Klartext-Sprecher: Ist Sören Link der neue Hoffnungsträger der SPD im Westen?

Duisburg. Köln, Mönchengladbach, Bochum, Gelsenkirchen, Oberhausen, Wuppertal: Die SPD konnte bei den Kommunalwahlen in NRW trotz landesweiter Verluste in wichtigen Städten punkten. Doch Persönlichkeiten, deren Charisma von dieser NRW-Wahl aus in die Republik ausstrahlt, gibt es kaum. Eine Ausnahme ist Sören Link. Der SPD-Oberbürgermeister von Duisburg wird medial aktuell gehypt. Link holte am 14. September starke 46 Prozent - und verpasste die absolute Mehrheit nur knapp. Bei der Stichwahl setzte er sich dann sehr klar mit 78 Prozent gegen den AfD-Kandidaten durch. Link fuhr für die etwas gebeutelten Sozialdemokraten in NRW somit einen wichtigen Erfolg im einst rot-gefärbten Ruhrgebiet ein. Doch damit allein lässt sich das bundesweite Interesse an dem 49-Jährigen nicht erklären. Kommentar: Die politische Aufarbeitung für die SPD wird hart Hervor sticht der geborene Duisburger regelmäßig durch seine klare und deutliche Ausdrucksweise. Die erinnert inhaltlich ein wenig an den Stil der beliebten NRW-CDU-Minister Herbert Reul und Karl-Josef Laumann. Link nimmt selten ein Blatt vor den Mund, sei es bei sensiblen Themen wie Migration, Integration oder den sogenannten Schrott-Immobilien. Das sind Gebäude, die oft von kriminellen Clans gekauft und dann beispielsweise an Südosteuropäer vermietet werden. Schrott-Immobilien sind vor allem im Ruhrgebiet seit Jahren ein Ärgernis. SPD-Politiker Link mit klarer Haltung zum Sozialbetrug Link führt dort sowie in Brennpunkten wiederholt öffentlichkeitswirksame Razzien durch - auch das ähnelt den PR-Aktionen von NRW-Innenminister Reul. Manchmal schießt Link übers Ziel hinaus. &bdquo;Ich hätte gerne das Doppelte an Syrern, wenn ich dafür ein paar Osteuropäer abgeben könnte“, sagte der Oberbürgermeister 2015 während einer Flüchtlingskonferenz - und entschuldigte sich anschließend. Lesen Sie auch: Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Kommunalwahl in OWL &bdquo;Asozial bleibt asozial – egal, aus welchem Land jemand stammt“, sagte Link 2017 nach Tumulten rund um einen eskalierten Polizeieinsatz, an dem Anwohner der türkischen Gemeinde beteiligt waren. Mit diesen Worten hatte Link damals die Türkische Gemeinde gegen sich aufgebracht. Eine geforderte Entschuldigung lehnte er ab. Mit Blick auf zunehmenden Sozialbetrug sagte Link kürzlich: &bdquo;Ich bin Mitglied der Partei der Arbeit geworden, bin für soziale Gerechtigkeit. Ich habe keine Lust, verarscht und beschissen zu werden. Das ist aber genau das, was da passiert.“ Auch solche Worte hört man in der Spitzenpolitik derzeit eher selten. Stichwahlen in NRW: Die größten Siege und Überraschungen Mit dieser direkten Art der Kommunikation und seinem politisch klaren Kurs - zum Beispiel beim Abbau der Schuldenlast Duisburgs - hat Link zuletzt das Interesse bundesweiter Medien geweckt. Die Bild-Zeitung interpretierte in einigen seiner Aussagen kürzlich eine bewusste Abgrenzung zur Bundes-SPD; schoss dabei aber übers Ziel hinaus, da Link seine Aussagen nicht auf die SPD bezogen hatte, sondern auf Sozialmissbrauch. Tatsächlich hat Link sogar eine besondere Verbindung zu höheren SPD-Gremien. Der Grund: Sowohl die Co-Landesvorsitzende der NRW-SPD, Sarah Philipp, als auch die Co-Parteichefin Bärbel Bas kommen aus Duisburg - und werden demselben politischen Lager wie Link zugeordnet. Wer soll 2027 für die SPD Hendrik Wüst herausfordern? Da die SPD im wichtigsten Bundesland der Republik aktuell nicht über die eine schillernde Führungsfigur verfügt, dürfte Links Name in den nächsten Wochen auch bei folgender Frage auftauchen: Wer besitzt ein so klares Profil, um NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bei der Landtagswahl im Frühjahr 2027 herausfordern zu können? Bislang kommen dafür zumindest auf dem Papier und qua Amt mehrere Namen infrage: die Landesvorsitzenden Sarah Phillip und Achim Post sowie der Oppositionsführer im Landtag, Jochen Ott. Auch Bundeschefin Bas wird immer mal wieder gehandelt. Nach der Kommunalwahl wird die SPD aber nicht umhinkommen, auch erfolgreiche Oberbürgermeister zumindest in den Blick zu nehmen. Positiv aufgefallen sind mit ihren Ergebnissen der Oberbürgermeister aus Hamm, Marc Herter, (63,6 Prozent) und Mönchengladbachs erst 36-jähriger OB Felix Heinrichs, der sein Amt verteidigen konnte. Doch auch Sören Link dürfte seinen Marktwert nach dieser Wahl intern gesteigert haben.

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