Plan gegen Angriffe

Tatverdächtige in NRW vor allem junge Männer – so will Reul Messergewalt eindämmen

Es gibt immer mehr Angriffe mit Messern in NRW. Innenminister Reul präsentiert einen Zehn-Punkte-Plan gegen solche Gewalt. Unter anderem droht Tätern der Verlust des Führerscheins.

Herbert Reul (CDU) spricht bei bei einem Pressetermin im Ministerium über das Thema "Gewaltkriminalität mit dem Tatmittel Messer im öffentlichen Raum". | © Rolf Vennenbernd

28.08.2024 | 28.08.2024, 16:11

Düsseldorf (epd). In NRW hat die Zahl der Angriffe oder Bedrohungen mit Messern zugenommen. 2023 seien rund 3.500 Taten gezählt worden, 43 Prozent mehr als im Jahr zuvor, teilte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf bei der Vorstellung des Lagebilds des Landeskriminalamtes zur Messergewalt mit. „Die Auswertung sagt uns, dass Messergewalt jung und männlich ist“, erklärte Reul. Ihn sorge zudem, dass Tatverdächtige ohne deutsche Staatsangehörigkeit überproportional vertreten seien. „Sich zu bewaffnen, hat sicher auch etwas mit Männlichkeitsgehabe zu tun.“

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Für das Lagebild „Gewalt im öffentlichen Raum - Tatmittel Messer in Nordrhein-Westfalen 2019 bis 2023“ untersuchte das Landeskriminalamt die Messerstraftaten der vergangenen Jahre mit Blick auf Tatverdächtige, Taten, Tatorte und Opfer. Demnach waren im vergangenen Jahr 93,4 Prozent der Tatverdächtigen männlich und etwa die Hälfte (47,9 Prozent) unter 21 Jahre alt. Dabei waren ein Viertel (25,6 Prozent) der Tatverdächtigen jünger als 18 Jahre und 8,4 Prozent sogar noch keine 14 Jahre alt. Rund 45 Prozent haben keinen deutschen Pass.

Um Messergewalt einzudämmen, stellte der NRW-Innenminister ein Konzept mit verschiedenen Maßnahmen vor, die in den Kreispolizeibehörden je nach örtlichen Gegebenheiten umgesetzt werden sollen. „Die eine richtige Lösung gegen Messergewalt gibt es nicht“, erklärte Reul. „Verschiedene Maßnahmen müssen ineinandergreifen.“ Der „10-Punkte-Plan zur Bekämpfung der Messergewalt“ sieht unter andere eine Verstärkung der Präventionsarbeit in Flüchtlingsunterkünften, individuelle Waffentrageverbote, Waffenverbotszonen sowie eine Verstärkung der mobilen Videobeobachtung vor.

Konzept keine Reaktion auf den Messer-Angriff in Solingen

Das Konzept sei keine Reaktion auf den Anschlag vom vergangenen Freitag in Solingen, betonte das Ministerium. Es sei nicht als Bekämpfungskonzept gegen den islamistischen Terrorismus zu verstehen, sondern beziehe sich allgemein auf die steigende Anzahl von Messertaten im öffentlichen Raum.

Messer liegen bei dem Pressetermin mit Innenminister Reul im Ministerium. - © Rolf Vennenbernd
Messer liegen bei dem Pressetermin mit Innenminister Reul im Ministerium. | © Rolf Vennenbernd

Die FDP im NRW-Landtag begrüßte das Präventionsprogramm gegen Messergewalt in Flüchtlingsunterkünften. „Es ist gut, dass der Maßnahmenplan diese liberale Initiative nun aufgreift“, erklärte der innenpolitische Sprecher Marc Lürbke. Er forderte, das Präventionsprogramm außerdem auf Jugendtreffs, Sportvereine und Schulen auszuweiten.

Am Freitagabend hatte ein Mann beim „Fest der Vielfalt“ zum 650. Solinger Stadtjubiläum Festbesucher mit einem Messer attackiert. Drei Menschen wurden getötet und acht verletzt. Der mutmaßliche Attentäter Issa Al H. wurde am Samstagabend festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Dem 26-jährigen Syrer wird unter anderem die Mitgliedschaft in der islamistischen Terrororganisation IS vorgeworfen. Am Dienstag war ein 26-jähriger Deutscher, der Anwohner in Moers mit Messern bedroht haben soll, bei einem Polizeieinsatz erschossen worden.