Vier Teenager unter Terror-Verdacht: Jugendlicher aus Lippstadt „treibende Kraft“

Bielefeld/Lippstadt. Mehrere Teenager sollen über soziale Medien einen islamistischen Anschlag geplant haben, wie diese Redaktion erfuhr. Sicherheitsbehörden konnten die Verdächtigen inzwischen festnehmen. Als eine der treibenden Kräfte sollen die Ermittler einen 15-jährigen Deutschen aus Lippstadt (Kreis Soest), direkt an der Grenze zu Ostwestfalen, ausgemacht haben. Lesen Sie auch unseren Kommentar: Jugendliche unter Terror-Verdacht: Absolute Sicherheit wird es nie geben Im Fokus der Ermittlungen steht eine Chatgruppe von vier Personen. Diese sollen über weitere Kontakte mit mutmaßlich terroristischem Hintergrund verfügt haben. Ihr Netzwerk soll bis nach Süddeutschland und die Schweiz gereicht haben. Ausgangspunkt der Festnahmen war ein Ermittlungsverfahren gegen eine 16-Jährige aus Iserlohn. Die weiteren Mitglieder sollen eine 15-Jährige aus Düsseldorf, ein 16-Jähriger aus Baden-Württemberg sowie der 15-Jährige aus Lippstadt sein. Nach Informationen dieser Redaktion besitzt die Verdächtige aus Düsseldorf die deutsche und marokkanische Staatsangehörigkeit. Brisant: Die Sicherheitsbehörden führen ihren Vater (44) als sogenannten Gefährder, ihm trauen die Behörden also einen Anschlag zu. Gegen ihn wurde in der Vergangenheit ermittelt, weil er für den IS Spenden gesammelt haben soll. Zudem soll 2019 eine Schusswaffe bei ihm gefunden worden sein. Kirchen und Polizeistationen mit Messern angreifen Bei der nun folgenden Durchsuchung Ende März in der Familienwohnung in Düsseldorf fand die Polizei eine Machete und einen Dolch. Zudem stellten die Ermittler noch vor Ort fest, dass sich die Jugendliche in einer Chatgruppe mit den drei anderen Verdächtigen über Anschlagspläne ausgetauscht haben soll. Unter anderem sollen die Teilnehmer darüber fantasiert haben, &bdquo;Ungläubige“ in Kirchen oder Polizeistationen mit Messern anzugreifen. Drei Städte in NRW sollen als mögliche Orte genannt worden sein – allerdings sollen die Pläne nicht konkretisiert worden sein. Nach den Festnahmen der Mädchen, die mittlerweile als Gefährderinnen gelten sollen, sollen die beiden Jungen ihre mutmaßliche Anschlagsplanung fortgesetzt haben. Demnach sollen sich die beiden auf eine Stadt im Sauerland konzentriert haben und beispielsweise christliche Einrichtungen, Synagogen oder Nachtclubs als Ziele genannt haben. Dabei sollen die beiden auch den Einsatz von Molotowcocktails und Schusswaffen diskutiert haben. Zeitlich sollen sie den Ramadan, spätestens aber in zwei Monaten, genannt haben. Vor einigen Tagen wurden sie nun ebenfalls verhaftet. Auch Person aus der Schweiz verhaftet Bei dem 15-Jährigen aus Lippstadt stellte die Polizei Datenträger, IT-Geräte und Bargeld sicher. Ermittler bezeichnen ihn nach Informationen dieser Redaktion als &bdquo;treibende Kraft“. Die vier Jugendlichen sitzen in Untersuchungshaft. Gegen sie wurden Haftbefehle wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen. Derweil kamen die Behörden nach Informationen dieser Redaktion auch einer männlichen Person aus der Schweiz auf die Spur. Diese Person soll mit einem der Chatteilnehmer in Kontakt gestanden haben und ebenfalls Anschlagspläne – allerdings in der Schweiz – verfolgt haben. Er wurde ebenfalls Ende März festgenommen. Die Verdächtigen tauschten sich offenbar zunächst in einer Telegram-Gruppe aus, Ende März sollen sie zu einem alternativen Chatanbieter gewechselt sein, für den der Islamische Staat derzeit massiv wirbt. IS ruft Anhänger zu Anschlägen auf Nicht erst seit dem Terror-Anschlag von Moskau, bei dem IS-Anhänger mehr als 100 Menschen in einer Konzerthalle töteten, steht die islamistische Terrororganisation wieder im Fokus der Öffentlichkeit und Sicherheitsbehörden. Vor allem der zentralasiatische Ableger &bdquo;Islamischer Staat Provinz Khorasan“, der sich zu dem Anschlag bekannte, gilt als besonders aktiv. In den vergangenen zwölf Monaten hatte es mehrere Festnahmen von mutmaßlichen ISPK-Anhängern gegeben. Sie sollen alle Anschlagspläne gehabt haben. Der IS-Ableger aus Zentralasien droht derweil mit weiteren Anschlägen in Europa. In einer aktuellen Ausgabe einer Propaganda-Zeitschrift ruft die Terrororganisation dazu auf, &bdquo;Kuffar“ (Ungläubige) mit Autos zu überfahren, zu erstechen, zu vergiften, zu erschießen oder ihre Häuser in Brand zu setzen. German ISIS supporters are sharing official claims of Moscow attack on mainstream platforms Instagram and TikTok pic.twitter.com/KQhWb3jcrY Recherche_J (@online_monitord) March 23, 2024 Teilweise landen Inhalte des IS sogar frei zugänglich in sozialen Medien wie Tiktok oder Instagram. Twitter-Nutzer &bdquo;Recherche_J“, der die deutsche Dshihadisten-Szene beobachtet, hatte darüber kurz nach dem Anschlag von Moskau berichtet. Demnach hatten offenbar deutsche IS-Unterstützer eine Bekennernachricht der Terrororganisation hier verbreitet. Faeser erschüttert über Terrorverdachtsfall: &bdquo;hohe Bedrohungslage“ Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat entsetzt auf die mutmaßlichen Terrorpläne der vier Jugendlichen reagiert. &bdquo;Erneut sehen wir die hohe islamistische Bedrohungslage - und erneut haben unsere Sicherheitsbehörden ihre hohe Wachsamkeit gezeigt und frühzeitig eingegriffen“, sagte sie der &bdquo;Rheinischen Post“. Es sei &bdquo;erschütternd“, dass sich Kinder und Jugendliche so massiv radikalisiert und offenbar islamistische Terrorpläne verfolgt hätten. Die islamistische Szene stehe im Fokus des Bundeskriminalamts, des Bundesamts für Verfassungsschutz und der Sicherheitsbehörden der Länder, sagte die SPD-Politikerin. Im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum in Berlin werde das Vorgehen koordiniert. &bdquo;Dies ist auch in diesem Fall geschehen, um die Terrorverdächtigen schnell zu identifizieren“, so Faeser.

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