„Hello Heroes“

Podcast über das Leben mit Behinderung: Mut machende Geschichten aus OWL

Anuschka Bayer spricht in ihrem Podcast mit Menschen, die ein beeinträchtigtes Familienmitglied haben. Damit will sie anderen in ähnlichen Situationen Mut machen und Inklusion fördern.

Immer freitags unternimmt Artem (r.) mit Christian Götze und dessen Dackel Oakley einen Spaziergang. | © Matthias Cremer

Katharina Doht
16.03.2024 | 16.03.2024, 18:11

Gütersloh/Bielefeld. Artem war erst elf Jahre alt, als in seinem Heimatland Ukraine der Krieg ausgebrochen ist. Im Rollstuhl sitzend und körperlich und geistig stark eingeschränkt kam er mit mehr als 100 anderen, ebenfalls beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen in Bethel unter. Jetzt kann er laufen und geht zur Schule. Das hat er auch Christian Götze zu verdanken, der sich ehrenamtlich um den heute 13-Jährigen kümmert und ihn am Alltag teilhaben lässt.

Anuschka Bayer spricht in ihrem Podcast "Hello Heroes". - © Anuschka Bayer
Anuschka Bayer spricht in ihrem Podcast "Hello Heroes". | © Anuschka Bayer

Es sind genau diese Geschichten, die Anuschka Bayer erzählen will. In ihrem Podcast „Hello Heroes“ kommen Eltern, Ärzte, Therapeuten und Ehrenamtliche zu Wort, die aus dem Leben mit einem beeinträchtigten Familienmitglied oder geliebten Menschen berichten. „Unser Ziel ist es, einen Raum zu schaffen, in dem Eltern und Familienmitglieder ihre Geschichten teilen können, um anderen in ähnlichen Situationen Mut zu machen und sie zu inspirieren“, sagt die Gütersloherin, die selbst Mutter eines 21-Jährigen mit Behinderung ist.

Inklusion sei für sie kein Lippenbekenntnis, sondern eine Herzensangelegenheit, sagt Bayer. „Gemeinsam sollten wir daran arbeiten, dass jeder Einzelne als integraler Bestandteil unserer Gesellschaft seinen Platz in unserer Mitte finden kann.“ Diesem Beispiel folgend berichtet der Ehrenamtler Götze in der zweiten Folge des Podcasts davon, wie er mit Artem, der eigentlich anders heißt, eine Kirche in Bielefeld, den Weihnachtsmarkt oder sogar eine Karnevalsparty besucht.

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„Ich möchte ihm auf seinem Weg ins Leben helfen, denn auch Artem soll die Chance haben, etwas von der Welt zu sehen“, erklärt Götze, der sich in seinem Heimatort Enger im Kreis Herford in der katholischen Kirchengemeinde engagiert, zudem in den „Geschichten aus Bethel“.

Mutter nach „offener Rücken“-Diagnose: „Man liebt sein Kind, egal wie“

Mit welchen Herausforderungen und Freuden des Lebens Familien mit einem beeinträchtigten Mitglied konfrontiert werden, kann auch Gesprächspartnerin Yvonne aus Münster berichten, die in der ersten Podcastfolge zu hören ist. Ihre achtjährige Tochter leidet unter Spina bifida, was im Sprachgebrauch häufig als „offener Rücken“ bezeichnet wird.

Im Podcast berichtet sie vom langen Weg von der Diagnose, über die Geburt bis hin zum Alltag mit ihrer Tochter. Auch wenn sie ihr Leben umordnen musste, habe sie die Situation sofort akzeptiert: „Man liebt sein Kind, egal wie. Meine Tochter hat mich zu einem besseren Menschen gemacht“, sagt sie.

Anuschka Bayer möchte ihren Hörerinnen und Hörern genau diese Einstellung mitgeben: Dass man „trotz Betroffenheit immer einen guten Weg durchs Leben finden kann“, sagt sie. Wichtig sei nur, dass man darüber redet. Sie glaubt fest daran, dass die Gespräche Barrieren abbauen und mehr Verständnis und Empathie für Menschen mit Behinderungen fördern. „Inklusion gehört nicht nur in die Klassenzimmer, sondern in die Mitte unserer Gesellschaft. Um bei betroffenen Familien dem Gefühl der Isolation vorzubeugen, sollten wir lernen, uns mehr für das Thema Inklusion zu öffnen.“