Kriminalität

Zahl der Verfahren wegen Kindesmissbrauchs in NRW stark gestiegen

Die Zac NRW hat sich als bundesweit größte Cybercrime-Einheit der Justiz etabliert. Die mit Abstand meisten Hinweise auf die Täter kommen aus den USA.

Beim Missbrauchsfall von Lügde gab es fatale Behördenfehler. | © (c) Copyright 2019, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

13.02.2023 | 13.02.2023, 08:59

Düsseldorf (AFP). Im Kampf gegen Kindesmissbrauch haben die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden immer mehr Fälle zu bearbeiten. Im Jahr 2021 habe es 4.046 Verfahren gegen bekannte Tatverdächtige gegeben, 2022 seien es 8.713 gewesen, sagte der Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (Zac) bei der Staatsanwaltschaft Köln, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Montag. „Die Fälle haben sich also mehr als verdoppelt.“

Noch dramatischer sei die Steigerung bei den Verfahren gegen unbekannte Tatverdächtige. „Da hatten wir 346 Verfahren im Jahr 2021; im Jahr 2022 hatten wir 2.156 Verfahren – das hat sich also mehr als versechsfacht. Das ist schon deutlich und uns eine Verpflichtung, mit genau dieser Intensität die Ermittlungen fortzuführen“, sagte Hartmann.

Hartmann erklärte den enormen Anstieg der Verfahren mit einer verbesserten Organisation der Strafverfolgungsbehörden – etwa der Einrichtung einer Taskforce bei der Zac NRW, wodurch viel mehr Fälle aus dem sogenannten Dunkelfeld aufgeklärt werden könnten. „Die Ermittlungsmechanismen sind sowohl bei uns als auch bei der Polizei und den örtlichen Staatsanwaltschaften viel effektiver geworden“, sagte Hartmann.

Trotz des personellen und technischen Ausbaus erhalten die deutschen Strafverfolgungsbehörden die mit Abstand meisten Hinweise auf die Täter aus den USA. „Das liegt daran, dass der größte Teil der Internetservices in der Hand US-amerikanischer Unternehmen ist“, sagte Hartmann. „Täter laden etwa entsprechende Bilder bei Microsoft, Google oder Amazon in eine Cloud. In den USA werden diese Clouds regelmäßig nach kinderpornografischen Bildern gefiltert.“ Sobald es Verdachtsfälle gebe, würden diese von den Unternehmen an die US-Behörden gemeldet.

Die Zac NRW hat sich als bundesweit größte Cybercrime-Einheit der Justiz etabliert. Ihr obliegt die Verfahrensführung in herausgehobenen Ermittlungen im Bereich der Cyberkriminalität.

INFORMATION


Betroffene oder Menschen, die einen Missbrauch vermuten, können sich kostenfrei und anonym an das "Hilfetelefon Sexueller Missbrauch" wenden: 0800-22 55 530. Weitere Infos zu Beratungs- und Hilfeangeboten vor Ort gibt es unter: www.hilfeportal-missbrauch.de

Kinder und Jugendliche, die Missbrauch erlebt haben, können sich montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr an die "Nummer gegen Kummer" (116 111) wenden. Auf www.nummergegenkummer.de gibt es auch die Möglichkeit, mit den Beratern zu chatten.

Wer sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlt oder pädophile Neigungen bei sich vermutet, findet Ansprechpartner beim Projekt "Kein Täter werden" der Berliner Charité. Auf www.kein-taeter-werden.de und unter 030-450 529 450 gibt es kostenlose Informationen. Es gilt die ärztliche Schweigepflicht.