfang an Druck. Und wenn dann länger kein Sieg eingefahren werden kann, ist es normal, wenn man Negativerlebnisse hat, dass der Druck größer wird. Da kann man nur gemeinsam durchgehen", sagte Frank Kramer nach dem Schlusspfiff gegenüber Sky. "Niemand wird an den Pranger gestellt" In den 90 Minuten zuvor war beiden Treffern der Rheinhessen ein grober individueller Fehler eines Arminen vorausgegangen. Beim 0:1 durch Jae-Sung Lee sah der sonst so zuverlässige Keeper Stefan Ortega Moreno alles andere als gut aus. Einen eher harmlosen Schuss von Karim Onisiwo aus 16 Metern ließ der Schlussmann vor die Füße des Südkoreaners prallen, der nur einzuschieben brauchte. "Kein Vorwurf an Stefan, aber den kann man sicherlich festhalten", sagte Sport-Geschäftsführer Samir Arabi noch in der Halbzeitpause. Beim zweiten Gegentreffer durch Jonathan Burkardt nach knapp 70 Spielminuten leistet sich dann Innenverteidiger Amos Pieper einen kapitalen Lapsus, den sein Mainzer Gegenspieler eiskalt ausnutzte. "Fußball ist ein Fehlerspiel. Amos hat in dieser Situation die falsche Entscheidung getroffen beziehungsweise zu lange gebraucht, um seine Entscheidung umzusetzen. Eins ist aber auch wichtig: Niemand wird an den Pranger gestellt, im Gegenteil. Jeder Spieler, der Fehler macht, wird unterstützt. Sowohl von unserer Seite als auch vom Team", kommentierte Frank Kramer im Anschluss an die Partie. Pieper bleibt im Formtief Während es bei Ortega Moreno bis dato der einzige folgenschwere Patzer einer ansonsten erneut überdurchschnittlichen Spielzeit war, ist die Lage bei Pieper diffiziler. Der 23-Jährige befindet sich schon länger im Formtief, konnte sein Potenzial in dieser Saison kaum ausschöpfen. Gegen Mainz agierte der Verteidiger auch in anderen Aktionen hektisch und ohne Selbstbewusstsein. Ein ums andere Mal drosch er den Ball ohne Bedrängnis Richtung Tribüne, was von den Zuschauern mit deutlichem Raunen quittiert wurde. Gut möglich, dass der Marathon-Sommer mit U21-Europameisterschaft und Olympiateilnahme seine Spuren bei Pieper hinterlassen hat. Arminias Abwehrchef kommt auf 39 Pflichtspiele in diesem Jahr, wirkt auf manche überspielt. Kramer beobachtet, "wie Amos damit umgeht" Seinem gesetzten Innenverteidiger eine Verschnaufpause zu gönnen, stand für Frank Kramer zuletzt noch nicht zur Debatte. Mit Blick auf die kommende Partie beim VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr) will er nun beobachten, "wie Amos in der kommenden Woche damit umgeht". Der Innenverteidiger sei ein intelligenter Mensch, der aus seinen Fehlern lernen wolle. Alternativlos ist der DSC auf der zentralen Abwehrposition nominell nicht: Guilherme Ramos etwa überzeugte im Pokal mit seinem resoluten Defensivspiel. Die Erfahrung und Führungskompetenzen von Pieper und seinen zuletzt angeschlagenen Nebenmännern Joakim Nilsson und Cédric Brunner besitzen die Stellvertreter wie Ramos, Andrés Andrade und auch Nathan de Medina aber (noch) nicht, was sich in den Duellen mit Mainz eindrücklich zeigte. Wohl auch deshalb ist eine Pause für Pieper, der im Frühjahr mit konstant starken Leistungen maßgeblich zum Klassenerhalt des DSC beigetragen hat, das derzeit letzte Mittel, zu dem Kramer greifen würde. Ohnehin ist Pieper nicht der einzige Führungsspieler, den das Trainerteam aufpäppeln muss: Auch Kapitän Manuel Prietl sowie der mit Abstand erfahrenste Neuzugang Alessandro Schöpf laufen ihrer Bestform hinterher. Co-Kapitän Fabian Klos macht mit wichtigen Toren und viel Kommunikation auf dem Platz seinen Job noch am Besten. Er muss seine Kräfte aber gut dosieren, für 90 Minuten Bundesliga-Intensität reicht es in der Regel nicht mehr.

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