Umstrittener Vorstoß Bund der Steuerzahler fordert Ende der Lehrer-Verbeamtung – und erntet Kritik

Der Bund der Steuerzahler fordert einen Stopp der Verbeamtungen von Lehrern und Mitarbeitern in weiteren Bereichen der öffentlichen Verwaltung. Es sei viel Personal verbeamtet worden, ohne dass die zwingend nötig gewesen sei, sagte Steuerzahlerpräsident Reiner Holznagel der "Rheinischen Post". Die Forderung führt zu massiver Kritik. Wie ist die Lage bei den rund 210.000 Lehrkräften in NRW? Holznagel ist der Meinung, dass der Beamtenstatus im Schul- und Lehrbetrieb "nicht notwendig" ist. Mit dieser Aussage löst der Steuerzahlerpräsident erwartungsgemäß Unmut aus. Als "völlig realitätsfern" bezeichnet den Vorstoß SPD-Bildungsexperte Jochen Ott. Der Fraktionsvize der SPD im Landtag hält die Idee für "absurd", da man in diese Zeiten alles dafür tun müsse, um eine "drohende Bildungskatastrophe" abzuwenden. Dafür müsse der Lehrerberuf so attraktiv wie möglich gemacht werden. Es zeuge von &bdquo;wenig Weitsicht“, zum jetzigen Zeitpunkt diese Diskussion zu beginnen, sagt Roland Staude, Chef des Beamtenbundes in NRW. Gerade jetzt brauche es eine absolute gesellschaftliche Unterstützung für den systemrelevanten Bereich der Bildungsarbeit und der Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen, so Staude. Es sei wichtig, den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Für Bildungsexperimente sollte es in dieser Gesellschaft keinen Platz geben. 40.000 angestellte Lehrkräfte in NRW SPD-Politiker Ott hofft, dass NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) dem Vorstoß Holznagels eine sofortige Absage erteilen wird. Tatsächlich ist die NRW-Landesregierung aktuell dabei, den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten. CDU und Grüne haben kürzlich einen Stufenplan auf den Weg gebracht, wonach das Einstiegsgehalt von Lehrkräften an Grundschulen und im Bereich der Sekundarstufe 1 schrittweise bis 2026 auf die Besoldungsstufe A13 angehoben wird. Bislang verdienen Lehrkräfte an den Grundschulen und den Sekundarstufen 1 weniger als Gymnasiallehrer. Durch die Zuschläge, die sich nun jährlich erhöhen, erreichen die Lehrkräfte bis zum 1. August 2025 insgesamt ein Plus von 460 Euro. Für das Land sind damit Kosten in Höhe von rund 900 Millionen Euro verbunden. Allerdings kommen nicht alle Lehrkräfte in diesen Genuss. In NRW unterrichten rund 40.000 angestellte Lehrerinnen und Lehrer. Sie erhalten bis zu 700 Euro netto weniger als verbeamtete Kollegen in der Besoldungsstufe A12. Der Lehrerverband &bdquo;SchaLL NRW“ verweist auf eine Studie, wonach angestellte Lehrer im Laufe ihres Arbeitslebens und im Ruhestand in NRW bis zu 275.000 Euro netto weniger verdienen als ein verbeamteter Lehrer mit den gleichen Voraussetzungen. Ott fordert Schulministerin Feller auf, "endlich die schreienden Ungerechtigkeiten im System" zu beenden. Das Ausmaß sei nicht hinnehmbar und sei ein schlechtes Signal an mögliche künftige Anwärterinnen und Anwärter.

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