Diese Mindenerin war die erste Motorradpolizistin in NRW - hier blickt sie zurück

Bielefeld/Minden. Frauen bei der Polizei in NRW? Heute völlig normal. Vor über 40 Jahren war das eine kleine Sensation: Damals begann das Land damit, auch Polizistinnen einzustellen und auszubilden. Eine Ostwestfälin gehörte zum ersten Jahrgang – sie ist eine Polizistin der ersten Stunde. &bdquo;Damals“, sagt Susanne Wiesinger lachend, &bdquo;war vieles anders. Auf manchen Dienststellen gab es nicht mal Frauentoiletten.“ Die heute 61-Jährige stammt aus Büren im Kreis Paderborn, arbeitet mittlerweile bei der Kriminalpolizei in Minden. Seit 43 Jahren – ihre Ausbildung begann 1982 – ist sie &bdquo;Polizistin durch und durch“, wie sie selbst sagt. Das scheint in der Familie zu liegen: Ihr Vater war Polizist, ebenso ihr Ehemann. Auch ihre beiden Söhne arbeiten bei der Polizei. Lange Zeit war der Beruf nur Männern vorbehalten. &bdquo;Das Familienbild war damals ganz anders“, erinnert sich Wiesinger. Anfang der 80er Jahre beschloss das Land plötzlich, Frauen für die Schutzpolizei auszubilden. &bdquo;Ich habe genau eine Bewerbung in meinem Leben geschrieben – für die Polizei. Auch wenn ich damals eigentlich lieber im sozialen Bereich arbeiten wollte“, erzählt sie. Aus rund 1.000 Bewerberinnen blieben nach Vorauswahl und Tests in Münster rund 70 Frauen übrig. Eine davon: Susanne Wiesinger. &bdquo;Einfach war die Ausbildung nicht“, sagt sie. &bdquo;Es gab extrem hohe Erwartungen an uns Frauen. Vielleicht, weil die Ausbilder bisher nur Männer ausgebildet haben.“ Lesen Sie auch: Niedlicher Polizeiwelpe &bdquo;Pivo“ verzückt Bielefeld: Was ihn in der Ausbildung erwartet Medien berichten über erste Motorradpolizistin in NRW Ihre Ausbildung begann sie in Brühl bei Köln, rund ein Jahr später ließ sie sich an die Polizeischule in Stukenbrock (Kreis Gütersloh) versetzen – gemeinsam mit einer Kollegin. &bdquo;Wir waren nur zwei Frauen dort unter 1.500 männlichen Polizeianwärtern“, berichtet sie. Die Umstände: irgendwo zwischen skurril und unzumutbar. &bdquo;In unserer Unterkunft mussten wir uns zwei offene Duschen mit mehr als 30 Männern teilen. Da mussten wir uns gut mit den Kollegen absprechen“, sagt sie schmunzelnd. &bdquo;Aber das war kein Problem.“ Nach der Ausbildung kam sie zunächst zur Hundertschaft im Kreis Unna, sechs Monate später nach Köln – erst in den Objektschutz, dann auf Streife. &bdquo;Ich war damals sogar die erste Motorradpolizistin in NRW“, sagt sie. Viele Medien berichteten über sie. Die Artikel, erzählt sie, habe sie bis heute aufbewahrt. Quote eingestellter Polizistinnen bei mehr als 40 Prozent Ein Problem: Ihre Ausrüstung war nicht auf Frauen zugeschnitten. &bdquo;Die Schutzkleidung fürs Motorrad war für Männer gemacht. Es gab einfach keine Frauenuniformen – auch Jahre nach der Öffnung der Polizei für Frauen nicht.“ Mit der Zeit kamen zwar einzelne Kleidungsstücke hinzu, &bdquo;aber anfangs wurde das offenbar nicht richtig mitgeplant“. Heute machen Frauen einen beträchtlichen Teil der Polizei NRW aus. Zuletzt lag die Quote neu eingestellter Beamtinnen bei mehr als 40 Prozent – mit steigender Tendenz. Vom Streifendienst zur Kripo: Karriere bei der Polizei in NRW 1990 wurde Wiesinger nach Minden versetzt, zuvor lernte sie ihren Ehemann kennen, der aus dem Kreis stammt. &bdquo;Die ersten Jahre war ich hier die einzige Polizistin im Streifendienst – erst später rückten weitere Frauen nach.“ Nach einigen Jahren wechselte sie zur Kriminalpolizei – auch aus modischen Gründen. &bdquo;Die damalige grün-beige Polizeiuniform war wirklich peinlich“, wie sie lachend erzählt. 1994 begann sie ihr Studium, 1998 trat sie ihren Dienst bei der Kripo an – mit Schwerpunkten unter anderem in der Sexualdelikt-Ermittlung und im Bereich Rauschgift. Noch heute spricht sie von ihrer &bdquo;Herzensdienststelle“. Lesen Sie auch: Wie ein Versmolder die Polizei in NRW besser machen will 43 Jahre im Dienst – Wiesinger hat die Entwicklung der Polizei hautnah miterlebt. Sie weiß, wie es ist, um Akzeptanz zu kämpfen. &bdquo;Am Anfang war es unter Kollegen etwas schwieriger. Für manche war es neu, andere haben Frauen nicht so viel zugetraut wie Männern“, sagt sie. &bdquo;Ich habe mich gut angepasst. Mein Gedanke war schon damals: Ich möchte den Frauen nach mir den Weg bei der Polizei ebnen.“ Manchmal, so gesteht sie heute, habe sie vielleicht sogar mehr gemacht als nötig. So viel, dass sie manchmal den Vorwurf erhalte: Die Polizei stehe über dem Privaten. Nach der Polizeikarriere ehrenamtliche Hilfe Auf der Straße sei die Akzeptanz hingegen früher größer gewesen als heute. &bdquo;Der Respekt ist gegenüber uns Polizisten gesunken.“ Besonders gegenüber weiblichen Beamten. &bdquo;Das spüren wir aus Kreisen, in denen der Respekt gegenüber Frauen sowieso schon gering ist“, sagt sie. In gut einem Jahr geht Wiesinger in den Ruhestand. Dann endet eine Ära, über die sie sagt: &bdquo;Ich würde alles genau so noch mal machen.“ 500 Überstunden, 60 Urlaubstage – ganz so häufig muss die 61-Jährige bis dahin nicht mehr ins Büro. Langweilig wird es ihr aber nicht: Als &bdquo;grüne Dame“ möchte sie Senioren ehrenamtlich in Pflegeeinrichtungen unterstützen. Der Kontakt zu Menschen, sagt sie, werde ihr sonst sehr fehlen. &bdquo;Grüne Dame“? Wie passend für eine ehemalige Polizistin – auch, wenn Wiesinger die damaligen grünen Uniformen noch immer für ein &bdquo;Mode-Desaster“ hält. .responsive23-I7nXKdTicZHiRcGL-ttc-linechart-gewalttaten-gegen-polizistinnen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-I7nXKdTicZHiRcGL-ttc-linechart-gewalttaten-gegen-polizistinnen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-I7nXKdTicZHiRcGL-ttc-linechart-gewalttaten-gegen-polizistinnen { padding-top: 142.86%; } }

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