Jahrzehntelang vermisst: Vier Menschen aus OWL verschwinden spurlos

Bielefeld. Nach zwei Jahren ist in diesem Sommer der inzwischen 16 Jahre alte Alexander N. zurückgekehrt. Der Versmolder galt als langzeitvermisst; weder die Behörden noch seine Familie wussten, wo er ist und wie es ihm geht. Der Teenager war im Herbst 2022 aus seinem Kinderzimmer in Versmold im Kreis Gütersloh geklettert. In diesem August vermeldete die Polizei, dass er gefunden wurde. Er habe sich zwischenzeitlich immer wieder freiwillig bei Bekannten der Familie aufgehalten. Seine Rückkehr nach einer so langen Zeit ist eine Seltenheit und doch gibt der Fall Angehörigen anderer Vermisster Hoffnung. Vier Menschen aus Ostwestfalen-Lippe werden noch länger vermisst als N. Wir stellen ihre Fälle vor. Unter dem Begriff &bdquo;langzeitvermisst“ erfasst das Landeskriminalamt NRW Personen, deren Aufenthalt innerhalb von sechs Wochen nicht ermittelt werden konnte. Derzeit gelten 1.538 Personen in Nordrhein-Westfalen als Langzeitvermisste. In der Regel werden Vermisstenfälle von den ostwestfälischen Kreispolizeibehörden in eigener Zuständigkeit aufgenommen und bearbeitet, erklärt Polizeihauptkommissar Michael Kötter vom Bielefelder Polizeipräsidium. Gibt es die Annahme oder Anhaltspunkte, ein Vermisstenfall könnte zu einem Tötungsdelikt werden, ist das Polizeipräsidium Bielefeld zuständig. Lesen Sie auch: In diesen ungelösten Mordfällen aus OWL wird jetzt neu ermittelt Ramona Herling, verschwunden seit Mai 1989 So sind die Beamten aus der Leineweberstadt unter anderem auch für die Suchen nach Ramona Herling aus Bad Driburg und Denis Franke aus Brakel zuständig, weil in beiden Fällen &bdquo;nach den ersten Ermittlungen ein Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen werden konnte. Trotz umfangreicher und kleinteiliger Ermittlungsarbeit sind diese beiden Akten noch nicht geschlossen und gelten weiterhin als Vermisstenfälle“, sagt Kötter. Die damals zwölfjährige Ramona Herling war am 11. Mai 1989 auf dem Weg ins Schwimmbad, nur wenige hundert Meter von ihrem Elternhaus in Bad Driburg im Kreis Höxter entfernt. Doch dort kam sie nie an. Als ihre Mutter am Mittag erfuhr, dass ihre Tochter nicht am Schwimmunterricht teilgenommen hatte, verständigte sie die Polizei. Bis heute fehlt von ihr jede Spur. Denis Franke, vermisst seit Februar 2008 2008 soll der damals 35-jährige Denis Franke bei einer Privatparty am Karnevalssamstag in einem Bad Driburger Wohnhaus weggelaufen sein. Zeugen haben ihn zuletzt am 2. Februar um 22.30 Uhr zu Fuß auf der Langen Straße Richtung Bahnhofstraße/Bahnübergang gesehen. Die Polizei suchte mit einem Hubschrauber nach ihm. Mitte März 2008 starteten sie auch eine groß angelegte Suche mit Hundeführern und der Bereitschaftspolizei aus Bielefeld. Doch alle Anstrengungen blieben ohne Erfolg. Im Gespräch mit der Höxteraner Lokalredaktion sagte Denis’ Vater Herbert Franke, er glaube nicht, dass sein Sohn weggelaufen ist. Er befürchte, dass sein Sohn nicht mehr lebt. Lesen Sie dazu: Brakeler seit fast zehn Jahren spurlos verschwunden Katrice Lee, verschwunden seit November 1981 An ihrem zweiten Geburtstag verschwindet Katrice Lee am 28. November 1981 aus einem Paderborner NAAFI-Shop. Ihr Vater, der britische Soldat Richard Lee, macht mit seiner Familie letzte Besorgungen für die Geburtstagsfeier. Der damals 32-Jährige bleibt im Auto, während seine Frau, ihre Schwester und Katrice in den Laden gehen. Das Mädchen wartet mit der Tante an der Kasse und flitzt dann los zur Mutter. Dort kommt sie nie an. Polizisten, Zivilisten und Militärpolizei suchen nach dem Kind. Die Familie befürchtet eine Entführung. Zunächst werden die Akten geschlossen. 2012 nimmt die Militärpolizei dann die Ermittlungen wieder auf. 2013 wird das Verschwinden von Katrice zum Thema in der Sendung &bdquo;Aktenzeichen XY“. Auch heute noch glaubt Richard Lee, der inzwischen wieder in England lebt, aber immer mal wieder nach Paderborn kommt, dass seine Tochter noch am Leben sein könnte. Lesen Sie auch: Hochstaplerin gibt sich als Katrice Lee aus – Vater hat trotzdem neue Hoffnung Scarlett S., verschwunden seit September 2020 Auch der Vater von Scarlett S. sucht weiter nach ihr. Seit dem 10. September 2020 fehlt von der damals 26-Jährigen jede Spur. Sie war von Bad Lippspringe im Kreis Paderborn alleine zu einer Wanderung im Schwarzwald aufgebrochen. Anschließend wollte sie sich mit einer Freundin treffen, kam dort aber nie an. Die Freundin verständigte Scarletts Eltern und diese die Polizei. Suchaktionen, Aufrufe in den sozialen Medien und ein Bericht bei &bdquo;Aktenzeichen XY“ haben keinen Erfolg. Die Ermittler gehen nicht von einer Straftat aus. Sie vermuten, dass die junge Frau abseits des Wanderweges abgestürzt ist. Auch spätere Ermittlungen liefern keine Anhaltspunkte für ein Gewaltverbrechen. 2023 stellt die Staatsanwaltschaft das Todesermittlungsverfahren ein. Ihr Vater kämpft auch heute noch darum, ihr Schicksal zu klären. Vier Jahre nach ihrem Verschwinden fährt er an diesem Wochenende zum dritten Mal an den Ort ihres Verschwindens, berichtet er gegenüber der Paderborner Lokalredaktion, um erneut nach ihr zu suchen. Ende des Jahres soll der Fall Scarlett S. Thema in einem neuen Format des Senders Kabel 1 sein. Lesen Sie dazu: Trauriger Jahrestag: Scarlett S. aus Bad Lippspringe seit vier Jahren vermisst

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