Ehemaliger Rektor der Uni Bielefeld engagiert sich mit 80 noch für Studenten

Bielefeld. Als Deutschland 2006 über die Einführung von Studiengebühren diskutiert, entsteht in OWL die Idee eines gemeinsamen Stipendienprogramms der fünf staatlichen Hochschulen. Dieter Timmermann sitzt damals mit am Tisch und entwickelt als Rektor der Universität Bielefeld mit seinen Kollegen der Universität Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Technischen Hochschule OWL sowie der Hochschule für Musik Detmold aus diesem ersten Gedanken ein Programm. Bis heute ist es einzigartig und unterstützt inzwischen als Stiftung Studienfonds OWL 511 Stipendiaten. Timmermann engagiert sich dabei auch 17 Jahre nach der Idee noch für Studenten, sogar an seinem 80. Geburtstag. &bdquo;Anstelle von Geschenken habe ich mir Spenden für die Stiftung gewünscht“, erklärt Timmermann, der am 16. Juli seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. So kommen zum runden Geburtstag 2.500 Euro für den Studienfonds zusammen. Doch Timmermann engagiert sich nicht nur als Privatspender, sondern auch als Vorsitzender des Kuratoriums. &bdquo;Ich versuche immer Förderer für die Stiftung zu gewinnen, doch einfach ist das nicht.“ Das liege daran, dass die Finanzierung von Bildung in Deutschland als reine staatliche Aufgabe wahrgenommen werde. &bdquo;Das stimmt grundsätzlich, doch es gibt darüber hinaus ja mehr Bedarf, und zwar von der Kindertagesstätte bis zur Weiterbildung, weshalb Förderprogramme so wichtig sind.“ In den USA und anderen Ländern gebe es bereits eine etablierte Stipendienkultur. Seit der Gründung steigt die Zahl der Stipendien Trotz der schwierigen Suche nach Förderern schafft es der Studienfonds OWL, die Zahl der Stipendien von Jahr zu Jahr zu steigern. &bdquo;Das ist eine tolle Entwicklung und zeigt die Bedeutung der Stiftung“, sagt Timmermann. Bereits im Gründungsjahr seien erste große Spenden von Unternehmen eingegangen. Zu einem Zeitpunkt, als noch gar nicht klar gewesen sei, welche Hochschulen Studiengebühren erheben und wie hoch diese ausfallen werden. Auch heute zählen Unternehmen sowie Stiftungen und Vereine zu den großen Förderern. &bdquo;Doch auch die Zahl der Privatspender wächst und ich hoffe, dass es so weiter geht. Vielleicht nutzt ja jemand seinen Geburtstag für eine Sammlung, denn jede Spende hilft.“ Auch mit Nachlassspenden kommen immer mehr Privatspender auf die Stiftung zu. Einzigartige Kooperation in Deutschland Die Gründung des Stipendienprogramms war laut Timmermann auch Startschuss für eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen den fünf staatlichen Hochschulen in OWL. Das habe bis heute keine andere Region geschafft. Forschungskooperationen gebe es überall, doch auf anderen Ebenen nicht. &bdquo;Ich wurde und werde bis heute immer wieder danach gefragt, wie wir das geschafft haben. Ich kann dann nur sagen: Einfach machen.“ Die Kooperation bewertet Timmermann auch als Wettbewerbsvorteil für die Region, insbesondere im Kampf um Fachkräfte. &bdquo;So wie ich, der 1974 aus Berlin nach Bielefeld kam, bleiben inzwischen viele Menschen in OWL hängen.“ Stipendien für leistungsstarke Studenten und in Notlagen Die Begeisterung für das Stipendienprogramm ist Timmermann bis heute anzusehen. Sein Engagement kommt von Herzen. &bdquo;Die Arbeit macht mir Spaß, weil wir junge Menschen nicht nur finanziell unterstützen, sondern auch ideell fördern.“ Kontakt zwischen Förderern, Stipendiaten und Alumni gehöre ebenso dazu wie das Kennenlernen der vielfältigen Region von Lübbecke bis Warburg. &bdquo;Und ich stehe hinter der Idee, leistungsstarke und engagierte junge Menschen ebenso zu fördern wie solche, die aufgrund persönlicher Notlagen Unterstützung benötigen.“ Der Studienfonds OWL fördert jedes Jahr leistungsstarke Studenten der fünf staatlichen Hochschulen der Region über das System des Deutschlandstipendiums. "Das Stipendium umfasst 3.600 Euro pro Jahr. 1.800 Euro von privater Seite und 1.800 Euro vom Bund“, erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung, Julia Kralemann. Über dieses System könnten in OWL pro Jahr sogar 930 Stipendien vergeben werden. &bdquo;Doch vergeben können wir die nur, wenn die Finanzierung von privater Seite steht.“ Die Stiftung vergibt auch Sozialstipendien an Studenten in persönlichen Notlagen. &bdquo;Die Noten spielen bei der Vergabe nur eine untergeordnete Rolle“, erklärt Kralemann. Das Sozialstipendium ist mit 1.800 Euro pro Jahr dotiert. Dieser Betrag setze sich aber zu 100 Prozent aus privaten Fördergeldern zusammen, weil es keine Aufstockung durch Bundesmittel gebe.

Meistgelesen