Milliarden-Förderung für Brennpunkt-Schulen in NRW – doch OWL erhält am wenigsten Geld

Bielefeld/Düsseldorf. 29 Schulen aus neun Kommunen in der Region Ostwestfalen-Lippe sollen künftig gezielt durch das Land gestärkt werden. Sie sind Teil des sogenannten Startchancenprogramms. Mit dem wollen Bund und Länder zunächst 400 Schulen in herausfordernden Lagen in NRW unterstützen, damit sich die Lehrkräfte wieder auf die &bdquo;wesentlichen Aufgaben“ konzentrieren können. Ein Vergleich der Regionen zeigt jedoch: In OWL kommen verhältnismäßig nur wenig Schulen in den Genuss dieser Hilfen. Warum? NRW-weit umfasst das Programm 279 Grundschulen, 46 Hauptschulen, 20 Realschulen, 2 Sekundarschulen, 29 Gesamtschulen, 6 Gymnasien und 18 Berufskollegs. Sie sollen nach den Worten von NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) in der nächsten Zeit in &bdquo;vielerlei Hinsicht“ zu &bdquo;Leuchtturm-Schulen“ werden. Ausgewählt wurden sie in NRW gemäß den Einstufungen aus dem Schulsozialindex, der festlegt, wie hoch die Belastungen sind, denen die jeweilige Schule ausgesetzt ist. Infrage kamen für das Programm im Bereich Grundschulen mit einer Indexstufe von sechs bis neun und weiterführende Schulen mit einer Indexstufe von sieben bis neun. Lesen Sie auch: Schulministerin Feller: Schule ist kein Ersatz-Elternhaus Doch bei einem Blick in die verschiedenen Bezirksregierungen fällt schnell auf, dass die Budgets für diese Leuchttürme sehr unterschiedlich verteilt sind: Der Regierungsbezirk Düsseldorf erhält rund 4,1 Millionen Euro; Köln knapp 1,9 Millionen, Münster knapp 1,2 Millionen, Arnsberg rund 2 Millionen – und Detmold, also OWL, lediglich knapp 750.000 Euro. Das liegt daran, dass in OWL vorerst &bdquo;nur“ rund 10.000 Schülerinnen und Schüler von dem Programm profitieren; während es in Münster zum Beispiel 16.000 sind und in Düsseldorf sogar 56.000. Neun Kommunen aus OWL profitieren Stephan Osterhage-Klingler, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft für Wissenschaft und Erziehung aus Detmold, will beim Blick auf die Zahlen nicht so stark von einer Ungerechtigkeit sprechen. &bdquo;Prozentual passt das schon, weil der Regierungsbezirk auch den kleinsten Schüleranteil hat.“ Grundsätzlich sei es aber ein Problem des Startchancen-Programms an sich, dass nur ein kleiner Teil der Schulen berücksichtigt werden könne. &bdquo;Wenn wir aber Bildung von Herkunft entkoppeln wollen, muss so ein Programm natürlich flächendeckend sein.“ Lesen Sie auch: Schulministerin Feller will diese drei Schulfächer stärken Doch was heißt das nun für die Schulen, die bereits jetzt dabei sind? Konkret profitieren 29 Grundschulen, weiterführende Schulen und Berufskollegs in Bielefeld, Paderborn, Gütersloh, Herford, Lübbecke, Löhne, Minden, Versmold und Lage von den Mitteln. Sie können sie nach einem Drei-Säulen-Modell verwenden, das sowohl bauliche Veränderungen, inhaltliche Investitionen wie Lernprogramme und neue Unterrichtsformate und personelle Erweiterungen enthält. Das Augenmerk soll vor allem darauf gerichtet werden, die Kinder und Jugendlichen im Lesen, Schreiben und Rechnen zu fördern – also in den sogenannten Basiskompetenzen. Aber auch das Zuhören und sozial-emotionale Kompetenzen spielten eine Rolle, so Feller. News beim #StartchancenProgramm! 🚀 🔹 Programm-Säule I: Mit einer neuen Förderrichtlinie können die Schulträger in zeitgemäße Infrastruktur & Ausstattung der Startchancen-Schulen investieren. Dazu stehen im @landnrw in den kommenden 10 Jahren rund 967 Mio. zur Verfügung. 1/3 pic.twitter.com/RezVDPqcEF Bildungsland.NRW (@BildungslandNRW) September 11, 2024 Schulleiter aus Bielefeld moniert Schwächen beim Lesen, Rechnen, Schreiben Im Gespräch mit Schulleiterinnen und Schulleitern aus der Region wird schnell klar: Konkrete Projekte gibt es bislang noch nicht. &bdquo;Das Ganze steht noch sehr am Anfang“, sagt Martina Reiske, Vorstandsmitglied in der Schulleitungsvereinigung NRW. &bdquo;In der vergangenen Woche sind die Förderrichtlinien bekanntgegeben worden. Damit müssen die Schulen sich jetzt vertraut machen. Vorrangig geht es gerade auch darum, Menschen auszubilden, die die Schulen dabei begleiten und beraten, welche Prozesse sie anstoßen – und wie sie sie anstoßen.“ Konkret geht es an vielen Schulen derzeit um Standortbestimmung: Was sind die Herausforderungen und Anforderungen und was wird gebraucht, um dem begegnen zu können? An der Realschule Luisenschule in Bielefeld hat Schulleiter Sven Pachur zum Beispiel gemeinsam mit Kollegium und Schülern ein neues Leitbild der Schule umrissen und was es braucht, um dahin zu kommen. &bdquo;Klar ist: Kinder kommen heute schlechter aufgestellt in der Grundschule an“, so Pachur. &bdquo;Und das merken wir auch noch auf der weiterführenden Schule.“ Förderung von Basisfähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen wird daher auch bei der Verwendung der Startchancen-Mittel im Vordergrund stehen. &bdquo;Aber auch soziale Stabilität ist ein wichtiges Kriterium und Kompetenzen wie Zuhören. Da müssen wir ran.“ 900 zusätzliche Stellen für multiprofessionelle Teams Seit Juli können sich die Schulen um zusätzliche personelle Unterstützung zum Beispiel im Bereich Schulsozialarbeit kümmern. Das Land stellt insgesamt 900 zusätzliche Personalstellen zur Verfügung. Schulleiter Pachur hat schon diverse Bewerbungen auf dem Tisch. Aber auch die Wirtschaft hat Wind bekommen von den zusätzlichen Mitteln. &bdquo;Ich werde hier zugeschüttet mit Angeboten, teilweise bewerben Anbieter ganze Rundumprogramme zur Schuloptimierung. Das ist ein Markt.“ Lesen Sie auch: Feller folgt auf Gebauer: So tickt die neue Schulministerin Insgesamt ist Pachur zufrieden mit der Entwicklung. &bdquo;Ich hatte zuerst Bedenken. Ich dachte, das wird wieder so eine Showveranstaltung des Ministeriums. Aber bislang gestaltet sich das alles sehr pragmatisch und konkret – und wir brauchen in den Schulen alle Ressourcen, die wir bekommen können.“ Ab Herbst sollen die Fortschritte der Startchancen-Teilnehmer regelmäßig in Regionalkonferenzen besprochen werden. Rund 520 weitere Startchancen-Schulen werden dann zum Schuljahr 2025/2026 in das Programm aufgenommen. NRW erhält vom Bund für die nächsten zehn Jahre rund 2,3 Milliarden Euro und wird bis zu derselben Höhe Landesmittel bereitstellen.

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