Experten aus OWL: Ein Hitzeschutzplan ist dringend nötig

Bielefeld. Das ist deutlich: &bdquo;Wir müssten jeden Tag 3,5 bis 4 Liter Wasser zu uns nehmen bei diesen Temperaturen.“ Das sagt Hans Werner Kottkamp, Chefarzt der Zentralen Notaufnahmen des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) im Haus Gilead I und im Johannesstift Bielefeld. Denn die durch den Klimawandel ausgelösten Hitzewellen der vergangenen Jahre belasten auch in Ostwestfalen-Lippe viele Menschen schwer. Lesen Sie auch unseren Kommentar:Der Hitzeschutzplan muss kommen, und zwar schnell &bdquo;Das hat in den letzten Jahren enorm zugenommen“, weiß Kottkamp. Viele Menschen, insbesondere ältere Patienten oder solche mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, würden in die Notaufnahmen eingeliefert und müssten aufgrund von Austrocknungserscheinungen über die Venen mit Flüssigkeit versorgt werden. Nicht wenige von ihnen seien durch die Unterversorgung mit Flüssigkeit verwirrt und müssten sogar noch mehrere Tage auf einer anderen Station weiterbehandelt werden. Die Hitze sei darüber hinaus &bdquo;ein Thema, das uns allen zu schaffen macht, je länger die Hitzeperioden anhalten“, erklärt der Chefarzt im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Körper müsse sich in solchen Zeiten &bdquo;wie ein kleines Kernkraftwerk“ selbst kühlen, erläutert der Mediziner. Dies geschehe durch die Absonderung von Schweiß über die Haut. &bdquo;Wenn wir das nicht hätten, würden wir das nicht aushalten.“ Um die Belastung für den Körper weiter zu senken, sei es sinnvoll, sich in kühlere Räume zu begeben. Übersterblichkeit infolge der Hitzewellen So sieht es auch Klaus Reinhardt, Mediziner aus Bielefeld und Präsident der Bundesärztekammer. Deshalb begrüßt er die Initiative für einen Hitzeschutzplan: &bdquo;Wir sind sehr froh über die Initiative des Bundesgesundheitsministers“, sagt Reinhardt im Gespräch mit dieser Redaktion. Es gehe unter anderem darum, die Übersterblichkeit infolge der Hitzewellen zu senken. Hitze ist Experten zufolge das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko für die Menschen in Deutschland. Allein im Jahr 2022 kam es demnach zu 4.500 hitzebedingten Todesfällen. Im Jahr 2018 mit seinem besonders heißen Sommer waren sogar 8.700 Hitzetote zu beklagen. Das teilen die Bundesärztekammer, der Deutsche Pflegerat sowie die "Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit" mit. Es gehe unter anderem darum, die Übersterblichkeit infolge der Hitzewellen zu senken. Warnsystem für Patienten? Vorstellbar sei laut Reinhardt, die Warnstufen des Deutschen Wetterdienstes zur Grundlage für ein Warnsystem für Patienten zu machen, etwa über eine App. &bdquo;Das muss zügig kommen“, appelliert Reinhardt. Wenn Teile des Hitzeschutzplans noch in diesem Jahr umgesetzt werden könnten, &bdquo;wäre das wünschenswert“. Der Chef der Bundesärztekammer legt zudem Wert auf die Feststellung, dass die Warnstufen bundeseinheitlich geregelt sein müssten. Auch Menschen, die im Freien arbeiten müssen, dürfe man in dem Hitzeschutzplan nicht vergessen. &bdquo;Wir müssen über Arbeitsschutzmaßnahmen nachdenken.“ Ob es sinnvoll ist, Altenheime flächendeckend mit Klimaanlagen auszurüsten, wie von den Sozialverbänden vorgeschlagen wird, daran hat Reinhardt Zweifel. Es sei aus seiner Sicht besser, zuerst bauliche Techniken zur Anwendung zu bringen, die nicht energieverbrauchend seien. Auch die Stadt Bielefeld hat sich zum Thema Hitzeschutz bereits Gedanken gemacht, wie dessen Dezernent Martin Adamski, zuständig für Umwelt, Gesundheit und Klimaschutz, berichtet. Seit einem Jahr sei man dabei, konkrete Maßnahmen in einem entsprechenden Plan festzuzurren. "Ich bin sicher, dass wir nach dem Sommer damit rauskommen." Es gehe in dem Plan zum Beispiel um Dinge wie die Grundwasserneuentwicklung, Aufklärungskampagnen, Schutz und Neuanpflanzung von Bäumen oder Dachbegrünung. Auch Trinkwasserstationen in der Innenstadt gehören dazu. Es sei wichtig, dass der Hitzeschutzplan des Bundes rasch komme, denn "er hilft, Fördermittel zu generieren". Dies sei für alle Kommunen wichtig, um auf diesem Feld voranzukommen.

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