Tod eines Corona-Patienten: Totschlag-Prozess gegen Detmolder Arzt wird fortgesetzt

Detmold/Essen. Der Prozess gegen einen Detmolder Arzt, der einem schwer kranken Corona-Patienten eine tödliche Dosis eines Medikaments verabreicht haben soll, wird fortgesetzt. Eigentlich sollte das Verfahren genau fünf Jahre nach dem Tod des Patienten am 13. November zu Ende gehen, doch aufgrund neuer Beweisanträge dauert der Prozess an. Der Arzt muss sich bereits zum zweiten Mal wegen des Todes des Patienten vor dem Landgericht Essen verantworten, weil der Bundesgerichtshof (BGH) die Verurteilung wegen Totschlags aufgehoben hat. Das Landgericht Essen sah es in zwei Verfahren 2021 und 2022 als erwiesen an, dass der Arzt drei schwer kranken Corona-Patienten auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Essen Medikamente in tödlicher Dosierung verabreicht hatte, um sie zu erlösen. Die Behandlung der Patienten, eine 65-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 50 und 47 Jahren, war laut Gericht zuvor abgebrochen worden, sie lagen im Sterben. Der Tod des 47-jährigen Patienten wird aufgrund des BGH-Beschlusses seit dem 13. August neu verhandelt. Das Urteil im Verfahren um den Tod der beiden anderen Patienten wurde vom BGH bestätigt. Der Arzt verbüßt nach Angaben seines Verteidigers Harald Wostry seit Frühjahr dieses Jahres eine Haftstrafe. &bdquo;Das Urteil wegen zweifachen versuchten Totschlags ist rechtskräftig.“ Vollständig verbüßen müsse der 49-Jährige die dreieinhalb Jahre aufgrund der einjährigen Untersuchungshaft jedoch nicht. Nach Angaben Wostrys war sein Mandant vor dem Haftantritt nicht mehr als Arzt tätig. Seine Approbation ruhe, weshalb er keine Heilberufe ausüben dürfe. Gericht verweist auf Zeugen und Aussage des Angeklagten Während der Corona-Pandemie war der Detmolder als Oberarzt auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Essen tätig. Im ersten Urteil aus dem Jahr 2021 sah es die Strafkammer als erwiesen an, dass der Angeklagte am Abend des 13. November 2020 den Entschluss gefasst hat, das Leben seines schwer kranken Patienten durch die Gabe einer medizinisch nicht indizierten, hohen Dosis Kaliumchlorid zu beenden. Durch die Gabe des Medikaments habe der Arzt den Tod des 47-Jährigen verursacht. Lesen Sie auch: Tod eines Corona-Patienten: Bundesgerichtshof hebt Urteil gegen Detmolder Arzt auf Nach Angaben des Gerichts wurde die Tat von einem Pfleger beobachtet. Zudem habe der Angeklagte einer Kriminalbeamtin bei der Durchsuchung seiner Wohnung gesagt, dass er das Mittel verabreicht habe, weil ihm die Familie leidgetan habe, nachdem der Patient nach dem Abschalten der lebenserhaltenden Maschinen noch einen Seufzer in Folge eines Reflexes aus dem Gehirnstamm von sich gegeben habe. Patient wurde aus Venlo nach Essen verlegt Bei dem Patienten handelte es sich nach Angaben des Gerichts um einen 47 Jahre alten Niederländer, der aufgrund einer schweren Covid-19-Infektion im Herbst 2020 von Venlo nach Essen verlegt worden war, weil eine extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO, nötig war. Diese Technik kommt zum Einsatz, um das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff anzureichern, wenn ein Lungen- oder Herz-Kreislaufversagen mit anderen Mitteln nicht mehr aufgehalten werden kann. Der BGH sieht den kausalen Zusammenhang zwischen der Medikamentengabe und dem Eintritt des Todes jedoch nicht als fehlerfrei belegt an. Im Beschluss schreibt der BGH, dass die Annahme des Landgerichts zum Todeseintritt spekulativ sei. Das Landgericht muss den Fall deshalb erneut verhandeln. &bdquo;Das Verfahren ist sehr komplex und die schwierige Beweisaufnahme muss sehr sorgfältig durchgeführt werden“, erklärt Gerichtssprecher Matthias Murawski. Zudem habe Verteidiger Harald Wostry weitere Beweisanträge gestellt, über die die Kammer entscheiden müsse. &bdquo;Deshalb läuft das Verfahren weiter.“ Letzter Verhandlungstag ist laut Murawski der 17. Dezember. Verteidiger stellt 13 Beweisanträge Wostry bestätigt, dass er 13 Beweisanträge gestellt hat. &bdquo;Es geht dabei unter anderem um Fragen um die Ausstattung des Klinikums, den Zustand des Patienten und die Wirkung von Medikamenten. Das Gericht muss nun entscheiden, ob es dazu weitere Zeugen hören und neue Gutachten einholen wird.“ Sein Mandant bestreite weiter, seinem Patienten eine tödliche Dosis Kaliumchlorid verabreicht zu haben. &bdquo;Es gibt keine Beweise dafür.“ Lesen Sie auch: Ein Corona-Überlebender kämpft sich zurück ins Leben Nach Angaben des Rechtsanwalts aus Essen nehmen Fälle zu, in dem sich Intensivmediziner nach Behandlungsabbrüchen bei todkranken Patienten vor Gericht verantworten müssen. &bdquo;Der Gesetzgeber muss hier dringend Vorgaben schaffen, damit Ärzte abgesichert und Patienten am Lebensende bestmöglich, aber würdevoll versorgt werden können“, fordert Wostry. &bdquo;Für die Organspende hat der Gesetzgeber auch klare Regeln geschaffen.“

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