Doch kein Entführungsfall? Ermittler zweifeln an Aussage von Löhner Politiker

Bielefeld/Löhne. Brisante Wendung im Fall der mutmaßlichen Entführung von den beiden Kindern des Ex-Bürgermeisterkandidaten aus Löhne (Kreis Herford): Die Polizei soll an der Darstellung des Kommunalpolitikers zweifeln. Grund dafür sind Erkenntnisse aus den Ermittlungen. Das erfuhr diese Redaktion aus Sicherheitskreisen. Demnach könnte es sein, dass es die mutmaßliche Entführung so gar nicht gegeben hat. Der Kommunalpolitiker hält jedoch an seiner Darstellung fest. Doch von vorne: Anfang Juli hat sich der ehemalige Bürgermeisterkandidat der CDU in Löhne bei der Polizei gemeldet und Angaben zu einem Vorfall auf einem Spielplatz unweit seiner Wohnadresse einige Tage zuvor gemacht. Nach Informationen der Polizei sollen zwei Männer versucht haben, seine beiden Kinder zu entführen. Einer der Männer könne sogar ein Messer bei sich gehabt haben. Von ihrem vermeintlichen Entführungsversuch sollen die beiden Unbekannten nach dem Einschreiten des Vaters abgelassen haben. Wegen seiner kommunalpolitischen Tätigkeit ermittelte daraufhin der Bielefelder Staatsschutz, der zuständig ist für politisch motivierte Kriminalität. Lesen Sie auch: Sollte sein Kind in Löhne entführt werden? Polizei ermittelt Die Polizei veröffentlichte in einer Pressemitteilung unter anderem eine detaillierte Täterbeschreibung, die der Kommunalpolitiker gemacht haben soll. Ebenso wurden Angaben zu dem Fluchtfahrzeug genannt - demnach ein silberner BMW. Und auch zur vermeintlichen Fluchtroute der beiden Männer. Das Ermittlungsverfahren wurde wegen des Verdachts eines versuchten erpresserischen Menschenraubes eröffnet. Ermittler sollen an der Darstellung zweifeln Doch nun stellt sich heraus: Bei den Ermittlern soll es nach Informationen dieser Redaktion mittlerweile Zweifel an der Schilderung des Kommunalpolitikers geben. So sollen Polizisten - wie in solchen Fällen üblich - das Umfeld des Tatorts abgesucht haben. Dabei sollen sie auch auf eine Kamera gestoßen sein, die, verbotenerweise, auch auf die Straße gefilmt haben soll - wohl genau den Teil, der im vermeintlichen Tathergang von großer Bedeutung sein soll. Immerhin ist der Spielplatz beispielsweise nur über einen Fußweg zu erreichen. Was genau die Kamera gefilmt haben soll, ist unklar. Aber die Aufnahmen sollen im Widerspruch zu den Aussagen des Kommunalpolitikers stehen. Bei der Polizei macht sich daher der Gedanke breit, die Aussagen des Kommunalpolitikers könnten möglicherweise nicht stimmen. Fall aus polizeilicher Sicht offenbar ausermittelt Die Bielefelder Polizei äußert sich nicht. Ein Sprecher der Bielefelder Staatsanwaltschaft will aktuell keine Auskunft geben, &bdquo;da eine Unterrichtung der Verfahrensbeteiligten über den aktuellen Verfahrensstand zunächst Vorrang hat“. Worüber die Beteiligten - also auch der Ex-Bürgermeisterkandidat - informiert werden, ist aktuell unklar. Die Akten sollen bereits seit geraumer Zeit bei der Staatsanwaltschaft liegen. Das heißt, dass der Fall aus polizeilicher Sicht ausermittelt ist. Die Justizbehörde entscheidet dann, ob sie Anklage erhebt, weitere Ermittlungen und Maßnahmen nötig sind oder das Verfahren eingestellt wird. Letzteres scheint derzeit durchaus möglich - denn Verdächtige scheinen weder identifiziert noch verhaftet worden zu sein. Der Ex-Bürgermeisterkandidat beteuert auf Anfrage, dass er gegenüber der Polizei das ausgesagt habe, was ihm auch tatsächlich passiert sei. &bdquo;Sonst würde ich so etwas auch der Polizei nicht erzählen“, sagt er. Von einem konkreten Entführungsversuch habe er jedoch nie gesprochen, betont er deutlich - er wisse auch nicht, ob seine Kinder tatsächlich hätten entführt werden sollen. Von einem der mutmaßlichen Täter, den der Ex-Bürgermeisterkandidat gut erkannt haben will, habe die Polizei ein Phantombild erstellt. Den anderen Verdächtigen habe er nicht gut sehen können. Ex-Kandidat: Seit Rücktritt keine Zwischenfälle Der Kommunalpolitiker aus Löhne hatte seine Kandidatur Ende Juni zurückgezogen. Er begründete den Schritt mit einem Angriff auf ihn, der sich kurz zuvor auf ihn ereignet habe. In der Folge soll er Angst um seine Familie gehabt haben. Dass er den Vorfall öffentlich gemacht hat, sei auf Druck geschehen. Er bezeichnet den Schritt heute als großen Fehler. Zum Thema: Nach Angriff: Löhner Ex-Bürgermeisterkandidat stellt doch Strafanzeige Der ehemalige Bürgermeisterkandidat weiß nicht, ob der Angriff sowie Anrufe bei ihm von Unbekannten mit dem Vorfall auf dem Spielplatz in Verbindung stehen. Er ist jedoch der festen Überzeugung, dass jemand etwas erreichen wollte. &bdquo;Und das hat er offenbar erreicht. Seit ich von der Kandidatur zurückgetreten bin, haben meine Familie und ich Ruhe“, sagt er.

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