Kluterthöhle Ennepetal: Spannende Expedition durch die dunklen Gänge

Ennepetal. Es plätschert leise im Hintergrund, die Luft ist kühl und klar – und nur wenige Lichter beleuchten die Gänge der Kluterthöhle. Vor 385 Millionen Jahren war dieser Ort noch vom tropischen Meer bedeckt und Lebensraum für Korallen, Muscheln und andere Riff-Organismen. Heute ist das Riff versteinert und eines der am besten erhaltenen in Europa. Im Jahr 2019 wurde es zum zweiten nationalen Naturmonument in NRW gekürt. &bdquo;Das hier ist ein versteinerter Nautilus“, sagt Höhlenführerin Sarah Droska und zeigt auf die schönen, glatten braunen und weißen Querstreifen des Fossils. Seit etwa fünf Jahren führt Droska Menschen durch die 30 bis 38 Millionen Jahre alten Klutert-Gänge in der Nähe von Wuppertal. &bdquo;Das versteinerte Riff ist durch eine Erdplatten-Verschiebung entstanden“, erklärt sie. Diese formte die Unterwasserwelt zu einem Berg. Dabei entstanden Schlammlawinen, die Korallen und Organismen erstickten und konservierten. Unterirdische Seen und Kalk-Kristalle Knapp 35.000 Besuchende kamen im vergangenen Jahr, um die Höhlen zu besichtigen. Es gibt 380 Gänge, und die Grundfläche beträgt 450 mal 200 Meter. Sarah Droska kennt diese gut. Jeder Schritt und jede Bewegung durch die 5,8 Meter verwinkelten Wege wirken bei ihr vertraut. Sie erklärt weiter: &bdquo;Die Kluterthöhle ist eine Kalksteinhöhle. Wasser drang damals in Risse und Spalten ein und löste den Kalk auf.“ Dadurch seien Hohlräume entstanden. Auch heute noch ist sie von den Gebilden fasziniert: &bdquo;Dieser Wow-Effekt ist was ganz Besonderes, und es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken.“ Letztes Jahr sei ein komplett neues Höhlensystem entdeckt worden. Verirrt in der Kluterthöhle Der erste Forscher habe sich im Jahr 1883 in die geheimnisvollen Gänge begeben. Mit einer Fackel wollte Brunnenbauer Heinrich Schmidt die Höhle nach einem Schatz absuchen. Droska: &bdquo;Die Fackel hielt nicht lang. Dann war er für sieben Tage und acht Nächte in diesen Höhlen verschollen.“ Er habe es aber geschafft, sich seinen Weg nach draußen zu ertasten. Nach diesem Erlebnis war er nicht verängstigt, sondern machte aus seiner Erfahrung eine neue Geschäftsidee. Er habe danach Führungen angeboten. Eine besonders spezielle Führung sei die Dunkel-Führung gewesen. Weitere Ausflugstipps: Zehn Ziele für die Sommerferien in OWL &bdquo;Die Dunkel-Touren bieten wir noch heute an“, sagt Droska. Auch sollen die Höhlen im 30-jährigen Krieg als Religionsstätte gedient haben: &bdquo;Die Menschen, deren Glauben verboten wurde, haben hier in der Höhle ihre Gottesdienste gehalten und geheiratet.“ Höhle bot im Zweiten Weltkrieg Schutz Im Jahr 1943 wurden die Kluterthöhle und die benachbarte Bismarckhöhle zu Luftschutzräumen ausgebaut. Dadurch wurden die Höhlen erst gut begehbar. &bdquo;Die Menschen haben den Fliegeralarm in der kompletten Dunkelheit abgewartet, denn das ganze künstliche Licht gab es damals nicht“, sagt sie. &bdquo;Ich mache einmal das Licht aus“, sagt sie. Totale Dunkelheit. Die Höhlen verschlucken jegliches Licht. Sie macht es wieder an und möchte noch tiefer in die Gänge hinein. Weiter unten glitzern Kalk-Kristalle an den Wänden. Vor einem unterirdischen See bleibt sie stehen. Machen Sie mit: Gewinnen Sie mit nw.de zwei Übernachtungen im Landhotel Albers &bdquo;Teile des Sees sind zwei Meter tief“, sagt sie. Für das bloße Auge nicht erkennbar. Schlamm bedeckt den Grund. Zur Demonstration wirft sie einen Stein ins Wasser. Es macht laut Platsch. &bdquo;So, da hört man es auch“, sagt die 34-Jährige. Auf Kriechtour durch die schmalen Gänge der Kluterthöhle Höhlentaucherinnen und Höhlentaucher würden die Seen erkunden. Doch dieser sei nicht dafür geeignet. Es gebe noch einen weiteren, fünf Grad kalten und acht Meter tieferen See mit Bachzufuhr. Durch die Zufuhr sei der See mit Sauerstoff versorgt, und kleine Krebse könnten hier leben. Dann zeigt Sarah Droska den Eingang des 1,5 Kilometer langen Krabbel- und Kriecheinganges. Kinder als auch Erwachsene dürfen hier für 12 Euro in die Rolle einer Höhlenforscherin oder eines Höhlenforschers schlüpfen und die engen Gänge erforschen. Unterwegs mit dem Rad: Die schönsten Fahrradtouren quer durch OWL Die Öffnung ist etwa 50 Zentimeter hoch. Es ginge aber noch extremer, meint die Höhlenführerin. Bei der 150-minütigen Extrem-Tour für 85 Euro (ab 16 Jahre) müsse man in schmalen, langen Gängen seine Fitness und Nerven unter Beweis stellen. Klare Luft kann heilende Wirkung haben &bdquo;Dann gibt es noch die Erzähltour von 45 Minuten für Kinder (6 Euro) und Erwachsene (10 Euro) oder die Runde zu den unterirdischen Seen und zum Korallenriff für Groß (12 Euro) und Klein (10 Euro)“, erzählt sie. &bdquo;Der Rundgang ist leider nicht barrierefrei“, führt sie weiter aus. Aber die Kur-Stationen habe einen Bereich, der für Rollatoren zugänglich sei. Für Sie neu im NW-Shop: Das Buch &bdquo;Märchenhaft wandern in Ostwestfalen-Lippe“ Die Höhlen hätten auch eine heilende Wirkung. &bdquo;Letztes Jahr kamen rund 2.000 Kur-Besuchende, um ihre Atemwegserkrankungen zu kurieren“, sagt sie. Vor ein paar Liegen bleibt sie in einer Nische stehen. Die besonders gute Luft helfe, die Beschwerden zu lindern. Sie bietet an, sich auf eine Liege zu legen. Das ist bequem und entspannend. Die Ruhe und die frische Luft tun gut. Dann ist die Tour beendet. Es war spannend, durch die Augen einer Höhlenführerin zu schauen und die versteinerte Welt zu erkunden. Infos zur Kluterthöhle 🕐 Öffnungszeiten: Montag von 12 bis 16 Uhr; Dienstag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertage von 10 bis 16 Uhr 📍 Adresse: Gasstraße 10, 58256 Ennepetal 🚗 Parkplätze: Kostenlos. Parkplätze befinden sich in der Nähe der Höhlen 🔗 Internetseite: www.kluterthoehle.de

Meistgelesen