Warum ein Pneumologe vor „ostwestfälischem Verhalten“ warnt

Herford. Atembeschwerden, Schmerzen, Leistungsschwäche bis hin zu Luftnot: Die vielfältigen Folgen von Lungenerkrankungen können die Lebensqualität massiv einschränken und das Leben bedrohen. Das persönliche Risiko für Lungenkrebs, COPD und andere Krankheiten lässt sich jedoch reduzieren, weiß Alexander Kemper, Pneumologe im Klinikum Herford. Fünf Dinge, die Kemper zum Schutz seiner Gesundheit nicht machen würde, verrät er im Gespräch mit dieser Zeitung. 1. Rauchen oder dampfen &bdquo;Rauchen ist der größte Risikofaktor und schadet der Lungengesundheit massiv“, erklärt Kemper. Neun von zehn Lungenkrebs-Patienten seien Raucher und auch an der Volkskrankheit COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) litten fast ausschließlich Raucher. Aus diesem Grund rät Kemper zum Stopp. &bdquo;Egal wie alt oder krank jemand bereits ist, mit dem Rauchen aufzuhören, lohnt sich immer.“ Vom alternativen Griff zur E-Zigarette oder Tabakerhitzer rät Kemper ab. &bdquo;Es werden zwar weniger Giftstoffe freigesetzt, doch unbedenklich sind sie keineswegs. Vielmehr stehen sie im Verdacht, ebenso wie klassische Zigaretten, schwere Krankheiten zu verursachen.“ 2. In körperliche Inaktivität verfallen &bdquo;Menschen, die unter Luftnot oder anderen Symptomen einer Lungenerkrankung leiden, neigen dazu, sich gar nicht mehr zu bewegen“, erklärt Kemper. Das führe jedoch zu einem massiven Kräfteverfall, der die Prognose von Patienten verschlechtere. &bdquo;Für Lungenkranke ist Bewegung deshalb besonders wichtig.“ Kemper setzt sich deshalb für spezielle Sportangebote ein. 3. Sozial isolieren &bdquo;Während der Corona-Pandemie haben sich Betroffene aus Angst vor einer Infektion regelrecht zu Hause eingeschlossen und machen das zum Teil bis heute“, sagt Kemper. Die Angst vor Infektionskrankheiten sei verständlich, doch soziale Isolation berge das Risiko von Depressionen. &bdquo;Viele Lungenkranke sind aufgrund ihrer Einschränkungen und schlechten Prognosen depressionsgefährdet, weshalb soziale Isolation Gift für sie ist.“ Zudem zeige die Erfahrung, dass sich die meisten Betroffenen früher oder später doch mit Viren infizieren, weil sich niemand zu 100 Prozent abschotten könne. &bdquo;Jede Infektion birgt Risiken, doch die Gefahren sozialer Isolation sind größer.“ 4. Zu ostwestfälisch sein &bdquo;Viele Menschen in OWL sitzen Erkrankungen aus und gehen wirklich erst dann zum Arzt, wenn gar nichts mehr geht. Damit schaden sie sich“, warnt Kemper. Der Pneumologe und sein Team behandeln deshalb immer wieder Patienten in sehr fortgeschrittenen Krankheitsstadien. &bdquo;Entsprechend schlecht ist dann die Prognose, da wir Krankheiten am besten behandeln können, wenn sie früh erkannt werden.“ Kemper rät deshalb dazu, Symptome wie Luftnot, Schmerzen, Gewichtsverlust oder andere Beschwerden zeitnah abklären zu lassen. &bdquo;Das gilt grundsätzlich für alle Menschen, aber besonders für Menschen, die bereits wissen, dass sie an einer Lungenkrankheit leiden.“ Stellen Betroffene Symptome fest, sollten sie zum Arzt. Sich selbst Informationen zum Krankheitsbild im Internet einzuholen, ist laut Kemper sinnvoll. &bdquo;Dabei sollten Betroffene aber seriöse Quellen nutzen, wie zum Beispiel die Angebote der Deutschen Atemwegsliga.“ Von Patientenforen, die sich über Google finden lassen, rät Kemper dringend ab. 5. Impfungen ablehnen &bdquo;Mit Schutzimpfungen kann jeder sein Risiko für schwere Krankheitsverläufe reduzieren und das ist für Lungenkranke besonders wichtig“, erklärt Kemper. &bdquo;Der Nutzen ist größer als das Risiko.“ Betroffenen empfiehlt der Pneumologe jährliche Impfungen gegen Grippe und Covid sowie den Schutz gegen Pneumokokken.

Meistgelesen