
Bielefeld/Herford/Gütersloh. Der NW-Podcast hat Grund zum Feiern: Denn „OstwestFälle“ hat seine 100. Episode veröffentlicht. Mit einem augenzwinkernden Blick werfen wir einen Rückblick auf jene Straftäter, die erst kein Glück hatten und dann auch noch vom Pech verfolgt wurden. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Meldungen über sie aufgetaucht, die Anlass zum Schmunzeln, Kopfschütteln und oft auch zu einer gehörigen Portion Schadenfreude gaben.
Dass Strafe nicht unbedingt auf den Fuß folgen muss, sondern dafür auch andere Körperteile trifft, muss im Oktober 2010 ein junger Räuber aus Bünde erfahren. Er will die Tankstelle an der Engerstraße in Herford-Herringhausen überfallen. Bei dem Coup des polizeibekannten Mannes läuft aber so alles schief, was schiefgehen kann: Maskiert mit einem Kapuzenshirt und bewaffnet mit einem Messer betritt er den Verkaufsraum und fordert Geld. Die prompte Reaktion des Angestellten: „Du kriegst kein Geld“.
Und ehe sich der Kriminelle versieht, tritt der Angestellte zu und trifft genau den Bereich zwischen den Beinen, der bei Männern für besondere Pein bekannt ist. Der so getroffene Räuber stürzt und verliert sein Messer. „Ich bring’ dich um, ich bring’ dich um“, schreit der schmerzgeplagte Mann und bewirft den Angestellten noch mit einem Zigarettenständer und türmt. Sein weitaus größeres Problem: Er hat am Tatort sein Messer vergessen. Auf diesem finden sich seine DNA-Spuren, die ihn klar als Täter identifizieren. Das Urteil: eine mehrjährige Haftstrafe.
In der 100. Jubiläumsfolge von „OstwestFälle“, dem True-Crime-Podcast der „Neuen Westfälischen“, sprechen Moderatorin Birgitt Gottwald, die NW-Redakteurin Jemima Wittig und ihre Kollegen Jens Reichenbach und Jobst Lüdeking über die weniger glanzvollen Momente im Verbrecherdasein, die zum Schmunzeln einladen. Sie bringen charmant misslungene Kriminalfälle ins Rampenlicht und zelebrieren die denkwürdigen Geschichten.
Spinne im Auto löst Chaos auf A33 aus
„Wie würdet ihr reagieren, wenn plötzlich eine riesige Giftspinne bei euch im Auto ist und ihr seid gerade auf der A33 unterwegs“, wirft Redakteurin Jemima Wittig im Gespräch mit Moderatorin Birgitt Gottwald in die Runde. Die Antworten sind durchaus verschieden. Ein solcher Schockmoment ereignete sich tatsächlich im August 2019 für zwei Mütter mit ihren Kindern. Nach einem Wildparkbesuch entdeckten sie auf dem Heimweg eine vermeintliche Riesenspinne in ihrem Auto und parkten fluchtartig auf dem Standstreifen.
Panik pur! Die Frauen aus Unna alarmierten die Polizei, besorgt, es könnte ein exotisches Exemplar sein. Doch als die Beamten eintrafen, war die Spinne verschwunden - wohl ausgebüxt. Als wäre das nicht genug Drama, hatten die Damen in der Aufregung auch noch die Stromverbraucher laufen lassen, Batterie leer. Ergebnis: Der Wagen blieb stumm und die Truppe landete auf der Polizeiwache in Stukenbrock, bis Familienmitglieder endlich zur Rettung anrückten.
Betrunkener Islamist ohne Führerschein gestoppt
Besser zu Fuß unterwegs wäre wohl auch der Islamist gerne gewesen, den die Polizei kurz vor Weihnachten 2015 in Herford aus dem Verkehr zieht. Die Kontrolle vor dem christlichen Fest endete mit einer bösen Bescherung. Denn eigentlich setzten sich die Herforder Salafisten mindestens für ein gottgefälliges Leben nach den Regeln und den Gesetzen des Islam – ganz ohne Alkohol, ein. Doch kann bei dem Mann, der in Schlangenlinien unterwegs ist, davon keine Rede sein. Das Gegenteil ist der Fall, wie die staunenden Polizeibeamten notieren: Der Islamist ist völlig im Rausch und hat auch, wie sich später herausstellt, Drogen im Blut. Einen Führerschein können die Polizisten dem Promille-Islamisten nicht wegnehmen. Er hat keinen. Das spätere Urteil. Eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen.
Haftantritt scheitert an Bürokratie
Aber auch Straftäter, die auf den rechten Weg zurückkehren wollen, müssen mit Hindernissen rechnen: Selbst dann, wenn sie in den Knast hereinwollen. Die Erfahrung muss im Sommer 2020 ein verurteilter Mann aus dem Kreis Herford machen, der in der Justizvollzugsanstalt Münster seine Haft antreten will. Mit gepacktem Koffer erscheint der Mann exakt am angeordneten Tag in der JVA. Aber: Die Justizbediensteten lassen ihn nicht passieren.
Für Ostwestfälle-Profis: Testen Sie ihr True-Crime-Wissen im großen Quiz zum Podcast
Denn der haftwillige Fast-Häftling hat nicht mit der Bürokratie gerechnet. Er hat das Dokument, mit dem er zum Haftantritt geladen worden ist, nicht dabei. Und für die diensttuenden JVA-Bediensteten ist klar: kein Dokument, keine Zelle. Eine Sprecherin der JVA Münster bestätigt den Fall: Um überprüfen zu können, ob es sich um die richtige Person handelt und nicht ein Falscher inhaftiert wird, müsse jeder, der seine Ladung zum Haftantritt erhält, diese auch mitbringen, erklärte sie. „Wenn wir eine falsche Person inhaftieren, würden wir uns wegen Freiheitsberaubung strafbar machen.“ Schließlich hat der Mann seine Strafhaft angetreten und ihm wurde eine Zelle mit Bett zugewiesen.
Bewaffneter Radfahrer entpuppt sich als Paintball-Spieler
Bielefeld wurde am 9. Juli 2019 Schauplatz einer ungewöhnlichen Begebenheit: Ein junger Mann wurde beobachtet, wie er mit einem Sturmgewehr in der Hand, einer Pumpgun über der Schulter und einer Pistole am Gürtel durch Heepen radelte. Solch schrecklichen Szenarien kennt man aus den USA, beispielsweise bei Schulmassakern, berichtet Redakteur Jens Reichenbach. Die Polizei reagierte blitzschnell und konnte den Radfahrer am Strebkamp stellen. Überrascht von der plötzlichen Polizeipräsenz wurde schnell klar: Der Mann war auf dem Weg zu einem Paintballturnier. Und die Waffen? Sie waren aus Kunststoff. Trotzdem mahnt die Polizei angesichts des hohen Verwechselungsrisikos zur Vorsicht. Beim Transport von Waffenimitaten ist äußerste Vorsicht geboten – sie müssen in verschlossenem Zustand transportiert werden. Hier hatte der Paintballer offensichtlich noch etwas nachzuholen.

Und wie die Polizei unfreiwillig zum Retter einer feststeckenden, geflohenen Strafgefangenen wird, ein junger Mann sich über sein unvorteilhaftes Fahndungsfoto ärgert und direkt geschnappt wird, sowie weitere skurrile Kriminalgeschichten - all das gibt es in der neuesten Folge zu hören. Also einfach das Lieblingsgetränk zur Hand nehmen und gemeinsam mit uns auf die hundertste Folge von „OstwestFälle“ anstoßen!