
Bielefeld. Zu den wenigen Nachteilen einer beruflichen Tätigkeit im Profifußball gehört es, sich seine freien Tage in der Regel nicht aussuchen zu können. Das gilt auch für Uwe Neuhaus, der am Dienstag seinen 60. Geburtstag auf dem Trainingsplatz verbringen wird. „Definitiv werden wir nicht freimachen. Die Schlagzeilen möchte ich lesen, wenn wir das Spiel danach verlieren!", sagt der Bald-Jubilar vor der Partie gegen den SV Sandhausen. Beschenken kann sich der Cheftrainer von Arminia Bielefeld folglich allen voran mit einem souveränen Heimsieg gegen den Tabellenachten.
„Es wird ein historischer Tag", scherzt Neuhaus, bezogen auf sein Geburtsdatum. Am historischen Arminia-Jahr 2019 arbeitet der Coach mit aller Gewissenhaftigkeit seit dem ersten Tag. Aktuell bewegt sich der DSC über 29 Ligaspiele knapp über dem Zwei-Punkte-Schnitt, die Gegner im Restjahr erscheinen auf dem Papier schlagbar. So denken die Klubverantwortlichen nicht: der Erfolg beruht auch darauf, dass bis heute Selbstüberschätzung vergeblich gesucht und jedem Kontrahenten mit maximaler Ernsthaftigkeit begegnet wird.
Das sind die Stärken des SV Sandhausen
„Sandhausen ist eine richtig gute Mannschaft", sagt Neuhaus deshalb anerkennend. „Sie haben bislang fast jedem Gegner ihre Spielweise aufgezwungen." Grundzutaten des SVS seien ein aggressives Anlaufverhalten, intensives Gegenpressing, aber auch „der ein oder andere lange Ball" im eigenen Aufbauspiel. Im Sturm der Südwestdeutschen hat der 59-Jährige mit Kevin Behrens einen ähnlich kantigen Spielertypen wie Fabian Klos auf DSC-Seite ausgemacht, „durch ihn hat Sandhausen vorne Präsenz."
Ähnlich wie vor dem Heimspiel gegen Holstein Kiel warnt der Trainer daher: „Es wird sehr enge Spielphasen geben." Verbunden mit der unausgesprochenen Bitte an das Publikum: Habt Geduld. Raunt nicht. Erwartet kein Schützenfest.
Neuhaus wünscht sich "als Tabellenführer ein ausverkauftes Haus"
Die Kulisse zahlt den Erfolg des DSC Arminia mehr und mehr in Anwesenheit zurück. Die erhofften 20.000 Zuschauer haben sich schon in den Vorverkaufszahlen angekündigt, während der SVS erst sieben Karten verkauft hat. Etwa 50 Schlachtenbummler aus dem Rhein-Neckar-Kreis erwarten die Sicherheitsbehörden, sie werden wie bei geringem Gästeaufkommen üblich in der Schüco-Arena auf den Sitzrängen Platz nehmen.
Verlängerung mit Neuhaus so gut wie klar
„Es freut mich, dass so viele Leute kommen", sagt Neuhaus, der aber das Potenzial nicht ausgereizt sieht. „Als Tabellenführer wünscht man sich im Heimspiel ein ausverkauftes Haus, aber das benötigt einen gewissen Anlauf." Für weitere sportliche Argumente will der derzeitige Elfte des Heimklassements am Samstag sorgen.
Zehn Jahre als Trainer sind noch drin
Ein weiteres Geburtstagsgeschenk könnte für Uwe Neuhaus die vorzeitige Verlängerung seines Vertrages sein. „Wann ich unterschreibe, ist noch nicht festgelegt. Es wird aber nicht mehr lange dauern", ließ der Übungsleiter durchblicken. Auch äußerte er sich zu einem möglichen Karriereende: „Mit 70 werde ich nicht mehr an der Seitenlinie verstehen, das kann ich versprechen."
Für die Zeit davor hat sich Neuhaus kein Limit gesetzt. „Sollte ich die Freude an meiner Arbeit verlieren oder die Gesundheit nicht mehr mitspielen, wird es Zeit." Auch als Profi sei man schließlich nicht dazu gezwungen, mit Mitte 30 die Schuhe an den Nagel zu hängen. „Solange ein Spieler noch Leistung bringt, geht es für ihn weiter. Nichts anderes gilt auch für mich."