„Das hatten wir lange nicht“: Islamisten werben mehr Jugendliche in NRW an

Bielefeld/Düsseldorf. In aktuellen Propaganda-Nachrichten ruft die Terror-Organisation &bdquo;Islamischer Staat“ (IS) gezielt Jugendliche auf, sich dem &bdquo;Dschihad“ – dem heiligen Krieg – anzuschließen. Und tatsächlich: Immer wieder rücken aktuell Teenager in den Fokus der Sicherheitsbehörden, die Anschläge geplant haben sollen. Zuletzt sorgte unter anderem die Festnahme eines 15-Jährigen im westfälischen Lippstadt für Schlagzeilen. &bdquo;Junge Menschen scheinen für radikale Gedanken von Extremisten anfälliger geworden zu sein und sind übers Netz einfacher anzuzapfen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), als er während der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes über Salafismus sprach. Auf der Straße, aber auch im Internet seien erhöhte Missionierungsaktivitäten festzustellen. &bdquo;Über soziale Medien gelangt extremistisches Gedankengut von salafistischen Predigern direkt in Kinderzimmer“, sagte Reul. &bdquo;Der Islamismus ist auf dem Vormarsch. Findet neue Wege und schnelle Kanäle.“ Laut NRW-Verfassungsschutz-Chef Jürgen Kayser beobachte man in NRW derzeit 10 bis 20 prominente Salafisten-Prediger, die entweder aus dem Bundesland stammen oder hier auftreten. Kayser sprach von der &bdquo;Prediger-Szene“. Sie heißen Abdelhamid, Abu Alia, Abul Baraa oder Pierre Vogel – und erreichen bei Tiktok, Instagram und Co. teils eine sechsstellige Zahl an Fans. Salafisten-Prediger erreichen Tausende Nicht immer ist die extremistische Ausrichtung in ihren Videos und Nachrichten direkt erkennbar, oft geht es um Alltagsfragen oder Probleme, die jeder kennt. Diese werden beispielsweise anhand des Korans oder des Propheten beantwortet und erklärt – teils aber auch mit radikalen Begründungen. &bdquo;Wir sehen, dass sowas einen Nährboden für die Radikalisierung bei Kindern liefert“, sagte Kayser. Was den Verfassungsschützer auch beunruhigt: Salafistische Prediger schaffen es mit ihren Events inzwischen auch, große Eventhallen in NRW zu füllen. &bdquo;Andere finden konspirativ statt“, sagte Kayser. Sie werden also nicht unbedingt öffentlich bekannt. Dieser Redaktion sind alleine in diesem Jahr Dutzende Salafisten-Auftritte in NRW bekannt. &bdquo;Sehnsuchtsorte“ im IS-Gebiet Auch einzelne Moscheen spielen eine Rolle, indem sie radikalen Predigern eine Bühne bieten oder eine radikale Auslegung des Islam lehren. Kayser bezifferte die Zahl &bdquo;salafistisch beeinflusster Moscheen“ auf etwa 15. Darunter befindet sich nach Informationen dieser Redaktion auch eine Herforder Moschee. Auch Kayser berichtete, dass die Behörden sich in Terrorismus-Verfahren inzwischen &bdquo;in vielen Fällen“ mit Jugendlichen beschäftigen müssen. Erst an Ostern wurden vier Teenager verhaftet, die gemeinsam einen Anschlag geplant haben sollen, darunter der 15-Jährige aus Lippstadt. Zudem sprach Kayser von neuen &bdquo;Sehnsuchtsorten“ in IS-Gebieten. &bdquo;In der Form und Frequenz hatten wir das so lange nicht mehr“, sagt er. So gebe es Jugendliche, die ihre Ausreise in IS-Gebiete in Syrien schon sehr konkret geplant haben sollen. &bdquo;Zum Teil haben sie sich bereits Flugtickets besorgt“, sagte Kayser. OWL gilt als Hochburg Der Verfassungsschützer mahnte: Zur Hochzeit des IS vor etwa zehn Jahren habe es bundesweit nur eine Handvoll Moscheen gegeben, in deren Umfeld die Radikalisierung stattgefunden habe. &bdquo;Mittlerweile braucht es für die Radikalisierung nur ein Handy.“ In NRW gibt es laut Verfassungsschutz 2.700 Salafisten. 600 gelten als gewaltbereit. Im aktuellen Jahresbericht des Nachrichtendienstes wird die Region Ostwestfalen-Lippe als ein Schwerpunkt der Szene geführt, mit einer hohen Dichte an Auftritten von salafistischen Predigern und regelmäßigen Missionierungsprojekte auf der Straße.

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