Erkennung von Kinderpornografie: Polizisten warnen vor "riesiger Datenflut"

Düsseldorf. Im Kampf gegen Kindesmissbrauch hat der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) die nordrhein-westfälische Landesregierung dazu aufgefordert, die Polizei bei den Ermittlungen zu entlasten. "Die Mengen sind zu groß", sagte der BDK-Chef in NRW, Oliver Huth, dieser Redaktion. "Die riesige Datenflut frisst unsere Kapazitäten auf." Mit Blick auf die Auswertung kinderpornografischen Materials sei es "höchste Zeit für den landesweiten Einsatz von künstlicher Intelligenz". Nordrhein-Westfalen testet derzeit ein Instrument gegen die Verbreitung von Kinderpornografie. Das Forensik-Tool "Aira" werde mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) vollautomatisch große Datenmengen nach strafbaren Missbrauchsdarstellungen durchsuchen, erklärte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Mai 2022 während eines Besuchs der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) in Köln. Wie jetzt aus der Antwort des NRW-Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der oppositionellen SPD-Landtagsfraktion hervorgeht, ist die Software noch immer in der Erprobungsphase. Weil es der schwarz-grünen Landesregierung ein Anliegen sei, "diese Technologie kontinuierlich fortzuentwickeln, wird im Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen zusätzliches Personal für die Entwicklung künstlicher Intelligenz eingestellt". Die Neuheit der "Aira"-Software Auch die SPD dringt auf Entlastung der Polizei. "Es braucht endlich die Unterstützung durch eine auf KI basierende Software, die die Auswertung beschleunigt", sagte die innenpolitische Sprecherin SPD-Landtagsfraktion, Christina Kampmann aus Bielefeld, dieser Redaktion. Wüst habe die Erprobung bereits vor anderthalb Jahren angekündigt. "Jetzt muss darauf hingewirkt werden, dass dieses Instrument auch schnell zum Einsatz kommt." Die Software "Aira" soll nach Angaben der ZAC helfen, schon beim ersten Zugriff beurteilen zu können, ob ein Verdächtiger auf seinen Datenspeichern strafbares Material hat oder nicht. Es gebe in einem automatisierten Report auch Hinweise auf den Schweregrad des Falls. Die Kripo-Gewerkschaft zeigte sich derweil zufrieden mit den Angeboten zur psychosozialen Unterstützung (PSU) für die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter, die kinderpornografisches Material sichten. "Die Landesregierung gibt sich in diesem Punkt große Mühe", sagte BDK-Chef Huth. Die PSU sei inzwischen mit gut dotierten Stellen aufgestockt worden. Gespräche mit der Polizeiseelsorge Beschäftigte der Zentralen Auswertungs- und Sammelstelle Kinderpornografie, kurz ZASt, sowie lokaler Kriminalkommissariate gewährleisten nach Angaben des Innenministeriums jährliche Termine zur Team- und Einzelsupervision bei der Zentralstelle Psychosoziale Unterstützung in Münster. Verpflichtend sei zudem die einmalige Teilnahme an einem mehrtägigen Training zur Stressbewältigung sowie an einem Seminar zur zielgruppenorientierten Prävention. Frei gewählte PSU-Maßnahmen, unter anderem Gespräche mit der Polizeiseelsorge, könnten nach individueller Absprache in Anspruch genommen werden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht an dieser Stelle noch Handlungsbedarf. "Das Angebot ist ein guter Anfang", sagte der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens dieser Redaktion, "bei diesem Thema kann man aber nie genug tun". Die Intervalle der Beratung sollten kürzer gefasst, Beamtinnen und Beamte noch besser geschützt werden, "damit sie die Belastung nicht mit nach Hause nehmen". Wichtig sei auch, sagte die SPD-Politikerin Kampmann, dass die psychosoziale Unterstützung über Münster hinaus "in den Regionalstellen jetzt schnell umgesetzt wird, damit dieses Angebot auch vor Ort zur Verfügung steht".

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