Nach Großbrand in Blomberg: Vier Hühner überleben das Inferno

Blomberg. Scharf fegt der Wind an diesem Morgen über die kahlen Stahlgerippe, treibt die grauen Wolken über der Brandstelle vor sich her und rüttelt an den rußgeschwärzten Resten der Gebäudeverkleidung. Vor zwei Tagen hat hier das Feuer gewütet und fast alles von dem zerstört, was mal ein florierender Betrieb war. Das zehnköpfige Team der Holzbaufirma HDW in Blomberg hat am Montagmorgen noch vor den Trümmern des verheerenden Brandes vom Samstagabend gestanden. Und obwohl ihnen Schock und Trauer garantiert noch in den Knochen stecken, sind sie bereits wieder auf ihren Baustellen. &bdquo;Wir können unsere Kunden ja nicht hängen lassen“, heißt es in der Unternehmenszentrale, auch wenn viele Verständnis zeigten. &bdquo;Es muss ja weitergehen“. Derweil schlage dem Team eine große Welle der Hilfsbereitschaft entgegen. Das bestätigt auch Gerardis Egging. Der gebürtige Niederländer arbeitet schon seit vielen Jahren bei HDW, die Erschütterung ist ihm noch anzumerken. &bdquo;Alle sind total hilfsbereit, die Nachbarn haben schon angeboten, dass wir erst mal von ihnen Strom bekommen können. Und heute Morgen waren wir alle bei einem Unternehmen in der Nachbarschaft zum Frühstücken eingeladen.“ Denn es ist ja nichts mehr da, alles zerstört: &bdquo;Wir dürfen auch bei den Nachbarn den Pausenraum und die Sanitärräume benutzen.“ Die Brandruinen liegen verlassen da, noch hat die Polizei ihre Ermittlungsarbeit zur Brandursache nicht beendet, und so lange die nicht feststeht, wird die Brandstelle auch nicht zum Betreten freigegeben. Nur direkt neben dem Firmentor klingt ein leises Gegacker aus der Ecke beim Spänebunker: Durch ein paar Gitterstäbe schauen vier Hühner herüber. &bdquo;Die hier haben überlebt“, berichtet Gerardis Egging. Schweine und Schafe unversehrt Als die Flammen am Samstagabend wüteten, hatte er die Feuerwehr angefleht, dass sie die Tiere retten möge, und die Kameraden haben getan, was sie konnten, um das Federvieh aus seinem Gehege in der Nähe des Bürogebäudes zu holen. Das bestätigt auch Dennis Rubart, Pressesprecher der Blomberger Feuerwehr: &bdquo;Ein Trupp ist dann losgezogen, um sie da rauszuholen, sie haben aber leider nicht alle retten können.“ Immerhin haben die Schafe, die Schweine und die zehn Bienenvölker im hinteren Teil des Firmengeländes nichts abbekommen. Glückliche Tiere, im doppelten Sinn, und seit jeher der entspannende Ausgleich für die Mitarbeiter und Hobby des Chefs. Firmenleiter Gerhard Gärtner ist für die Redaktion an diesem Tag nicht an die Strippe zu kriegen, der hat verständlicherweise anderes zu tun. Sämtliche Maschinen und ein Gabelstapler sind perdu, das abgelagerte Holz aus dem Hochregallager ebenfalls. Ein Bruchteil der alten Eichenbalken hat tatsächlich das Inferno heil überstanden, vielleicht ist auch Dämmmaterial noch zu gebrauchen. Doch dass es weitergehen wird, hat der Chef seinen Mitarbeitern schon verklickert: &bdquo;Wir bauen wieder auf“, ist Gerardis Egging sicher, während sein Blick über die verkohlten Balken schweift. Spänebunker hält Stand Immerhin hat der Spänebunker den Feuersturm in direkter Nähe überlebt: &bdquo;Oben züngelte es schon, darum haben wir die Verkleidung abgerissen, aber die dicken Betonwände haben das Feuer abgehalten“, erklärt Dennis Rubart. Das ist beim Bürogebäude leider nicht geglückt, ob da nach dem Löscheinsatz überhaupt noch etwas brauchbar ist, wird man erst wissen, wenn der Brandort freigegeben ist. Glücklicherweise liegt die Buchhaltung auf dem Rechner beim Firmenchef im Bad Pyrmonter Ortsteil Kleinenberg, aber ob die Bauzeichnungen und andere Unterlagen sich noch lesen lassen, weiß zum jetzigen Zeitpunkt keiner. Gerardis Egging wird jetzt erst einmal ein paar vernünftige Stromkabel besorgen, damit die Heizung im Spänebunker wieder laufen kann. Während er sich umwendet und zurück zu seinem Bulli geht, bricht die Sonne durch und scheint auf die verkohlten Balken. Und irgendwie ist es wie ein Symbol der Hoffnung: Es wird weitergehen. Versicherung schickt eigene Ermittler Solange die Brandursache nicht ermittelt ist, wird die Versicherung in einem Fall wie diesem nicht tätig. &bdquo;Sobald der Brandort von der Polizei freigegeben wird, schicken wir Sachverständige, darunter einen Gebäudesachverständigen und einen Inventarsachverständigen hin, einerseits um noch einmal die Brandursache zu überprüfen und andererseits den Schaden begutachten“, erklärt Sven Limberg von der Lippischen Landesbrandversicherung. &bdquo;Wenn grob die Schadenshöhe bekannt ist, sind im Versicherungsfall auch Abschlagszahlungen möglich, damit der Kunde schon mal mit wieder anfangen kann.“ Hilfreich sei eine Betriebsunterbrechungsversicherung, die seit der Corona-Zeit immer beliebt werde: &bdquo;Dann werden für die Zeit, wenn nicht gearbeitet werden kann, Löhne und Gehälter, aber auch entgangene Erträge gezahlt.“ Bauhof klotzt ran Sie hatten ihre liebe Mühe und Not im Kampf gegen Feuer und Eis, die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und all die anderen Helfer, die beim Großbrand am Samstagabend am Diestelbach im Einsatz waren. Von drei Stellen – aus einem Klärteich, aus dem Diestelbach und aus einem Hydranten - hatten sie das Wasser gezapft, das zu frieren drohte. &bdquo;Da hat uns der Bauhof der Stadt Blomberg super geholfen“, sagt Feuerwehr-Pressesprecher Dennis Rubart. &bdquo;Die hätten nach 19 Uhr am Samstagabend ja gar keinen Dienst mehr gehabt, aber die sind mit Salz gekommen und haben abgestreut, so viel sie konnten. Wir mussten ja einerseits verhindern, dass jemand ausrutscht und andererseits, dass die Schläuche einfrieren.“ Bürgermeister Christoph Dolle ist immer noch sehr beeindruckt von der Kraft der Elemente, die er da erlebte – aber auch von der Einsatzbereitschaft des Bauhofes: &bdquo;Als ich endlich jemanden erreichte, ist Julia Schumacher sofort losgefahren, und sie hat später noch Unterstützung von Frank Beinker und Karl-Heinz Hammer bekommen.“ Die Kollegen vom Bauhof hätten sich selbst dann einen Nachtdienst organisiert, um die Wehr im Kampf gegen das Eis zu unterstützen. Barcodes für Schläuche Jetzt haben alle Helfer die Schlacht geschlagen, aber noch immer sind die Feuerwehrleute mit Aufräumarbeiten beschäftigt: &bdquo;Seit gestern lasse ich Industriewaschmaschine und Trockner quasi ununterbrochen laufen“, berichtete am Montagmittag Dennis Rubart aus der Feuerwache. Noch immer stapeln sich Dutzende von Schläuchen hier. Die werden alle nach Lemgo in die Waschanlage gebracht und fein säuberlich aufgerollt wieder in den jeweiligen Gerätehäusern landen. Und woher weiß man, welcher wohin muss? – &bdquo;Die haben alle einen Barcode, das ist einfach.“

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