Berlin/Köln (dpa/epd/anwi). Mit Lampen und Lichterketten haben Zehntausende Menschen am Brandenburger Tor in Berlin gegen Rechtspopulismus und für die Demokratie demonstriert. Das „Lichtermeer“ richtete sich gegen ein Erstarken der AfD und anderer rechter Parteien in Europa, gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump und den Einfluss des Tech-Milliardärs Elon Musk. Die Polizei sprach von 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Zehntausende protestieren auch in Nordrhein-Westfalen
Bereits am Nachmittag zogen auch in Köln nach Schätzungen der Polizei etwa 40.000 Menschen durch die Straßen – dort waren nur etwa 5.000 erwartet worden.
Zu der Demonstration mit Kundgebung hatte das gesellschaftliche Bündnis „Köln stellt sich quer“ aufgerufen. Bei der Abschlusskundgebung am Rudolfplatz, einer der zentralen Punkte der Kölner Ringe, sei die Menge kaum zu überblicken gewesen, sagte die Sprecherin des Bündnisses, die Grünen-Politikerin Brigitta von Bülow, dem Evangelischen Pressedienst epd. Sie selbst sprach von 75.000 Teilnehmenden. Dem Bündnis „Köln stellt sich quer“ gehören unter anderem die großen Kirchen und Religionsgemeinschaften, der DGB Köln-Bonn sowie die demokratischen Parteien im Kölner Rat an.
Auch interessant: Bielefelder „Bündnis gegen Rechts“ ruft vor Bundestagswahl zu Großdemo auf

Viele Plakate richteten sich nicht nur gegen die AfD, sondern ausdrücklich auch gegen den Unionskanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU). Merz plant Bundestagsanträge für eine deutliche Verschärfung der Migrationspolitik, für die er eine Zustimmung der rechten Partei in Kauf nehmen will. „Kein Fraktionsgeklüngel mit der AfD!“ und „Niemand mag Nazis außer Merz“ stand daher auf Pappschildern der Demonstranten in Köln geschrieben.
Bereits am Freitagabend hatten in Paderborn bis zu 700 Menschen an einer Kundgebung gegen die AfD teilgenommen. Anlass dort war der Neujahrsempfang der in Teilen rechtsextremen Partei im Neuhäuser Schloss. In Siegen gingen wegen des AfD-Neujahrsempfangs in der Bismarckhalle laut Polizei rund 250 Menschen auf die Straße.
Mit Video und Fotostrecke: Hunderte demonstrieren in Paderborn gegen AfD-Empfang
In Aschaffenburg Warnung vor einem Rechtsruck

Im bayerischen Aschaffenburg demonstrierten nach Angaben der Polizei am Samstag rund 3.000 Menschen gegen einen Rechtsruck in Politik und Gesellschaft. Am Mittwochmittag waren in einem Park in der Stadt ein zweijähriger Junge und ein Mann getötet worden. Tatverdächtig ist ein polizeibekannter Flüchtling aus Afghanistan. Der 28-Jährige hätte nach Behördenangaben schon vor geraumer Zeit abgeschoben werden sollen. Die schreckliche Tat führte im Bundestagswahlkampf zu einer Verschärfung der Zuwanderungsdebatte.
Tödlicher Angriff: Warum war der Verdächtige von Aschaffenburg noch frei?
Protest mit rund 9.000 AfD-Gegnern in Halle (Saale)
Anlässlich des offiziellen Wahlkampfauftakts der AfD in Halle (Saale) demonstrierten dort am Samstag rund 9.100 Menschen. Außerdem kamen den Polizeiangaben nach rund 3.200 Anhänger der Rechtspopulisten; die Partei selbst hatte mitgeteilt, es seien etwa 4.500 AfD-Anhänger gewesen.
Die Polizei bilanzierte, am Rande des Parteitags und der Gegendemonstrationen seien 13 strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung. 21 Menschen hätten versucht, eine Absperrung gewaltsam zu überwinden, gegen sie sei ein Verfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet worden.
Die Polizei sei mit rund 1.000 Kräften im Einsatz gewesen, um sowohl die Durchführung der Wahlveranstaltung als auch der Gegenproteste zu gewährleisten.
Brandmauer gegen die AfD soll halten
In Berlin forderte Christoph Bautz, Gründer der Organisation Campact und einer der Initiatoren der dortigen Demonstration, dass die Brandmauer der demokratischen Parteien gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD halten müsse. Er richtete einen direkten Appell an Merz: Wenn dieser bei Migrationsfragen eine gemeinsame Mehrheit mit der AfD suche, dann „bricht in diesem Land ein Aufstand der Anständigen los“, meinte Bautz.
Die Demonstranten skandierten: „Wir sind die Brandmauer.“ In der Menge standen viele Familien mit Kindern. Etliche Plakate richteten sich gegen die AfD, so etwa die Aufschrift: „Die AfD ist alternativlos blöde.“