Meinung

Kein Plastikabkommen: Dann müllen wir die Welt nun einfach weiter zu?

Das Plastikabkommen ist nach jahrelangen Verhandlungen gescheitert. Ein Ergebnis, mit dem sich die Welt nicht zufriedengeben darf – denn das Plastikproblem wird immer größer, meint Laura Beigel.

Müllsammler sammeln wiederverwertbares Plastik auf einer Mülldeponie in Pakistan. | © K.M. Chaudary/AP/dpa

15.08.2025 | 15.08.2025, 14:28

Die globalen Verhandlungen zu einem Plastikabkommen sind zu einer riesigen Blamage geworden. Bis zum Schluss konnten sich die Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus 180 Ländern nicht auf einen gemeinsamen Vertrag einigen. Damit hätte das Treffen in Genf keinen schlechteren Abschluss finden können – wenngleich man sagen muss: Dieses Ende war erwartbar. Bevor die letzte Verhandlungsrunde zum Plastikabkommen überhaupt gestartet ist, war klar, dass die Gespräche schwierig und schleppend verlaufen würden, so wie alle vier Verhandlungsrunden zuvor.

Zu weit lagen die Forderungen und Vorstellungen der einzelnen Staaten auseinander. Wie bei den jährlichen Klimaverhandlungen waren es auch hier wieder die Ölstaaten, die die Prozesse blockiert und auf ihre partikulären, wirtschaftlichen Interessen gepocht haben. Sie haben die Gefahr offenbar bis jetzt nicht verstanden oder ignorieren sie bewusst. Dass die Länder ihre Differenzen nicht beiseitelegen und einen gemeinsamen Kompromiss finden konnten, ist ein diplomatisches Armutszeugnis.

Wer nun das Scheitern der Verhandlungen schönredet, weil kein Abkommen besser sei als ein schlechtes, der irrt. Selbst ein Kompromiss mit weniger ambitionierten Reglementierungen wäre besser gewesen als ein Weiter-So, wie es jetzt folgen wird. Auch, weil ein Abkommen-Light ein Einstieg für weitere Verhandlungen gewesen wäre.

Plastikkrise wird sich weiter verschärfen

Nun steht man stattdessen wieder bei null. Plastik kann weiterhin unreglementiert produziert und entsorgt werden. Und ob es überhaupt zu weiteren Verhandlungen kommen wird, ist unklar. Es bedeutet, dass sich die Plastikkrise weiter verschärfen wird. Dass noch mehr Plastik die Umwelt verschmutzen und uns Menschen krank machen kann.

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Dabei wäre ein global abgestimmtes Handeln zur Eindämmung der Plastikkrise dringend nötig. Denn wir haben längst die Kontrolle über sie verloren.

Um zu verstehen, wie groß das Problem ist, muss man sich gar nicht die überlaufenden Mülldeponien in Südasien anschauen oder den gewaltigen Plastikstrudel, der seit Jahren wie ein Mahnmal im Pazifik schwimmt. Der sogenannte Great Pacific Garbage Patch misst mittlerweile eine Fläche, die mehr als viermal so groß ist wie Deutschland.

Zahlreiche Plastikbecker und Müll sind in einem übervollen Mülleimer zu sehen. - © Sven Hoppe/dpa
Zahlreiche Plastikbecker und Müll sind in einem übervollen Mülleimer zu sehen. | © Sven Hoppe/dpa

Plastikproblem wird einfach verlagert

Es reicht schon, sich in seiner näheren Umgebung umzuschauen. In den Straßen, den Wäldern oder an den Stränden, wo Plastikmüll verrottet. Oder in den eigenen Müllcontainern und Müllsäcken, wo jede Woche Unmengen an Plastik zusammenkommen – von denen nicht alles sauber verwertet, sondern auch ins Ausland exportiert wird. Das Problem wird so einfach verlagert.

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Längst ist klar, dass Plastik, das einmal in die Umwelt gelangt, einen immensen Schaden anrichten kann. Es vergiftet Ökosysteme, tötet Tiere und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Plastikpartikel können tief in den menschlichen Körper vordringen – selbst im Gehirn wurden schon Teilchen gefunden. Wie genau sich das sogenannte Mikroplastik auf Organe auswirkt, ist noch nicht vollständig verstanden.

Staaten müssen weiter für Plastikabkommen verhandeln

Auch weil wir die genauen Folgen des Plastiks nicht kennen, ist es wichtig, jetzt dagegen vorzugehen. Dafür ist ein weltweites Plastikabkommen, das konkrete Regeln für die Produktion, den Verbrauch und die Entsorgung vorschreibt, unerlässlich.

Die Staaten müssen ihre Verhandlungen deshalb wieder aufnehmen – und gleichzeitig muss der Druck auf die ölproduzierenden Länder deutlich erhöht werden. Denn das Plastikproblem wird eher größer als kleiner: Bis 2050 könnte der weltweite Plastikmüll nach Schätzungen der OECD knapp 800 Millionen Tonnen betragen. Die Erde weiter zuzumüllen und sie so nachhaltig zu schädigen, kann und darf nicht im Interesse der ganzen Welt sein.