Infektionswelle

Kinderärztliche Videosprechstunde über Weihnachten in NRW - so geht es

Viele Kinderarztpraxen sind derzeit überlastet. Über die Weihnachtsfeiertage soll jetzt ein Zusatz-Service erste Orientierung in Krankheitsfällen geben.

Es gibt momentan eine enorme Welle an Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus, aber auch Grippe und andere Atemwegserkrankungen sind auf dem Vormarsch (Symbolfoto). | © IMAGO/Westend61

20.12.2022 | 20.12.2022, 12:54

Düsseldorf (epd/dpa). Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein bietet aufgrund der derzeitigen starken Belastung von Kinderarzt-Praxen ein zusätzliches Behandlungsangebot im kinderärztlichen Notdienst. Ab dem 24. Dezember haben Eltern erkrankter Kinder und Jugendlicher an den beiden Weihnachtstagen, Mittwochnachmittagen sowie an den kommenden Wochenenden die Möglichkeit, eine telemedizinische Beratung beziehungsweise Videosprechstunde durch einen Kinderarzt in Anspruch zu nehmen, wie die KV Nordrhein am Dienstag in Düsseldorf mitteilte.

Im Rahmen der Videosprechstunde sollen erste Maßnahmen besprochen und auch direkt entschieden werden, ob der Besuch einer Kinder-Notdienstpraxis notwendig ist oder nicht, wie die Ärztevereinigung erläuterte. Dieses zusätzliche Angebot werde vollständig vom NRW-Gesundheitsministerium finanziert.

Die telemedizinische Beratung im Kindernotdienst ist zwischen dem 24. Dezember bis 31. Januar 2023 möglich und über die Rufnummer 0211/5970 7284 für Eltern erreichbar. Um die Videosprechstunde nutzen zu können, benötigen Anrufer ein Smartphone, Tablet, Notebook oder einen Computer mit Kamera und Mikrofon. Die Installation einer zusätzlichen Software ist nicht erforderlich.

Newsletter
Update zum Mittag
Top-News, täglich aus der Chefredaktion zusammengestellt.

Die anrufenden Eltern erhalten nach Angabe ihrer Grunddaten einen Link zur Videosprechstunde über SMS oder E-Mail sowie eine Transaktionsnummer (TAN), mit der sie der Videosprechstunde beitreten können. Einmal erfasste Anrufer bekommen dann direkt einen digitalen Kontakt zu den diensthabenden Kinderärztinnen und Kinderärzten.

Für die Eltern habe die Videosprechstunde den großen Vorteil, am Bett ihres Kindes sitzen bleiben zu können, ohne den den Weg in die nächstgelegene Notdienstpraxis auf sich zu nehmen, hieß es. Mittlerweile seien Anwendungen wie FaceTime, Skype und Videokonferenzen im Allgemeinen für viele in ihrer Kommunikation zur Normalität geworden, sagt der KV-Vorstandsvorsitzende Frank Bergmann.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein stellt nach eigenen Angaben die ambulante medizinische Versorgung für fast zehn Millionen Menschen im Rheinland sicher. Zu ihren Mitgliedern zählen rund 19.500 Vertragsärzte, Psychotherapeuten und Ermächtigte. Für die Mitglieder trifft die KV Nordrhein unter anderem Vereinbarungen mit den Krankenkassen.

Das plant die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) plant unterdessen, den kinderärztlichen Notdienst über die Feiertage bis zunächst Mitte Januar zu entlasten. Geplant ist demnach, dass einige niedergelassene Kinder- und Hausärzte zusätzlich öffnen. Hierzu liefen derzeit noch organisatorische Absprachen, teilte ein Sprecher mit.

Viele Kinderpraxen und Kinderstationen sind aktuell extrem überfüllt. Experten berichten von einer enormen Welle an Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), das für Babys gefährlich sein kann. Ärztevertreter befürchten eine Verschärfung der Engpässe in der Kindermedizin über Weihnachten und Silvester. „Im Moment beobachten wir, dass Infektionen mit dem RS-Virus zurückgehen, dafür kommen jetzt immer mehr Kinder mit Grippe und anderen Atemwegserkrankungen“, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). „Durch die Personallage an den Feiertagen wird die Lage in Kliniken und Praxen gleichzeitig noch einmal angespannter sein als jetzt.“

Coronavirus sorgt weiter für „massenhafte Infektionen und Ausfälle“

Auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnt vor weiter steigendem Druck über den Jahreswechsel. „Ich gehe davon aus, dass diese akute Krise in der Kindermedizin noch bis Februar andauert“, sagte er. Die Zahl der Infektionsfälle werde nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen voraussichtlich in den kommenden Wochen noch weiter steigen. „Gleichzeitig geraten die Kinderkliniken über die Feiertage durch ausgedünnte Dienstpläne zusätzlich unter Druck - zumal dann, wenn viele niedergelassene Kinderärzte ihre Praxen in dieser Zeit schließen oder die Sprechstunden reduzieren.“

Die akute Krisensituation werde dadurch noch verschärft, dass das Coronavirus weiterhin für „massenhafte Infektionen und Ausfälle“ sorge, sagte Montgomery. Wer sich und seine Kinder schützen wolle, sollte dort, wo das Ansteckungsrisiko hoch sei, möglichst freiwillig eine Maske tragen.

INFORMATION


Kindernotdienst

Die telemedizinische Beratung im Kindernotdienst ist zwischen dem 24. Dezember ab 10 Uhr zunächst bis 31. Januar 2023 (Mittwochnachmittag von 16 bis 22 Uhr, Wochenende und Feiertage von 10 bis 22 Uhr) möglich und über die Rufnummer 0211/5970 7284 für Eltern erreichbar.