Was die RKI-Files über das Corona-Geschehen in OWL verraten

Bielefeld. Mehrfach in den Jahren 2020 bis 2023 hat sich der Krisenstab des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit der Region Ostwestfalen-Lippe befasst. Ungeschwärzte Protokolle von Sitzungen des Stabs, die vor einigen Tagen geleakt wurden, geben Einblicke in Corona-Ausbrüche und Besonderheiten in der Region. Vor allem der Corona-Ausbruch beim Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) sticht hier hervor. Bekannt geworden war der Ausbruch Mitte Juni 2020. Schon Anfang Juni befasste sich der Krisenstab aber offenbar mit dem Fleisch-Riesen. Im Rahmen einer größeren Screeningaktion in &bdquo;fleischverarbeitenden Betrieben“ wurden in Gütersloh 26 Fälle erfasst – in einem Betrieb, in dem mehrere Tausend Mitarbeiter tätig sind. In einer Sitzung Mitte Juni wird dann einmal mehr von einer &bdquo;hohen Anzahl“ Infizierter in Schlachtbetrieben in Gütersloh geschrieben, vor allem Arbeiter aus Rumänien. Am 17. Juni heißt es mit Blick nach Gütersloh: &bdquo;Die Lage spitzt sich zu“. Ein Ausbruch in einer Kirchengemeinde und in einem Schlachtbetrieb sorgen für steigende Inzidenzzahlen. Zwei Tage später nennt der Krisenstab Tönnies erstmals namentlich, schreibt von einem &bdquo;großen“ und &bdquo;komplexen“ Geschehen. Es sei zu erwarten, dass durch fortlaufende Testung auch weitere Ausbrüche in anderen Betrieben entdeckt werden. Tönnies zeige sich &bdquo;relativ offen“. Der Krisenstab kritisiert jedoch &bdquo;prekäre Lebenssituationen“ der Mitarbeiter, eine Komplexität durch Werksverträge und nennt auch die Arbeitsverhältnisse &bdquo;suboptimal“. .responsive23-tPCEzd2SwFKGQm0r-choro-7-tage-inzidenz-der { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-tPCEzd2SwFKGQm0r-choro-7-tage-inzidenz-der { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-tPCEzd2SwFKGQm0r-choro-7-tage-inzidenz-der { padding-top: 142.86%; } } Mitarbeiter der Schweineverarbeitung vor allem betroffen Spätere Protokolle zeigen, dass der Tönnies-Ausbruch auch für steigende Inzidenzen im Kreis Warendorf und Hamm verantwortlich sein soll, wo viele Mitarbeiter leben. Und auch im Betrieb selbst zeigt sich demnach, wo der Ausbruch am größten gewesen sei: in der Schweineverarbeitung, vereinzelt habe es auch Lkw-Fahrer getroffen. Die Kommunikation mit Betroffenen wird als &bdquo;schwierig“ beschrieben. Wörtlich heißt es: &bdquo;Die Auskunftsfreude ist nicht sehr hoch. Es gibt Angst vor Behörden und dem medizinischen System.“ Brisant: Laut Bericht sei der Ausbruch bei Tönnies erst recht spät entdeckt worden. Als einen möglichen Hinweis für den Grund dafür schreibt der Krisenstab in einem Protokoll vom 22. Juni 2020: &bdquo;Leute hatten die Anweisung, sich ärztlich nicht vorzustellen und sind nur als ganze Gruppe zum Arzt gegangen, da sie sonst Angst vor einer Entlassung hatten.“ Zudem habe es &bdquo;keinen niederschwelligen Zugang“ zum deutschen Gesundheitswesen gegeben. Am 6. Juli, der Kreis Gütersloh befand sich zwischenzeitlich im Lockdown, heißt es schließlich: &bdquo;Insgesamt wird es ruhiger.“ Afrika-Variante in Paderborn durch Senegal-Rückkehrer? Besondere Bedeutung scheint der RKI-Krisenstab Ende Juni 2021 einem Ausbruch in Paderborn zuzuschreiben. In einem 800-Betten-Krankenhaus kam es zu einem kleinen Ausbruch. 16 Personen wurden positiv getestet; acht Patienten, sieben Mitarbeiter, ein Angehöriger. Bei zwei der Personen wurde die afrikanische Eta-Variante nachgewiesen. Womöglich sei das Virus über einen Mitarbeiter eines Hol- und Bringdienstes in das Krankenhaus gekommen, der kurz zuvor aus dem Senegal zurückgekehrt war. Lob erhält derweil ein Projekt aus OWL von dem RKI-Krisenstab, wie es in Protokollen festgehalten wurde – nämlich ein Projekt der Uni Bielefeld. In einem Protokoll vom 11. Juni 2021 heißt es, die Universität habe ein &bdquo;gutes Monitoring-Konzept“. Die Wissenschaftler hatten sich mit der Auswirkung der Corona-Maßnahmen auf das Infektionsgeschehen befasst.

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