Warum die Bielefelder Polizei Dutzende ungelöste Mordfälle aus OWL neu aufrollt

Bielefeld. Akten von 42 ungelösten Mordfällen, die ganze Regalwände füllen und Tausende Seiten umfassen – Mordermittler Markus Ickler und zwei Kollegen befassen sich mit Bergen aus Papier. Die drei Beamten des Kommissariats 11 bei der Bielefelder Polizei sind Kern der neuen Ermittlungsgruppe Cold Cases. Vor wenigen Wochen haben sie ihre Arbeit aufgenommen. Ihr Ziel: Mordfälle aus der Region, die teilweise bundesweit für Aufsehen sorgten, doch noch zu lösen. Zu den Fällen gehört zum Beispiel der Mord an der 21-jährigen Schwesternschülerin Frauke Liebs aus Paderborn im Jahr 2006. Andere Fälle sind bereits Jahrzehnte alt. Sie alle eint eins: Laut neuen Fallbewertungen gibt es Chancen, die Verbrechen doch noch aufzuklären. &bdquo;Gründe sind zum Beispiel eine neue Spurenlage oder fortschrittliche Technik“, erklärt Ickler, der die Ermittlungsgruppe leitet. Er betont: &bdquo;Mord verjährt nicht.“ Seit September haben die drei Mordermittler ihre Arbeit aufgenommen, drei zusätzliche Regierungsbeschäftigte sollen bald dazustoßen. Möglich, dass die Ermittlungsgruppe künftig noch mehr Personal erhält. Begonnen hat alles jedoch weitaus früher. In den vergangenen Jahren wurden im Landeskriminalamt in NRW mehr als 1.100 ungeklärte Tötungsdelikte (vollendet und unvollendet) untersucht. Daraus ergaben sich etwa 400 Fälle, bei denen die Experten eine Chance sehen, die Täter noch zu fassen. Gut jeder zehnte Fall stammt aus der Region Ostwestfalen-Lippe. Lesen Sie auch: In diesen 42 ungelösten Fällen aus OWL wird erneut ermittelt Liste aus 42 Cold Cases könnte sich erweitern &bdquo;Es obliegt nun uns, diese Einschätzung aufgrund der Spurenlage zu bewerten und abzuarbeiten“, sagt Ickler. Die 42 Mordfälle zwischen 1970 und 2014, an denen die Ermittler teils bereits über Jahre und mit höchstem Aufwand gearbeitet hätten, seien aber keineswegs vollständig. Weitere Fälle seien in der Prüfung. &bdquo;Bei denen wurde aktuell aber noch kein neuer Ansatzpunkt gefunden.“ &bdquo;Aktuell befinden wir uns in einer Art Vorbereitungsphase, ein Großteil unserer Arbeit ist Aktenstudium“, sagt Ickler. Der 50-Jährige und seine beiden Kollegen sind aus der alltäglichen Arbeit des Bielefelder Kommissariats 11, das sich mit Tötungsdelikten befasst, raus. &bdquo;Wir bearbeiten ausschließlich Altfälle“, sagt er, der seit zwei Jahren für Mordermittlungen zuständig ist und bereits eigene Mordkommissionen leitete. Neue technische Möglichkeiten können Erfolg bringen &bdquo;In den vergangenen Jahren hat sich einiges getan, gefundene Spuren können heute ganz anders und deutlich präziser untersucht werden“, berichtet Ickler. Ein Beispiel: Mittlerweile ist es – auch rechtlich – möglich, DNA-Proben auf Augenfarbe, Hautfarbe oder Haarfarbe des möglichen Täters zu untersuchen. &bdquo;Auf solche fortgeschrittenen Techniken setzen wir, vor allem im DNA-Bereich, aber auch bei gefundenen Fasern“, sagt er. Für Ickler und seine Kollegen stehen vorerst die Fälle im Vordergrund, bei denen eine &bdquo;besondere Chance“ besteht, die Täter zu finden. Ähnliches gilt für die Fälle, bei denen eine Verjährung infrage kommt - etwa, wenn es Hinweise auf Totschlag gibt. Anders als Mord verjährt dieses Delikt nämlich nach 20 Jahren. Grundsätzlich seien alle Fälle aber gleich priorisiert. &bdquo;Wir gehen allen Hinweisen nach“ Die Arbeit von Ickler und seinen Kollegen beschränkt sich schließlich nicht nur auf Aktenarbeit. Auch Vernehmungen oder Spurenuntersuchungen liegen in ihrem Bereich. &bdquo;Alles, was eine Mordkommission in aktuellen Fällen auch tut“, sagt er. Hat sich nach einigen Wochen Arbeit bereits etwas getan, gibt es konkrete Hinweise oder Maßnahmen zu einem der Fälle? Ickler schweigt. Der Mordermittler, der bereits seit 2008 bei der Kriminalpolizei ist, ist keineswegs pessimistisch. &bdquo;Wir setzen extrem viel Hoffnung rein. Wir haben die Chance, alte Fälle zu lösen. Das ist etwas Besonderes. Alle Kollegen gehen mit derselben Motivation an die Arbeit“, sagt Ickler. &bdquo;Es ist viel Kleinstarbeit. Aber es lohnt sich. Denn wir wollen den Täter fassen und den Angehörigen endlich Klarheit verschaffen.“ Angewiesen sind Ickler und seine Kollegen auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. &bdquo;Dabei ist jeder Anhaltspunkt wichtig – auch wenn sich unsere Hinweisgeber unsicher sein sollten. Wir gehen allen Hinweisen nach, denn jeder kann der Entscheidende sein“, betont er. Die folgende Karte zeigt die ungefähren Tatorte oder Leichenfundorte der ungelösten Fälle in OWL:

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