Bielefeld. Schnee ist doch eigentlich Mist. Er ist kalt, glatt und gelbe Flecken zeigen, wo Kinder besser nicht spielen sollten. Trotzdem kommt pünktlich mit dem Beginn der Weihnachtssaison – neuerdings im August – die große Frage auf: Gibt es Weiße Weihnachten? Schluss damit.
Nehmen wir uns ein Beispiel an Meteorologe Friedrich Föst. Er gibt sich den Illusionen gar nicht erst hin: „Weiße Weihnachten“ sind für ihn nur eine statistische Größe. Alle paar Jahre – in Ostwestfalen-Lippe zuletzt 2010 – dürfen sich Weihnachtsnostalgiker daran erfreuen. Tendenz abnehmend: Der Klimawandel könnte Weiße Weihnachten schon bald zum Auslaufmodell machen. Was also tun?
Die Lösung liegt auf der Hand: Wer mit dem Trend gehen möchte, feiert Weihnachten im Sommer. Das kommt dem Ursprung des Festes ohnehin viel näher. Die Hirten damals mussten sich schließlich auch nicht mit Schneemassen herumplagen. Zumindest ist davon in der Weihnachtsgeschichte nichts zu lesen. Und im orientalischen Bethlehem fällt sowieso noch seltener Schnee als in Bielefeld.
Weihnachtsgänse, Weihnachtsurlaub, Weihnachtsmärkte
Die Vorteile für Weihnachten im Sommer liegen auf der Hand. Urlaubshungrige Sonnenanbeter könnten das Christfest problemlos zu Hause verbringen, statt klimaschädliche Fernreisen in den globalen Süden zu unternehmen. In vielen Ländern dort ist Weihnachten sowieso nur irgendeine Tradition aus dem wohlhabenden Europa. Auch der Sommerurlaub könnte billiger ausfallen. Denn Weihnachten zu Hause ist doch eh am schönsten.
Die Weihnachtsgans könnte am Leben bleiben. Denn an Heiligabend gibts Grillfleisch. Schmeckt eh viel besser und Veggie-Varianten führt der Handel mindestens genauso gern wie vegane Schoko-Weihnachtsmänner.
Um überschüssige Pfunde und Weihnachtsspeck muss sich niemand Gedanken machen. Denn die weihnachtliche Jogging-Runde fällt bei sommerlichen Temperaturen viel leichter als im Winter. Zumindest gibt's weniger Ausreden. Der Sommer bietet außerdem noch einen weiteren Vorteil: Billiger, vollkommen überteuerter Glühwein auf überkandidelten Weihnachtsmärkten fällt aus. Es ist viel zu warm. Zum Christfest wird frischgezapftes, kühles Blondes serviert. Gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot, versteht sich.
„Zwischen den Jahren“ fällt aus
Selbst die Natur kann aufatmen. Statt importierter Nordmanntannen können heimische Eichen oder Birken in spießigen Vorstadtgärten am Leben bleiben – tannennadelfreie Wohnzimmer inklusive. Lichterketten braucht dann eh keiner mehr. Schließlich wird es im Sommer erst spät dunkel.
Weihnachten im Sommer beschert nicht nur Geschenke, sondern auch finanziellen Segen und entlastet die Arbeitswelt. Der Arbeitnehmer kassiert doppelt: Neben der Urlaubsgratifikation landet zeitgleich das Weihnachtsgeld auf dem Konto. Der Run auf den Urlaub „zwischen den Jahren“ entfällt. Im Dezember finden nur noch normale Werktage statt.
Nur eine Berufsgruppe muss leiden: Weihnachtsmänner. Sie müssen nun in ihren dicken Mänteln und weißen Bärten in den sommerlichen Kaufhäusern ausharren. Aber immerhin: Die gesparten Energiekosten für die Weihnachtsbeleuchtung können die krisengeplagten Einzelhändler mitten im August dann in Klimaanlagen investieren. Dann fühlen sich auch die Weiße-Weihnacht-Nostalgiker besser.