Kliniken in OWL müssen bestimmte Angebote an einem Standort bündeln

Düsseldorf/Bielefeld. Die Krankenhausreform in NRW geht in die entscheidende Phase. Im Juni sollen alle Kliniken darüber informiert werden, welche Leistungen sie nach dem Willen des NRW-Gesundheitsministeriums künftig noch anbieten dürfen. Fest steht aber bereits jetzt, dass sich die Kliniklandschaft dadurch bereits ab 2025 stark verändern wird, auch in OWL. So gab das Ministerium in einer Regionalkonferenz für OWL nach Informationen dieser Zeitung bekannt, dass Klinikträger mit mehreren Standorten künftig keine Doppelstrukturen mehr vorhalten sollen. Das bedeutet, dass Klinikträger, die zum Beispiel bislang an mehreren Standorten in OWL die Versorgung mit Knie- oder Hüftprothesen anbieten, diese Versorgung künftig an einem Standort konzentrieren sollen. Insgesamt sieht das Ministerium im Bereich der Endoprothetik für Knie- und Hüftgelenke eine Reduzierung der Standorte in OWL von aktuell 23 auf 14 vor. Eingriffe an der Wirbelsäule sollen künftig nicht mehr an 21 Standorten durchgeführt werden, sondern an zehn. Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse nicht mehr an elf Standorten, sondern an fünf. Und die Versorgung extremer Frühchen, die bei der Geburt weniger als 1.250 Gramm wiegen, soll künftig nur noch an drei der bislang noch fünf bestehenden Level-1-Perinatalzentren möglich sein. Extreme Frühchen werden künftig nur noch in drei Kliniken versorgt Das Ministerium orientiert sich bei seiner Entscheidung auch an den vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegten Mindestmengen für planbare medizinische Eingriffe. Für die chirurgische Behandlung von Brustkrebs müssen Kliniken beispielsweise 100 Patientinnen pro Jahr behandeln und bei der Versorgung extremer Frühchen müssen es mindestens 25 Kinder pro Jahr pro Klinik sein. Auf Grundlage der aktuellen Fallzahlen bedeutet das nach Informationen dieser Zeitung, dass extreme Frühchen künftig nur noch im evangelischen Klinikum Bethel, in der Frauen- und Kinderklinik St. Louise in Paderborn sowie an einem weiteren Standort, entweder in Minden oder Detmold, versorgt werden. Dadurch können Patienten nach Angaben von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sicher sein, dass sie in einem Krankenhaus versorgt werden, das auf den jeweiligen Eingriff gut vorbereitet ist und über ausreichend Erfahrung und Routine verfügt. Klinikchef erwartet in der Übergangsphase längere Wartezeiten für Patienten &bdquo;Diese Konzentration wird die Versorgungsqualität verbessern. Dafür müssen Patienten aber längere Wege in Kauf nehmen“, sagt Thorsten Kaatze, Vorsitzender Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Bethel. &bdquo;In der Übergangsphase müssen Patienten auch mit längeren Wartezeiten rechnen, weil es dauern wird, bis diese Konzentration umgesetzt werden kann.“ Lesen Sie auch den Kommentar: Die Reform ist nötig Die finale Entscheidung darüber, welche Patienten die Kliniken künftig noch versorgen dürfen, trifft das Gesundheitsministerium bis Ende des Jahres. Zuvor haben die Kliniken nach Angaben des Ministeriums jedoch noch bis Mitte August die Gelegenheit für Stellungnahmen. &bdquo;Aktuell wissen die Klinikträger noch nicht, ob und welche Leistungsgruppen sie künftig nicht mehr anbieten dürfen. Wir wissen nur, dass es zu einer Konzentration kommen wird“, erklärt Michael Ackermann, Geschäftsführer des Klinikums Bielefeld. &bdquo;Die nächsten Wochen werden deshalb für alle Beteiligten herausfordernd.“ SPD: Reform wird Auswirkungen auf die Existenz von Kliniken haben Das erwartet auch Thorsten Klute, Gesundheitsexperte der SPD-Fraktion im NRW-Landtag. &bdquo;Das Ministerium hat deutlich gemacht, dass sich die Akteure in OWL in den kommenden Wochen einigen müssen.“ Der Versmolder, der auch an der Konferenz teilgenommen hat, erwartet, dass die Konzentration von Leistungen nicht nur Konsequenzen für einzelne Fachabteilungen haben kann, sondern aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser auch für die Existenz ganzer Standorte. Klar scheint während der Regionalkonferenz im Ministerium allen Beteiligten, dass es so wie bisher in der Kliniklandschaft in NRW nicht weitergehen kann. &bdquo;In NRW gehen wir deshalb voran. Ganz Deutschland schaut uns dabei zu“, sagt Kaatze. Diskussionsbedarf gebe es vor allem mit Blick auf die ebenfalls geplante Klinikreform auf Bundesebene. &bdquo;Wir wissen noch nicht genau, was dadurch auf uns zukommen wird, weshalb wir dringend Klarheit benötigen.“ Die Klinikreform wird nach Angaben Kaatzes jedoch auch in NRW noch nicht im kommenden Jahr beendet werden können. &bdquo;Die Konzentration der Leistungen in weniger Kliniken ist ein erster Schritt. Wichtig ist, dass wir danach die Digitalisierung vorantreiben, um Chancen wie die der Versorgung mittels Telemedizin nutzen zu können.“ Zudem fordert Kaatze eine Verbesserung der Informationen für Patienten.

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