Nachruf

Trauer um Bielefelder SPD-Urgestein Günter Schröder

Ein bewegtes und erfolgreiches Leben ist zu Ende. Der Bielefelder prägte die Gewerkschaft der Polizei als Vorsitzender in einer hitzigen Zeit und galt als Verfechter der Arbeitnehmerrechte.

Ein Zeitdokument zeigt Günter Schröder bei einer Audienz mit Papst Johannes Paul II. | © Privat

Carsten Heil
07.07.2025 | 07.07.2025, 05:00

Bielefeld. Weggefährten beschreiben ihn als harten Verhandler. „Günter Schröder war immer sehr gradlinig und neigte nicht zu Kompromissen“, erinnert sich Wolfgang Brinkmann an gemeinsame Zeiten. Brinkmann war selbst viele Jahre in der Bielefelder SPD und deren Gremien aktiv. Besonders, wenn es um die Rechte der Arbeitnehmer ging, kannte Schröder wenig Rücksicht, berichtet Brinkmann. Entsprechend war der Kriminalhauptkommissar viel in der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen innerhalb der SPD unterwegs. Als einer der wenigen Bielefelder machte er Gewerkschaftskarriere und war von 1981 bis 1986 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Nun ist er im Alter von 88 Jahren gestorben.

Im Kopf muss Günter Schröder seiner Zeit um Jahrzehnte voraus gewesen sein und seine aktiven Zeiten waren politisch genauso turbulent wie derzeit. „Wer heute aufhört zu demonstrieren, darf sich nicht wundern, wenn morgen keine Diskussionsveranstaltung mehr stattfinden darf“, ist ein Satz, der ihm zugeschrieben wird. Und das in einer Phase, die an kontroversen Demonstrationen nicht arm war. Die gewalttätigen Demonstrationen im Herbst 1981 in Frankfurt gegen die Startbahn West fallen in seine Amtszeit als Gewerkschaftschef. Sich als Vertreter der in vorderster Linie stehenden Beamten so deutlich für das Demonstrationsrecht einzusetzen, war sicher nicht einfach für ihn.

Friedlicher ging es bei einer der größten Demonstrationen in der Geschichte der Bundesrepublik zu. 300.000 Menschen versammelten sich am 10.10.1981 im Bonner Hofgarten zur Friedensdemo. Viele weitere turbulente Ereignisse fielen in die Amtszeit Schröders. Bis hin zum gewerkschaftlichen Immobilien-Skandal um die Neue Heimat, in dessen Zusammenhang Schröder sein Amt niederlegte, ohne auch nur im Mindesten etwas damit zu tun zu haben. „Ich kenne keinen GdP-Vorsitzenden, der so viel Einfluss auf die Politik hatte wie Günter Schröder“, sagt Bernd Holterhus, ein Bielefelder Weggefährte. Und in der Tat riefen namhafte Politiker seiner Zeit auch schon mal sonntags in der Früh im Hause Schröder an – so Franz Josef Strauß, wie sich Sohn Jens Schröder erinnert.

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Ein überzeugter Kämpfer für die Rechte der Arbeitnehmer

Holm Sternbacher als Bielefelder Bezirksbürgermeister beschreibt den Verstorbenen als „sehr engagierten und überzeugten Gewerkschafter, der sehr viel für die Rechte der Polizisten getan hat“. Er sei eine Figur gewesen, an der man sich reiben konnte. Der um der Sache willen aber auch Kompromisse schließen konnte.

Und der langjährige CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok nennt Schröder einen klassischen Sozialdemokraten, „mit dem man gut zusammenarbeiten konnte und der verlässlich war.“ Brok: „Für ihn galt, die Sache zuerst, nicht die Parteizugehörigkeit.“ So gab es in der Familie Schröder auch keinen Stress, als Sohn Jens zeitweise CDU-Mitglied wurde. Das konnte der Vater akzeptieren.

Gern saß Schröder bis vor wenigen Wochen noch auf seiner Terrasse im Bielefelder Stadtteil Sennestadt und unterhielt sich mit anderen Menschen. Nun ist ein erfolgreiches, oft öffentliches Leben zu Ende gegangen.