
Von Zuständen wie 2005 ist NRW noch etwas entfernt. Damals, vor 20 Jahren, erreichte die Arbeitslosenquote mit 12 Prozent einen schaurigen Höchststand. Dagegen wirken die aktuellen 7,5 Prozent harmlos. Doch es gibt leider auch heute Indikatoren, die in eine unschöne Richtung zeigen: Anträge auf Insolvenzgeld haben sich in NRW verdoppelt, Neugründungen gehen stark zurück – und bei Ford und Thyssen sollen Tausende Stellen gestrichen werden. Was Folgen für Zulieferer hätte.
Fast noch bedenklicher ist, dass die Mitarbeiter-Zahl in kleineren Betrieben seit drei Jahren nicht mehr wächst. Eine Entwicklung, die jenseits der Öffentlichkeit voranschreitet – und die auch für unsere Region in Ostwestfalen-Lippe gilt.
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Da Deutschland aber grundsätzlich gut darin ist, sich schlecht zu reden, braucht es jetzt Mut, schnelle und neue Wege zu gehen, statt in Panik zu erstarren. Die Zahl von 86.000 arbeitslosen Fachkräften in NRW zeigt, dass es riesiges Potenzial gibt, während ja gleichzeitig viele Firmen händeringend Kräfte suchen. Sie passgenau zu vermitteln, ist vor allem Aufgabe der Arbeitsagenturen. Da gibt es Luft nach oben.
Es ist richtig, dass NRW auf kleine Maßnahmen setzt
Es ist deshalb richtig, dass die NRW-Arbeitsagentur auf viele kleine Maßnahmen setzt, anstatt auf große Weichenstellungen der Politik zu warten. Der Versuch, frühzeitig in Flüchtlingsheime zu gehen, um die Menschen zu beraten, ist klug. So lassen sich Vermittlungen um Monate abkürzen. Das wollen alle.
Letztlich aber gehört zur Wahrheit dazu, dass die ganz großen Stellschrauben woanders liegen. Der Wirtschaftsmotor muss nach drei Jahren des Stotterns wieder anspringen und Berlin muss den Unternehmen dafür unter die Arme greifen. Nur dann bleibt 2005 ein Schreckgespenst aus vergangener Zeit.