Islamismus

Terrorprozess gegen Jugendliche beginnt – auch 17-jähriger Lippstädter angeklagt

Der Jugendliche aus Lippstadt, das Mädchen aus Düsseldorf und die Jugendliche aus Iserlohn sollen laut Anklage über Telegram Terrorpläne ausgetauscht haben.

Die Richterinnen Marie Christin Köster (v.l.), Alexandra Bernardy und Cihan Ahmed-Daud beim Prozessbeginn in Düsseldorf. Weil die Angeklagten Jugendliche sind, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. | © David Young/dpa

13.12.2024 | 13.12.2024, 11:16

Düsseldorf (dpa). Gegen drei Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen beginnt an diesem Freitag, 13. Dezember, am Düsseldorfer Landgericht der Prozess wegen Vorbereitung eines islamistischen Terroranschlags. Die Angeklagten, zwei Mädchen und ein Junge, sind inzwischen 15, 16 und 17 Jahre alt. Sie kommen aus Lippstadt, Düsseldorf und Iserlohn und sitzen seit Ostern in Untersuchungshaft. Gegen einen vierten Angeklagten aus Ostfildern in Baden-Württemberg wird seit Dienstag am Landgericht Stuttgart verhandelt.

Das Mädchen aus Düsseldorf, die Jugendliche aus Iserlohn und der Jugendliche aus Lippstadt sollen laut Anklage der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf über Telegram Terrorpläne ausgetauscht haben. Als mögliche Anschlagsorte seien Dortmund, Düsseldorf, Köln, Iserlohn oder Stuttgart genannt worden.

Die Jugendlichen mit deutscher Staatsangehörigkeit sollen, nachdem sie Anschlagsziele wie Hauptbahnhöfe, Gerichtssäle oder Polizeistationen in Erwägung gezogen hatten, letztendlich entschlossen gewesen sein, an einem Sonntag in Kirchen einzudringen, auf die Besucher dort zu schießen oder einzustechen und die jeweilige Kirche mit Molotowcocktails in Brand zu setzen.

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Ziel: Möglichst große Anzahl von Menschen zu töten

Dazu sollen sich die drei Angeklagten, die seit Ostern in Untersuchungshaft sitzen, Anleitungen zur Herstellung von Molotowcocktails und anderen Sprengvorrichtungen beschafft haben. Es sei ihnen darum gegangen, eine möglichst große Anzahl von Menschen zu töten. Der Prozess wird als Jugendstrafprozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Das Gericht hat bis Mitte März zwölf Verhandlungstage eingeplant.

Die Angeklagten sollen Propagandamaterial der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) konsumiert und sich mit der Ideologie der als besonders grausam geltenden Terrorgruppe identifiziert haben. Im Sinne dieser Ideologie sollen sie die Anschläge vorbereitet haben.

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Die Polizei in Hagen war zunächst auf die 16-Jährige aus Iserlohn aufmerksam geworden, weil es Hinweise gab, dass das Mädchen ausreisen wollte, um sich dem IS im Nahen Osten anzuschließen und in seinen Reihen zu kämpfen. Darüber soll sie sich mit dem Mädchen aus Düsseldorf ausgetauscht haben. Bei der Auswertung ihres Handys waren die Ermittler dann auf einen zweiten Chat gestoßen, in dem die Anschlagspläne diskutiert wurden.

Waffenfunde bei Durchsuchungen in Düsseldorf

Bei Durchsuchungen in Düsseldorf waren Sicherheitskreisen zufolge eine Machete und ein Dolch sichergestellt worden. Der Vater des Düsseldorfer Mädchens soll bereits früher aufgefallen sein. Gegen ihn sei als Terror-Unterstützer ermittelt worden, weil er Spenden für den IS gesammelt haben soll, hieß es.

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