So soll die Ärzteversorgung in kleinen Orten gesichert werden

Düsseldorf. Angesichts des sich abzeichnenden Hausärztemangels macht sich die SPD-Opposition für den Ausbau kommunaler Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) in unterversorgten Gebieten in Nordrhein-Westfalen stark. Die Landesregierung solle ein Förderprogramm für diese Zentren auflegen, fordert die SPD-Landtagsfraktion. In Versorgungszentren schließen sich mehrere ambulant tätige Ärzte zusammen und praktizieren unter einem Dach. Die Einrichtungen könnten in Zukunft deshalb eine wichtige Rolle spielen, weil laut aktuellen Zahlen ein Viertel der momentan praktizierenden Hausärzte in den nächsten fünf Jahren altersbedingt ausscheiden wird. Schon jetzt sei ein Drittel der in NRW tätigen Hausärzte älter als 60 Jahre. Die Zahl der Praxen ist nach Angaben der SPD-Fraktion von 2011 bis 2021 um 13 Prozent gesunken. MVZ könnten helfen, die Situation in unterversorgten Gebieten zu stabilisieren. Lesen Sie auch: Hausarzt-Notstand in OWL: Wie eine kleine Gemeinde das Problem lösen will Aktuell gibt es neun dieser Einrichtungen in NRW, darunter liegen mit Kalletal und Marienmünster auch zwei in OWL. In Kalletal ist das MVZ durch ein Bürgerbegehren entstanden, welchem der Rat zugestimmt hatte. Der Antrieb kam also von den Bürgerinnen und Bürgern. Kommunale MVZ kämpfen mit Finanzproblemen Auch in Remscheid gibt es ein kommunales MVZ, welches jedoch mit Finanz- und Personalproblemen kämpft, wie Sozialdezernent Thomas Neuhaus berichtet. Das dortige kommunale MVZ für Kinder- und Jugendmedizin mit vier Sitzen mache pro Standort pro Jahr ein Defizit von 80.000 Euro – insgesamt also rund 320.000 Euro jährlich. &bdquo;Die Kommunen zahlen drauf“, sagt Neuhaus. Außerdem sei es schwierig, Ärzte zu finden, weil die Kommunen im Kampf um Fachkräfte nur geringere Tarife anbieten könnten. Mehr zum Thema: MVZ mit elf Arztpraxen insolvent: Patienten und Ärzte in OWL in Sorge Der Bürgermeister der Stadt Castrop-Rauxel, Rajko Kravanja, weist zudem darauf hin, dass auch schon die Gründung eines MVZ mit Schwierigkeiten verbunden ist. Es sei schwer, geeignete Grundstücke zu finden. Zudem häufe die Stadt ohnehin schon seit vielen Jahren Kassenkredite, also Schulden, an. &bdquo;Wenn ich auf die Idee komme, ein MVZ zu gründen, ist das am Ende eine freiwillige Leistung“, sagt Kravanja. Die SPD-Fraktion ist aus diesen Gründen der Meinung, dass die Landesregierung die Kommunen, die ein MVZ gründen wollen, besser unterstützen muss. Die Fraktion schlägt ein zinsloses Darlehen über die NRW-Bank vor, welches Kommunen beziehen könnten, um ein MVZ zu errichten. Zudem sollten Kommunen in der Gründungsphase eine Förderung bei der Gründungsberatung erhalten. Außerdem brauche es ein Programm zur Reduzierung der mitunter hohen Bürgschaften. SPD fordert 50 MVZ in NRW bis 2030 Die SPD gibt das Ziel vor, in NRW bis 2030 insgesamt 50 MVZ in unterversorgten Gebieten zu errichten. Die schwarz-grüne Landesregierung solle dafür ein Förderprogramm in Höhe von 25 Millionen Euro auflegen. &bdquo;Wenn man den Zusammenbruch der Versorgung heute absehen kann, muss man frühzeitig reagieren“, sagt der gesundheitspolitische Sprecher, Thorsten Klute. Wichtig ist dem Politiker aus Versmold, dass diese Programme nur für kommunale MVZ gelten sollen. Auch interessant: Notstand bei hausärztlicher Versorgung in Lippe: Ist eine Lösung in Sicht? Denn es gibt auch private Versorgungszentren. Die entstünden nach Worten der stellvertretenden Fraktionssprecherin Lisa Kapteinat aber eher dort, wo es ein hohes Potenzial an Privatversicherten gebe. Den ambulanten Versorgungsauftrag haben zudem die Kassenärztlichen Vereinigungen. Die kommunalen MVZ machen laut Klute hingegen vor allem dort Sinn, wo private Träger keine Möglichkeit sähen, die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten. Mit Material von dpa

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