Andreas Wiebe: Was macht der frühere Ober-Förster von NRW heute?

Bielefeld. Mit dem Wechsel in den Ruhestand hat sich für Andreas Wiebe vieles verändert. Doch eines ist geblieben: die Liebe zur Natur. Als damaliger Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz NRW war der Bielefelder mehr in Besprechungen als im Wald unterwegs. Das war sein Job als Chef von mehr als 1.300 Beschäftigten. Heute sagt der Bielefelder: &bdquo;Ich halte mich jetzt häufiger in unseren Wäldern auf als während meiner Berufstätigkeit.“ Wiebe leitete seit 2011 den Landesbetrieb – und war quasi der oberste Förster in NRW. Heute zieht es den 67-Jährigen auch ohne berufliche Verpflichtungen fast täglich in die Natur. Dafür sorge allein schon sein vierjähriger Jagdhund, der regelmäßig vor die Tür müsse, sagt Wiebe im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch als Jäger ist er weiterhin tätig – &bdquo;um dem Wald dabei zu helfen, wieder zu wachsen und zu gedeihen“, sagt Wiebe. Seine Gesundheit profitiere vom regelmäßigen Gang ins Grüne ungemein. &bdquo;Das tut mir gut, ich bin fitter.“ Lesen Sie auch: Der Oberförster geht in den Ruhestand Das kann Wiebe über den Wald in OWL nicht gerade sagen. &bdquo;Die Buchen bekommen Sonnenbrand, ihnen platzt die Rinde ab; Wasser und Nährstoffe gelangen nicht in die Krone“, erklärt der Fachmann. Die Buchenwaldgesellschaften in OWL sieht er &bdquo;auf keinem guten Weg“ – aufgrund des Klimawandels. &bdquo;Die werden früher oder später verschwinden. Die Idee, das einfach so laufen zu lassen, wird der Lage nicht gerecht.“ Es werde zu &bdquo;dramatischen“ Veränderungen kommen. Wiebe startete 1988 in Bielefeld beruflich durch Wiebes Lebenslauf ist untrennbar mit der Ökologie verbunden. 1994 trat der Bielefelder bei den Grünen ein – und wurde 17 Jahre später vom damaligen Grünen-Umweltminister Johannes Remmel zum Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz NRW ernannt. &bdquo;Ich habe dadurch viele neue Landschaften in NRW kennengelernt. Das war eine tolle Zeit.“ Viele Jahre zuvor – ab 1988 – leitete Wiebe die Stadtreinigung in Bielefeld und entwickelte dort das Abfallkonzept. &bdquo;Da haben wir schon an großen Rädern gedreht; es herrschte viel Tatkraft in der Politik.“ Die sieht er auf Landesebene heute auch. Die Koalition von CDU und Grünen in NRW bezeichnet Wiebe als &bdquo;sehr wertvoll“. In den aktuellen Krisenzeiten sei es wichtig, als Regierung ein möglichst breites Spektrum zu vertreten. In der Industrie- und Klimapolitik habe die Landesregierung die &bdquo;Zeichen der Zeit“ erkannt – das zeige sich an den Bemühungen für ein klimaneutrales Industrieland sowie am Rekordausbau der Windenergie. Lesen Sie auch: Andreas Wiebe schoss einen Bock Dazu gehört sicher auch die Frage um einen zweiten Nationalpark im Land. Das Projekt steht in NRW vor dem Aus. Entsprechende Pläne für die Egge in OWL waren am Votum der Bürger gescheitert. Jetzt ist noch der Reichswald in Kleve im Rennen. In Paderborn und Höxter hätten Kritiker mit teils &bdquo;absurden Argumenten“ gegen das Projekt der Landesregierung Stimmung gemacht, sagt Wiebe heute. &bdquo;Das war schon kein besonders hohes Niveau der Diskussion.“ Grundsätzlich müsse man aber die Frage stellen, ob ein weiterer Nationalpark im Wald Sinn ergebe, meint Wiebe. &bdquo;Die Waldgesellschaften werden in der Klimakrise nicht so bleiben, wie sie heute sind – Nationalpark hin oder her.“ Er könne sich stattdessen sehr gut vorstellen, über andere Landschaften für einen Nationalpark nachzudenken, da der Wald ohnehin immer naturnäher werde. &bdquo;Der großflächige Schutz von Mooren macht in meinen Augen da mehr Sinn.“ Wiedervernässte Moore könnten als wertvolle CO?-Senke genutzt werden, sagt Wiebe. Im Kreis Minden-Lübbecke in Richtung Niedersachsen sehe er &bdquo;verschiedene Ansatzpunkte“ für einen möglichen Moor-Nationalpark, sagt der Naturexperte. Wiebe leitete von 2001 bis 2005 die Bezirksregierung Detmold Privat hat Wiebe kürzlich gemeinsam mit seiner Frau die &bdquo;persönliche Energiewende“ auf den Weg gebracht, auch dank &bdquo;hervorragender“ Fördermöglichkeiten: Dach-Dämmung, PV-Anlagen, Wärmepumpe. &bdquo;Wir brauchen Putins Gas jetzt nicht mehr.“ Wenn Wiebe nicht gerade in Sachen Natur- und Artenschutz unterwegs ist, genießt er die Zeit mit seiner Frau und dem gemeinsamen Freundeskreis auch auf dem Bielefelder Siegfriedplatz. Ab und zu schreibt er für das &bdquo;Siggi-Magazin“ im Bielefelder Westen, wo er aufgewachsen ist. &bdquo;Ich lasse es ruhig angehen – und genieße die Zeit sehr.“ Lesen Sie auch: Serie: Was macht eigentlich: Marianne Thomann-Stahl? Als früherer Regierungspräsident in Detmold – Wiebe leitete die Mittelbehörde von 2001 bis 2005 – wirft Wiebe natürlich auch heute noch einen interessierten Blick auf das politische Geschehen in Bund und Land. Und wirkt auch dabei relativ gelassen. Es sei noch nie leicht gewesen, die Interessen künftiger Generationen in einem politischen System zu vertreten, welches &bdquo;maximal“ auf die nächste Wahl blicke. Es sei &bdquo;allzu menschlich“, mehr auf morgen als auf übermorgen zu blicken, sagt Wiebe. Wichtig sei aber mehr denn je kluge Weitsicht und Verantwortung für die Zukunft in einer sich rapide verändernden Welt. Lesen Sie auch: Persönlichkeiten aus OWL: Joachim Schultz-Tornau Und das gelte auch für die Umfragen seiner Partei. &bdquo;Wir Grüne haben schon sehr viel schwierigere Zeiten erlebt – als wir aus dem Bundestag geflogen sind. Es geht ja jetzt schon wieder aufwärts. Die Zuversicht ist da.“ Pessimistisch wolle er ganz sicher nicht in die Zukunft blicken, sagt Wiebe.

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