Heimat in Paderborn, Politik in Brüssel: So stemmt Verena Mertens ihren neuen Alltag

Paderborn/Brüssel. Ein bisschen fühlt sie sich aktuell erinnert an ihre Zeit an der Uni Münster: &bdquo;Ich nehme den ganzen Tag über unzählige neue Informationen auf, suche Sitzungssäle, arbeite mich in fremde Themen ein – und habe am Ende des Tages das Gefühl, nicht wirklich etwas geschafft zu haben“, sagt Verena Mertens im Gespräch mit dieser Redaktion. Die CDU-Politikerin ist seit einigen Tagen die Stimme Ostwestfalen-Lippes im EU-Parlament. Für die junge Mutter ändert sich somit gerade sehr viel. Berufliche Veränderungen begegnen Verena Mertens seit 20 Jahren. Die Paderbornerin war nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften an der Uni Münster in verschiedenen Führungsfunktionen bei der Polizei NRW tätig und machte anschließend Karriere bei der Polizei in OWL. Bis zuletzt leitete die 42-Jährige die Kripo in Paderborn. Doch die aktuellen beruflichen Veränderungen haben eine neue Qualität: Mertens ist künftig jede Woche auf der Autobahn unterwegs, um zwischen ihrer Heimat OWL und ihrem neuen Arbeitsumfeld in Brüssel und Straßburg zu pendeln. &bdquo;Ich möchte zunächst so oft zu Hause sein, wie möglich, um meine Tochter an unseren neuen Alltag zu gewöhnen“, sagt Mertens. Gleichwohl muss sie im EU-Parlament in Belgien präsent sein. Über das Jahr verteilt stehen dort 42 Sitzungswochen an – 30 in Brüssel und 12 in Straßburg, wo einmal im Monat Plenartage anstehen. Dann werden zum Beispiel Gesetze verabschiedet – die Fraktionen müssen also vollzählig sein. Verena Mertens folgt für OWL im Parlament auf Elmar Brok Verena Mertens hat sich diesen neuen Alltag bewusst ausgesucht. Im September kandidierte die Paderbornerin bei der OWL-CDU für das Amt der EU-Spitzenkandidatin. Sie setzte sich gegen zwei Mitbewerberinnen durch, wurde anschließend von der NRW-CDU auf einen aussichtsreichen Listenplatz gesetzt – und ist nun Mitglied des Europäischen Parlaments. Sie folgt auf Elmar Brok, der bis 2019 diese Funktion 39 Jahre lang innehatte – danach war OWL vorerst nicht mehr in Brüssel vertreten. Mertens muss gleichermaßen in ihrer Heimat und in ihrem neuen Arbeitsumfeld präsent sein – und wird von nun an viel Zeit auf der Autobahn verbringen. Eine Strecke dauert je nach Verkehrslage rund vier Stunden. &bdquo;Ich würde gern Zug fahren, aber die Verbindungen sind leider derart unsicher, dass ich regelmäßig meine Termine im Parlament nicht einhalten könnte“, sagt die CDU-Politikerin. Fliegen komme für sie nicht infrage. In Brüssel vertritt sie von nun an die gesamte Region OWL. Entsprechend hoch sei die Erwartungshaltung der Akteure vor Ort – wie zum Beispiel der Unternehmen. &bdquo;Dem bin ich mir aber bewusst – und deshalb bin ich ja auch im Parlament“, sagt Mertens. Zur Untermiete bei anderen Politikern Eigene Mitarbeiter und ein eigenes Büro hat die Politikerin in den ersten Tagen in Brüssel noch nicht; sie muss sich also vorerst bei anderen Politikern &bdquo;untermieten“. In den riesigen Parlamentsfluren verlaufe sie sich trotz eines guten Orientierungssinnes anfangs regelmäßig. Eine extra &bdquo;Eintrittskarte“ für das Gebäude erhielt sie nach einigen Tagen. Mit der inhaltlichen Arbeit könne sie noch nicht so richtig loslegen, berichtet Mertens. In den ersten Tagen erfahre sie also aus erster Hand, was es mit der berüchtigten Brüsseler Bürokratie auf sich habe. Seit der ersten Parlamentssitzung am 16. Juli ist sie immerhin offiziell &bdquo;Mitglied des Parlaments“. Der nächste große Schritt steht für sie an, wenn die Fachausschüsse gewählt werden. &bdquo;Ich warte aktuell täglich darauf“, sagt Mertens. Aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds würde sie gern Mitglied des Innenausschusses werden, um sich mit Themen wie der äußeren und inneren Sicherheit zu befassen. Hälfte der 720 EU-Abgeordneten ist neu dabei Für die OWL-Unternehmen möchte sie sich zudem dafür einsetzen, dass der Mittelstand in Sachen Bürokratie viel stärker entlastet wird. &bdquo;Es wird derzeit viel zu viel kontrolliert, das zeugt von fehlendem Vertrauen. Wir wollen das ändern“, sagt Mertens und meint damit ihre Fraktion – die Europäische Volkspartei (EVP). Fast die Hälfte der 720 EU-Abgeordneten ist nach den jüngsten Wahlen neu dabei. Mertens ist also eine von vielen, die sich aktuell noch zurechtfinden muss.

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