„Alles vom Feinsten“

Nachhaltiges OWL: Neues Buch zeigt Hofläden und Manufakturen der Region

Ob Kaffeerösterei, Biohof oder Feindestillerie – gelebte Nachhaltigkeit gibt es in der Region in unterschiedlichster Ausrichtung. Autor Matthias Rickling verrät seine ganz persönlichen Highlights.

Auch die Leiwes Kaffeerösterei ist Teil des Buches. Heike (l.) und Hubert Leiwes testen die Farbe und den Geruch von den Kaffeebohnen der Ems-Gold-Mischung. | © Sarah Jonek Fotografie

Anna Lena Hinder
28.04.2024 | 28.04.2024, 08:35

Bielefeld. Was haben die Erlebnisgärtnerei Beine, der Biohof Meiwes, das Gut Wilhelmsdorf oder die Feindestillerie Bellersen gemeinsam? Sie alle setzen auf regionale und saisonale Produkte und bieten Verbraucherinnen und Verbrauchern in der Region eine Möglichkeit, bewusst einzukaufen.

Nachhaltigkeit wird in der Region großgeschrieben. Ein kürzlich im Wartberger Verlag erschienenes Buch mit dem Titel „Ostwestfalen-Lippe - Hofläden & Manufakturen“ bestätigt das auf vielfältige Weise. Auf rund 130 Seiten mit zahlreichen Bildern präsentiert der Autor, Matthias Rickling, eine Fülle von Angeboten. Und damit gibt er einen Einblick in die reiche Vielfalt, die OWL als Genussregion zu bieten hat: von Beeren- und Spargelbauern über Gärtner und Fleischer bis hin zu Kaffeeröstern, Brauern, Brennern, Käse- und Eismachern und sogar Straußen-, Bison- und Büffelzüchter sowie vielen anderen landwirtschaftlichen Direktvermarktern.

Es ist nicht das erste Mal, dass Rickling ein Buch über Ostwestfalen-Lippe veröffentlicht; erst kürzlich erschien der neue Freizeitführer „Ostwestfalen-Lippe entdecken!“. Bei seinem aktuellen Titel war es einerseits besonders reizvoll, sich mit den unterschiedlichen Branchen zu beschäftigen. Andererseits auch schwierig, jeden Betrieb in OWL gleichwertig und dennoch individuell zu beschreiben, erklärt Rickling die Herausforderungen des Projekts.

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Mischung aus gelebter Tradition, frischen Ideen, Enthusiasmus

Für den freien Autor ist es gar nicht so einfach, persönliche Highlights zu benennen. „Egal ob Gemüse, Früchte oder Eis, Öle, Schnäpse oder Kaffee, alles vom Feinsten“, sagt Rickling. Ein wenig hervorstechend seien natürlich Erzeugnisse wie Straußeneier-Eierlikör, Bison-Steaks oder Socken aus Alpakawolle. Es sei die Mischung aus gelebter Tradition, frischen Ideen und Enthusiasmus, die die Hofläden und Manufakturen in OWL auszeichnen. Und weil es so viele Betriebe sind, sei es kaum möglich, einen Favoriten zu küren.

Und doch nennt er den Hof Rodenbeckenschnieder in Verl, „weil es vermutlich einer der buntesten Hofläden ist und diesen OWL-typischen Familiennamen trägt“, sagt Rickling. Außerdem die Zimtschneckerei aus Salzkotten, „weil Kikes One-Woman-Show in ihrem Foodtruck fast in meiner Nachbarschaft zu Hause ist.“ Rickling wohnt seit ein paar Jahren mit Frau, Hund und Oldtimer-Bulli im ostwestfälischen Büren. Und zu guter Letzt das Feinkostgeschäft „Werkhand - die Genussmacher aus Bielefeld“, das zwar zu den kleinsten Läden der Sammlung gehöre, aber dennoch viel zu bieten habe.

Doch auch wenn Nachhaltigkeit für viele Menschen mittlerweile mehr als nur ein Trend ist, sind regionale und saisonale Produkte direkt vom Hofladen oft teurer als aus dem Supermarkt. Und so haben auch regionale Anbieter die Folgen der Energiekrise und Inflation gespürt und ein verändertes Kaufverhalten ihrer Kunden wahrgenommen. Viele Betriebe in OWL ließen sich davon nicht unterkriegen, stellte Rickling fest. „Und das, obwohl die Krisen auch bei ihnen voll durchschlagen und schon manchen zum Aufgeben gebracht haben.“

„Gute Lebensmittel und gutes Handwerk sollten viel mehr wert sein“

Bis Anfang 2023 hatte die schwierige wirtschaftliche Lage einen negativen Einfluss auf den GfK Nachhaltigkeitsindex - seitdem steigt er aber wieder an und die Konsumenten achten besonders beim Einkauf von Lebensmitteln wieder vermehrt auf Nachhaltigkeitsaspekte. Während seiner Recherchen für das Buch wurde dem Osnabrücker erneut bewusst, „wie viel Arbeit und Leidenschaft die Leute in ihre Überzeugung investieren“, und dass gute Lebensmittel und gutes Handwerk sehr viel mehr wert sein müssten.

Persönlich findet er, dass nicht alles Bio sein muss. Wenn darauf geachtet werde, sich regional und saisonal zu versorgen, sei schon einiges erreicht. „Zu Weihnachten Erdbeeren aus Südamerika? Das muss nicht sein. Und dann noch das ganze Plastik“, erklärt Rickling. Demnächst öffne in seiner Nachbarschaft wieder die kleine Hofbude einer jungen Landwirtin, darauf hofft er. Das knackig-frische Gemüse macht Lust auf mehr, und er weiß genau, woher es kommt. „Das macht ein gutes Gefühl“, sagt Rickling.

An Samstagen besucht er gerne den Wochenmarkt mit den Direktvermarktern aus der Umgebung. „Dort gibt es zu jeder Zwiebel noch einen Spruch und Gratisrezepte fürs Hähnchen. Nachhaltigkeit mit Unterhaltung und ein bisschen gutes Gewissen obendrauf.“ Nun beschäftigt er sich in einem nächsten Projekt mit Hofläden und Manufakturen im Münsterland. „Und wer weiß, vielleicht braucht der OWL-Band sogar eine Fortsetzung. Da gibt es bestimmt noch eine Menge zu entdecken.“

Neben Beiträgen für Ausstellungen und Dokumentationen hat Matthias Rickling diverse Stadt-Lexika, Bild- und Fotobände über Städte und Regionen verfasst, Sagen-Sammlungen sowie kurzweilige Erinnerungsbücher veröffentlicht.

INFORMATION


Buch im NW-Shop erhältlich

Das Buch „Ostwestfalen-Lippe - Höfläden & Manufakturen“ ist für 16,90 Euro, bis zum 5. Mai versandkostenfrei, im NW-Shop oder telefonisch unter 0521 555 448 erhältlich. Entstanden ist das Buch in enger Kooperation von Autor Matthias Rickling und der Neuen Westfälischen. Zusätzlich hat die Neue Westfälische ein Rezept-Tipp veröffentlicht: die Espresso-Karamell-Torte mit dem eigens kreierten NW-„Ems-Gold-Kaffee“ der Rösterei Leiwes und Salzkaramell von Kikio-Lento.