9.000 Euro-Ausrüstung: So profitiert eine OWL-Kaserne vom Sondervermögen

Kreis Lippe. Es sind knappe 30 Grad, die Sonne sticht vom Himmel, als eine Gruppe &bdquo;Neulinge“ in nass-verschwitzten Shirts über das Gelände joggt - und dabei keine Miene verzieht. Auf dem Bundeswehr-Gelände in Augustdorf herrscht Alltag, als sich hoher Besuch aus Berlin anbahnt. Mitglieder des Bundestags, die das 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen überwachen, wollen sich vor Ort einen Eindruck verschaffen. Für die Soldatinnen und Soldaten ist das eine gute Nachricht. Die Bundestagsabgeordneten aus Berlin kommen aus gutem Grund - und machen keinen Hehl aus dem Ernst der Lage. &bdquo;Ich bin nicht sicher, wie viel Zeit wir noch haben, bis Putin Ernst macht an der Ostflanke“, sagt Sara Nanni. Dann, so glaubt die Grünen-Bundestagsabgeordnete, spiele Augustdorf eine entscheidende Rolle. Niemand verlege so viele Soldatinnen und Soldaten ins Baltikum wie Deutschland. &bdquo;Und Augustdorf ist in den Plänen mittendrin.“ Konkret heißt das: Das in Augustdorf ansässige Panzerbataillon 203 der Panzerbrigade 21 soll ab dem Jahr 2026 an die Ostflanke der NATO nach Litauen verlegt werden – es umfasst rund 650 Soldatinnen und Soldaten. Insgesamt sollen dann knapp 5.000 Soldaten das NATO-Territorium in Litauen verteidigen. Viele sollen aus Augustdorf kommen. Dort leben aktuell insgesamt 2.500 Soldaten. In Litauen wird in den nächsten Jahren 30 Kilometer vor der Hauptstadt Vilnius ein hochprofessioneller Stützpunkt entstehen. Aktuell ist dieser Stützpunkt jedoch nicht mehr als ein Dorf mit rund 500 Einwohnern. Wie sich das zu einem militärischen Gelände entwickeln soll, das haben sich die Beteiligten aus Litauen kürzlich in Augustdorf angeschaut. Der &bdquo;Kasernen-Standard“ in Augustdorf wird also künftig auch den wichtigen NATO-Stützpunkt in Litauen prägen. In den Bundeswehr-Standort Augustdorf wurde viel investiert Bei der Panzerbrigade 21 &bdquo;Lipperland“ ist somit aktuell viel in Bewegung. Hauptmann Martin Waltemathe betont, dass die Einheit in der Vergangenheit massiv von politischen Entscheidungen profitiert habe. &bdquo;In den vergangenen 15 Jahren sind 230 Millionen Euro hier in die Infrastruktur geflossen“, sagt Waltemathe. &bdquo;Deshalb ist das hier einer der modernsten Standorte des Heeres.“ Mit dem sogenannten Sondervermögen für die Bundeswehr habe das aber nichts zu tun gehabt. Das steht quasi auf einem anderen Papier - mache sich aber auch bemerkbar. &bdquo;Das, was hier beschafft wurde, ist gut. Das hat sich gelohnt“, sagt Waltemathe. Aus dem Sondervermögen wurde unter anderem die Ausstattung der Soldaten finanziert. Dazu zählt zum Beispiel &bdquo;ballistische Unterwäsche“, die eng auf der Haut liegt - und bei starken Erschütterungen Schutz gewährt. Auch besonders feste Schutzwesten, Rucksäcke und Stiefel gehören dazu. Die Ausrüstung hat pro Soldat einen Wert von 9.000 Euro. &bdquo;Die Truppe merkt, dass etwas passiert“, lobt Hauptmann Waltemathe und freut sich vor allem, dass Tempo bei der Beschaffung gemacht wird. Große Teile der Ausrüstung seien in zweieinhalb Jahren angekommen. Für Bundeswehrverhältnisse ist das schnell. Das wird noch durch das Sondervermögen finanziert Zu den jüngst beschafften Gütern für die Bundeswehr zählen weit mehr als 100 Systeme - in einem Wert von mehr als zwei Milliarden Euro. Es handelt sich unter anderem um Schützenpanzer des Typs &bdquo;Puma“ und um moderne Radpanzer des Typs &bdquo;Boxer“. Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Truppe in Augustdorf darüber informiert, dass 19 Leopard-Panzer an die Ukraine gehen würden. Die sollen durch mindestens 19 &bdquo;höherwertige“ Modelle ersetzt werden. Die Bielefelder Bundestagsabgeordnete Wiebke Esdar (SPD) ist die Vorsitzende des &bdquo;Gremiums Sondervermögen“, bei dem es sich um einen Unterausschuss des Haushaltsausschusses im Bundestag handelt. Die 30 Mitglieder passen auf, dass die insgesamt 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen korrekt und zügig bei der Bundeswehr ankommen. Esdar erläutert, dass das Parlament kürzlich grünes Licht gegeben hat für 105 Leopard-Panzer, die in den nächsten zwei Jahren an die Bundeswehr gehen sollen - im Wert von rund drei Milliarden Euro. Große Teile des Sondervermögens seien inzwischen &bdquo;zweckgebunden“ - also verplant. Zum Jahreswechsel waren das zwei Drittel. Doch auch in diesem Jahr habe das Parlament bereits Mittel in Höhe von 27 Milliarden Euro verwendet. Dem Gremium gehört auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Haase aus Höxter an, dessen Wahlkreis auch in den Raum Lippe reicht. &bdquo;Wir haben hier den Musterstandort, was die Zukunft der Bundeswehr angeht“, lobt Haase die Gegebenheiten in Augustdorf. Laut Esdar sei erkennbar, dass die &bdquo;Zeitenwende“ inzwischen auch bei der Beschaffung angekommen sei. Es handle sich um einen &bdquo;Quantensprung“ bei der Ausrüstung der Soldaten. Wie viel Geld konkret durch das Sondervermögen in den Standort fließt, sagen die Berliner Abgeordneten nicht. Doch FDP-Politiker Thorsten Lieb versichert: &bdquo;Die Bundeswehr geht hier nicht weg, im Gegenteil. Sie bekennt sich ganz klar zum Standort hier in Augustdorf.“

Meistgelesen