So lebt Familie Janke aus Bünde nach dem Tod von Emily (4)

Bünde. Wie kann das Leben weitergehen, wenn Eltern ihr Kind verlieren? Wenn das Unvorstellbare passiert und nichts mehr so ist, wie es einmal war? Lara und Eugen Janke aus Bünde (Kreis Herford) müssen sich diese Frage stellen, denn sie leben seit dem Tod ihrer Tochter Emily in der schwersten Krise ihres Lebens. Sie sprechen öffentlich darüber, damit Emily nicht vergessen wird. &bdquo;Denn das ist unsere größte Angst.“ Heute feiern sie den Geburtstag ihrer Tochter, indem sie Nachrichten mit Luftballons in den Himmel steigen lassen. Im Wohnzimmer von Familie Janke liegt bereits seit mehreren Tagen eine Karte für Emily, geschrieben von ihrer großen Schwester Kiara. &bdquo;Es war ihre Idee, Emily zum Geburtstag Nachrichten in den Himmel steigen zu lassen und das fühlt sich richtig für uns an“, sagt Lara Janke. Lange überlegen sie, wie sie den 15. Februar, den sechsten Geburtstag ihrer Tochter, verbringen möchten. &bdquo;Nichts für Emily zu machen fühlte sich falsch an, weshalb wir die engste Familie zum Feiern eingeladen haben.“ Tage wie diese sind für die Familie besonders hart. &bdquo;Es ist nur schwer zu ertragen, dass wir diesen besonderen Tag ohne Emily feiern müssen“, sagt Janke. Während Emilys Freunde die ersten Kindergeburtstage feiern und sich auf die Einschulung vorbereiten, weiß Familie Janke, dass ihre jüngste Tochter das alles nicht erleben wird. &bdquo;Wir fragen uns, was sie sich dieses Jahr zum Geburtstag gewünscht und welchen Schulranzen sie sich ausgesucht hätte.“ Schon als Vierjährige habe sich Emily sehr auf die Einschulung gefreut. &bdquo;Sie konnte ihren ersten Schultag kaum erwarten und war unglaublich stolz, als sie ihrer großen Schwester die Schultüte überreichen durfte.“ &bdquo;Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an Emily denken“ All diese Fragen begleiten die Familie jeden Tag. &bdquo;Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an Emily denken, über sie sprechen und ihr Grab besuchen. Jeden Abend zünden wir eine Kerze auf dem Friedhof an, weil sie immer ein Teil unserer Familie sein wird.“ Während die Jankes versuchen, den Tod ihrer Tochter zu verarbeiten, kämpfen sie gleichzeitig für Aufklärung. &bdquo;Emily hätte nicht sterben müssen, wenn die Ärzte sie und mich ernst genommen und sie früher behandelt hätten. Wir kämpfen für Aufklärung, damit wir erfahren, warum unsere Tochter sterben musste, und damit so etwas nie wieder passiert.“ Emily stirbt an Neujahr 2023 nach einer tagelangen Odyssee im Klinikum Herford. Ein Jahr nach ihrem Tod zeigt ein erstes Gutachten nach der Obduktion, das Emily an einer Blutvergiftung und einer Lungenentzündung litt. Doch den Ernst der Lage erkennt offenbar niemand rechtzeitig, denn sowohl in einer Kinderarztpraxis im Kreis Herford, als auch im Klinikum Herford, wird Emily wenige Tage vor ihrem Tod wieder weggeschickt. Ein Gutachten, das die Eltern in Auftrag gegeben haben, kommt zudem zu dem Schluss, dass es am Tag von Emilys Tod zu einem Kollektivversagen im Klinikum gekommen sei, mit insgesamt neun Behandlungsfehlern. Angst, dass Emilys Tod nie aufgeklärt wird Die zivilrechtliche Aufarbeitung des Falls ist inzwischen abgeschlossen. Vor wenigen Tagen hat die Haftpflichtversicherung des Klinikums die von den Eltern geforderte Schmerzensgeldsumme im fünfstelligen Bereich außergerichtlich akzeptiert. Die Familie hat das Angebot angenommen. Die strafrechtliche Aufarbeitung steht jedoch noch am Anfang, weil das Gutachten noch nicht vorliegt. &bdquo;Uns belastet diese Warterei sehr, denn wir haben die Sorge, dass versucht werden könnte etwas zu vertuschen und Emilys Tod so nie aufgeklärt werden kann“, sagt Janke. Austausch mit anderen Familien macht Mut In der unendlich erscheinenden Trauer erlebt die Familie inzwischen aber auch wieder glückliche Tage. &bdquo;Mit der Zeit lernt man, mit dem Schmerz zu leben, auch wenn er nie vergehen wird.“ Dabei hilft den Jankes auch die Unterstützung ihrer Angehörigen und Freunde sowie der Austausch mit anderen Betroffenen. &bdquo;Uns wurde im November eine vierwöchige Reha für die gesamte Familie genehmigt, in einer Einrichtung, die auf Eltern und Geschwister von verstorbenen Kindern spezialisiert ist. Diese Hilfe hat uns sehr gutgetan.“ Von anderen Familien erfahren sie, dass das Leben tatsächlich weitergeht, wenn auch anders. &bdquo;Wir schöpfen Mut daraus, weil wir wissen, dass wir nicht alleine sind und dass die Zeit zumindest beim Heilen der tiefen Wunden helfen kann.“ Bruder kommt eine Woche nach Emilys Todestag zur Welt Selbstverständlichkeiten wie Lachen, die nach dem Tod ihrer Tochter unmöglich erscheinen, sind so wieder möglich. &bdquo;Wir erinnern uns an die vielen fröhlichen Erlebnisse mit Emily.“ Einen großen Beitrag dazu leistet das neue Familienmitglied Elias, der nur sieben Tage nach Emilys erstem Todestag zur Welt gekommen ist. &bdquo;Elias war eine riesengroße Überraschung für uns.“ Janke erfährt spät, dass sie schwanger ist. &bdquo;Wir mussten die Nachricht zunächst realisieren und hatten große Angst vor einem erneuten Verlust, doch nach dem Schock haben wir uns sehr gefreut.“ Für die Familie ist Elias ein Geschenk von Emily. &bdquo;Sie hat ihn uns geschickt.“

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