Projekt soll Amoktaten verhindern: Diese Fälle beschäftigten die OWL-Polizei

Bielefeld. Seit etwa zwei Jahren nutzt die Polizei in ganz NRW ein Konzept, mit dem die Behörden mögliche Amoktäter frühzeitig erkennen wollen. Dabei hat sich die Polizei mit Tausenden Personen auseinandergesetzt. Doch wie sehen solche Fälle aus? Das Konzept zur Früherkennung von und zum Umgang mit Personen mit Risikopotenzial - kurz PeRiskoP - wurde im April 2022 in allen Polizeibehörden in NRW eingeführt. Zuvor wurde es ein Jahr lang in ausgewählten Städten und Kreisen erprobt. Unter anderem in Bielefeld. Seitdem wurden mehr als 5.200 sogenannter Prüffälle erfasst und bearbeitet, wie ein Sprecher des NRW-Innenministeriums auf Anfrage dieser Redaktion berichtet. Bei der Risikobewertung in solchen Fällen geht die Polizei anhand eines bestimmten Kriterienkatalogs vor. So kann PeRiskoP eingesetzt werden, wenn eine Person sich psychisch auffällig sowie gewaltbereit oder waffenaffin zeigt. Polizei und weitere Behörden - etwa Schulen, Ämter oder psychiatrische Einrichtungen - beraten gemeinsam über das konkrete Vorgehen. Hinweise kommen oft von Dritten, aber auch den Behörden selbst. Hunderte Fälle in OWL In Ostwestfalen-Lippe beschäftigte sich die Polizei derweil mit mehr als 657 Prüffällen. Einige wirken durchaus brisant. So soll nach Informationen dieser Redaktion bereits in der Erprobungszeit in Bielefeld ein Mann aufgefallen sein, der psychisch krank sein soll. Mehrfach soll er mit einem Samuraischwert in der Öffentlichkeit aufgetaucht sein, soll zudem gesagt haben, er müsse Menschen &bdquo;hacken“. Die Polizei suchte schließlich das Gespräch mit dem Mann - offenbar mit Erfolg. Ebenfalls in der Erprobungszeit in Bielefeld aufgefallen soll ein Mann sein, der den Behörden als Frauenschläger bekannt gewesen sein soll. Bei einer Überprüfung sollen die Beamten herausgefunden haben, dass er im Besitz einer Schusswaffe war. Der Mann soll in Untersuchungshaft genommen und die Waffe sichergestellt worden sein. Plötzlich vor fahrende Autos gesprungen Zudem soll ein Mann aus dem Regierungsbezirk Detmold bereits in der Vergangenheit mehrfach durch Gewaltdelikte aufgefallen sein. Zudem soll er konkrete Drohungen ausgesprochen und sich selbst gefährdet haben. Mithilfe von PeRiskoP sei der Mann in eine psychiatrische Einrichtung gebracht worden. Hier soll festgestellt worden sein, dass der Mann seine erforderlichen Medikamente nicht eingenommen habe. Der Mann sei stabilisiert und in sein Wohnumfeld entlassen worden. Auch ein weiterer Mann aus OWL soll den Behörden durch massive Eigengefährdung bekannt gewesen sein - denn der 49-Jährige soll immer wieder plötzlich vor vorbeifahrende Autos gesprungen sein und soll so auch die Sicherheit des Straßenverkehrs beeinträchtigt haben. Im Rahmen von PeRiskoP soll eine betreute Wohnform für den Mann gefunden worden sein. Amok-Tat in Bielefeld sorgt für Aufsehen Ein Fall aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf zeigt jedoch auch, welche potenzielle Gefahr von manchen Personen ausgehen könnte. Ein 14-Jähriger soll den Behörden wegen eines erheblichen Körperverletzungsdeliktes aufgefallen sein, zudem soll er ein besonderes Interesse an Waffen gehabt haben und deshalb polizeilich in Erscheinung getreten sein. Die Behörden sahen &bdquo;eindeutigen Interventionsbedarf“. Es sei eine Familienhilfe erwirkt sowie ein stationärer Aufenthalt inklusiver ambulanter Nachsorge für den Jugendlichen erreicht worden. Dass PeRiskoP durchaus erfolgreich scheint, zeigen die Zahlen. In NRW sei laut Angaben des NRW-Innenministeriums nur eine schwere Gewalttat durch eine in PeRiskoP bekannte Person registriert worden. Und diese spielte sich ausgerechnet in Bielefeld ab. Im Sommer 2022 stürmte ein damals 20-Jähriger eine Schule, bewaffnet mit Molotowcocktails, Schreckschusswaffen, einem Messer und einer Machete. Er schoss um sich, jedoch wurde niemand bei der Tat verletzt. Im Internet soll er seine Tat angekündigt haben, zudem soll es Warnungen durch ausländische Sicherheitsbehörden gegeben haben. Der Bielefelder wurde zudem bei PeRiskoP erfasst. Im Rahmen des Konzepts soll es unter anderem eine Gefährderansprache gegeben haben. Am Ende sei man zu dem Entschluss gekommen, der junge Mann sei stabilisiert.

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